Es war nie Auswanderung, immer nur Flucht
Rund 4000 pfälzische Juden konnten sich vor der Ermordung retten
Am 4. April, 19 Uhr, hält Herbert Baum vom Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal im Bildungszentrum der Volkshochschule (VHS) Frankenthal, Schlossergasse 10, einen Vortrag mit zahlreichen Fotos zum Thema "Es war nie Auswanderung, immer nur Flucht. Rund 4000 pfälzische Juden konnten sich vor der Ermordung retten". Der Eintritt ist frei.
Der Vortrag findet im Rahmen der seit Jahren bestehenden Kooperation der VHS mit dem Förderverein statt.
Adolf Hitlers Ernennung zum Reichskanzler durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933 war der vorläufige Höhepunkt eines langen Zeitraums der politischen Unruhen im Deutschen Reich. Schon nach wenigen Wochen wurden tausende Regimegegner eingeschüchtert, verfolgt und in frühen Konzentrationslagern interniert.
Parallel dazu begann die Ausgrenzung der Juden. In Deutschland lebten 1930 rund 525 000 Jüdinnen und Juden. Rund 270 000 konnten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges flüchten.
Zunächst werden verschiedenen Phasen der rechtlichen, ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Ausgrenzung der Juden kurz dargestellt. Die Motive und die praktische Umsetzung der Flucht waren abhängig von der Entwicklung der NS-Diktatur und der Weltlage.
Schwerpunkt ist jedoch die Beschreibung der Flucht mehrerer jüdischer Familien aus Frankenthal. 1933 lebten hier noch rund 300 Juden, 1940 war die Stadt, wie es in den offiziellen Dokumenten heißt, „judenrein“. Bereits im November 1933 flüchtete der 35jährige Friedrich Reinhard mit seiner Frau nach Palästina (Israel). 1937/38 flüchtete die Familie des Kantors Heinrich Schottland in die USA. 1954 wurde Heinrich Schottland zum Rabbiner ordiniert und gründete eine angesehene jüdische Gemeinde. Moritz und Meta Nachmann vom Kaufhaus Nachmann in der Bahnhofstraße wurden im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. Ihre drei Söhne flüchteten in die USA. Robert Blum war ein erfolgreicher und angesehener Rechtsanwalt. Vor der Flucht verkaufte er sein Wohnhaus Max-Friedrich-Straße 4 und seine Kanzlei in der Westlichen Ringstraße 29 für rund 60 000 Reichsmarkt. Durch Steuern und Abgaben blieb davon kaum etwas übrig. Am 21.6.1939 flüchtete die Familie mit ihren beiden Töchtern nach Sao Paulo in Brasilien. Die jüngste Tochter, Hannelore Blum-Schonmann besuchte 2013 Frankenthal und informierte Schülerinnen und Schülern des Karolinen-Gymnasiums über ihr Leben.
Weitere Informationen: www.juden-in-frankenthal.de
Foto Familie Schottland
Hintere Reihe v. l.: Alexander Eduard, Gertrude und Edwin Schottland;
vordere Reihe v. l.: Heinrich, Hannah und Eugenie Schottland
(Stadtarchiv Frankenthal)
Autor:Herbert Baum aus Frankenthal |
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