Corona-Krise: Mehr Anfragen nach Haustieren
Plötzlich auf den Hund gekommen?
Es ist eigentlich ein Phänomen: Während der Corona Krise und dem „Lockdown“ haben Tierschutzvereine vermehrt Anfragen nach Hunden erhalten. Wie in großen Medien zu lesen war, wollten viel mehr Menschen ein Tier adoptieren/kaufen – in anderen europäischen Ländern sicherlich, um die Ausgangssperre zu umgehen, aber in Deutschland gab es dieses Problem gar nicht. Wieso wurden auch hier mehr Tiere angefragt? Das Stadtmagazin Frankenthaler sprach mit dem Frankenthaler Tierschutzverein und Hunde Hilfe Pfalz e. V. über dieses Phänomen.
Von Gisela Böhmer
„Wir hatten in den vergangenen Monaten vermehrte Anfragen nach Tieren“, berichtet Simone Jurijiw vom Frankenthaler Tierschutzverein. „Die Leute hatten schlichtweg mehr Zeit. Im Homeoffice oder eben bei Kurzarbeit. Viele waren der Meinung, dass man in dieser Zeit einen Hund erziehen könne“.
Auch Manuela Zenke von der Hunde Hilfe Pfalz kann dies bestätigen. Die Hunde Hilfe Pfalz e. V. hat sich zur Aufgabe gemacht, Hunde in privaten Pflegestellen unterzubringen, bis diese vermittelt wurden. Hierzu zählen auch Auslandshunde. „Wir haben ebenfalls vermehrt Anfragen erhalten. Mal abgesehen von der Tatsache, dass im konkreten Lockdown wir keine Auslandshunde nach Deutschland holen konnten, ist es uns wichtig, an seriöse Stellen die Tiere zu vermitteln. Wer aktuell einfach mehr Zeit hat, der hat deswegen noch nicht den passenden Platz für ein neues Haustier. Gerade Familien mit Kindern und Hundeanfänger haben uns kontaktiert und wollten ein Tier. Wir haben definitiv mehr Anfragen gehabt, aber unsere Vermittlungszahl ist nicht gestiegen“.
Denn ob Tierschutzverein oder Tierhilfe – seriöse Tierschützer vermitteln nicht irgendwem. Es werden die neuen Plätze begutachtet, es wird mit den potenziellen neuen Hundehaltern gesprochen und eben aufgeklärt.
Ein Hund ist nicht dafür da, nach dem Homeoffice alleine zu bleiben. Was ist mit Urlaubszeit oder Krankheitszeit. „Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, wie viel Arbeit da auf einen zukommt. Diesen Menschen haben wir auch kein Tier vermittelt“, berichtet Zenke weiter.
Beide befürchten allerdings, dass viele Menschen, die keine Tiere vermittelt bekommen haben, bei unseriösen Händlern und Züchtern – vor allem im Online-Handel - gelandet sind und sich dennoch ein Tier angeschafft haben. „Ich bin gespannt, wie viele Tiere am Ende des Jahres in den Heimen oder auf Vermittlungsstellen landen“, berichten die beiden Tierschützer unisono.
Woran erkennt man einen seriösen Züchter/Händler?
Gerade für normale Hundehalter ist es extrem schwierig zu erkennen, wann ein Züchter serös ist. Wichtig ist, die Hintergründe der Elterntiere zu hinterfragen. Optimal natürlich, wenn man die Elterntiere sehen kann.
Tiere sollten gesund sein, geimpft und man sollte sich die Räumlichkeiten vor Ort ansehen können. Ist der Auslauf groß genug, wie sehen die anderen Tiere aus und so weiter.
Wer ein Tier aus dem Ausland erwirbt, der kann dies selten überprüfen. Hierfür gibt es aber eben seriöse Vermittlungsstellen, wie die Hunde Hilfe Pfalz. „Wir haben uns vorab die Vermittlungsstationen im Ausland angesehen. Wir wissen, wo die Tiere herkommen und wie sie dort gehalten werden, bevor sie nach Deutschland kommen“, berichtet Zenke weiter. Dadurch übernehmen sie einen Teil der Arbeit, die ein neuer Hundebesitzer normalerweise selbst machen sollte. „Wir vermitteln aber nicht an irgend wen, wir schauen uns das neue Zuhause genau an, die Auflagen sind bei uns sehr hoch. Wir wollen eben, dass das Tier sein endgültiges Zuhause findet und nicht nach einem halben Jahr im Tierheim landet“.
Dem Frankenthaler Tierschutzverein ist es ebenfalls wichtig, dass das neue Zuhause genau passt. „Natürlich haben wir auch schwierige Hunde, aber uns ist wichtig, den richtigen Platz zu finden. Das muss passen, deswegen betrachten wir den neuen Halter sehr genau“, so Jurijiw.
Fazit
Wer sich wirklich für ein Haustier interessiert, der ist vorbereitet, hat sich mit allen Eventualitäten wie beispielsweise Urlaub, Krankheit und mehr auseinandergesetzt und kann dies auch den seriösen Tiervermittlern überzeugend darstellen. Ein Tier ist Verantwortung und nicht Zeitvertreib.
Wer sich für ein Tier interessiert, der sollte sich an seriöse Stellen wenden. Beispielsweise an den Frankenthaler Tierschutzverein, Friedrich-Ebert-Straße 12, Telefonnummer 06233 28485, www.frankenthaler-tierschutzverein.de oder Hunde Hilfe Pfalz e.V., Telefonnummer 06233 178768, www.hundehilfe-pfalz.jimdofree.com.
Hund mit Spezialeffekten
Bailey gehört zu den Tieren, die Verhaltensauffälligkeiten haben. Er ist mittlerweile über ein Jahr im Frankenthaler Tierschutzverein. Das liegt aber auch daran, dass der taube Boxer definitiv kein Anfängerhund ist. Mit diesem Tier muss gearbeitet werden. „Leider haben wir es noch immer nicht geschafft das passende Zuhause für den 4-jährigen tauben Boxer zu finden“, berichtet Jurijiw. „Mit der Taubheit hat er keinerlei große Probleme, dafür hat er einige “Special Effects“, mit denen man umzugehen wissen muss. Wir haben mit dem Hund schon super viel gearbeitet und tun dies auch weiterhin, aber schöner wäre es für ihn, wenn sich ein absolut hundeerfahrener Mensch melden würde und dem eigentlich total lieben Hund ein Zuhause schenken würde“, so die Tierschützerin. „Er hat ein Problem mit fremden Menschen und noch so ein paar größere Kleinigkeiten - aber man kann ihn gut führen, er lernt sehr gut. Aber als Familienhund ist er nicht wirklich geeignet, für ihn wäre ein ruhiges Zuhause ohne großartigen Trubel mehr als perfekt“. Wer sich für Bailey interessiert, der kann sich an den Frankenthaler Tierschutzverein, Friedrich-Ebert-Straße 12, Telefonnummer 06233 28485, in Verbindung setzen. Weitere Informationen gibt es auch unter www.frankenthaler-tierschutzverein.de.
Autor:Stadtmagazin Frankenthaler aus Frankenthal |
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