Unfall mit vielen Fahrzeugen und Verletzten
Simulation für den Ernstfall

Rettungseinsatz unter schweren Bedingungen  | Foto: Kim RIleit

Frankenthal/Region. Ein schreckliches Szenario: Mehrere verunfallte Fahrzeuge, unter anderem ein Gelenkbus. Auf der Gegenfahrbahn gab es ebenfalls einen Crash, vermutlich durch einen Gaffer verursacht. Es scheint sehr viele Verletzte zu geben, man hört Geschrei. - All das war am vergangenen Samstag in Frankenthal auf dem Nordring zu erleben. Glücklicherweise handelte es sich dabei nicht um einen echten Unfall, sondern um eine Großschadensübung der Polizei, der Feuerwehr und der Katastrophenschutzeinheiten der Stadt Frankenthal. Dafür wurde der Nordring gesperrt, die 16 verunfallten Fahrzeuge mithilfe von Unfallgutachtern durch Abschleppunternehmen platziert. Rund 40 Statisten wurden realistisch geschminkt und vor Beginn der Übung in den Fahrzeugen verteilt. Sie haben Kärtchen um den Hals, auf denen zu ersehen ist, welche Verletzung sie haben, wie ihr Zustand ist, ob sie noch leben.

Von Charlotte Basaric-Steinhübl

Übungsablauf

Die Übung startet mit einem Notruf, den eine Polizistin absetzt. Sie schildert aufgeregt, dass es einen Unfall gegeben habe. Nach und nach gehen weitere Notrufe bei der Leitstelle ein - immer mit dem Zusatz „Übung“. Denn gleichzeitig müssen die Rettungskräfte auch „richtige“ Notrufe annehmen und abarbeiten. Eine große Belastung für alle Beteiligten, gerade nach dem Schneeeinbruch der vorangegangenen Nacht mit vielen Realeinsätzen.

Nach einigen Minuten kommen ein Polizei- und ein Feuerwehrauto an. Damit es zu keinen Unfällen im laufenden Verkehr kommt, dürfen sie erst ab der Sperrung mit Blaulicht und Sirene fahren. An jedem Fahrzeug wird nun geschaut, wie die Lage ist, wie viele Personen drin sind, wie schwer sie verletzt sind, ob ihnen überhaupt noch zu helfen ist.

Plötzlich geht es ganz schnell. Im Sekundentakt hört man Martinshörner, immer mehr Rettungsfahrzeuge, Feuerwehr, Polizei, Krankenwagen, treffen ein. Für den fachfremden Betrachter eine überwältigende Situation, ein großes Chaos. Eine erste Lagebesprechung.
Und dann sind unzählige Rettungskräfte gleichzeitig an allen Stellen am Arbeiten. Es werden Verletzte betreut, Autos aufgeschnitten, aufkommende Brände gelöscht, der Rettungshubschrauber landet. Ein Bus aus Ludwigshafen kommt, in dem mehrere Menschen intensivmedizinisch versorgt werden können, bis sie ins Krankenhaus verletzt werden. Schließlich wird noch ein Zelt zur Versorgung der Verletzten aufgebaut.

Doch wie funktioniert das? Wer meldet sich bei wem? Wer entscheidet, was getan werden muss? Wie viele Krankenwagen werden angefordert? Braucht man den Rettungshubschrauber? Um das zu Üben, wurde diese Großschadensübung konzipiert.

Schnittstellen- kommunikation das A und O

„In jedem Einsatz ist die Schnittstellenkommunikation das A und O, weil wir hier verschiedene Bereiche haben, die zusammenkommen: Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutzeinheiten und Regelrettungsdienst. Diese sind alle auf unterschiedlichen Funkkanälen unterwegs, sie haben alle ihre eigenen Einsatzstrukturen, die man irgendwie bündeln muss,“ erläutert Dr. Michael Kuhn, Oberarzt am Krankenhaus Bad Dürkheim, Mitglied der Gruppe der Leitenden Notärzte Vorderpfalz und Mitglied des Planungsteams. So stelle der Rettungsdienst beispielsweise fest, wenn Patienten schwer verletzt und möglicherweise eingeklemmt sind. Die Feuerwehr ist aber für deren Befreiung zuständig. Daher müsse eine solche Information sehr schnell kommuniziert werden, damit die am schwersten verletzten Patienten zeitgerecht aus den Fahrzeugen befreit werden können. „Und so setzt sich das im Prinzip fort. Was ist bereits gemacht, was ist noch zu tun? Die Schnittstellenkommunikation zwischen den führenden Köpfen der jeweiligen Zuständigkeiten, also Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst, das ist immer der Knackpunkt,“ so Dr. Kuhn.

„Chaosphase“ am Anfang normal

Bei der Übung habe diese Schnittstellenkommunikation gut funktioniert. Es gab, wie in jedem Realeinsatz auch, eine „Chaosphase“ am Anfang. Das sei ganz normal, da man bei solchen Großschadenslagen genau den umgekehrten Fall habe, den man sonst im Regelrettungsdienst normalerweise hat. Normalerweise gibt es einen Patienten, um den sich mehrere Rettungspersonen kümmern. Bei der Übung war es umgekehrt, es gab eine große Anzahl von Patienten und am Anfang gerade mal zwei Rettungswagen und einen Notarzteinsatzfahrzeug, was an die Einsatzstelle kam. Diese Rettungskräfte müssen sich dann im umgekehrten Kräfteverhältnis um sehr viele Verletzte kümmern, sich einen Überblick verschaffen. Erst auf Grundlage dieser Erkundung können die nachrückenden Kräfte sinnvoll und - entsprechend der festgestellten Verletzungsmuster - priorisiert eingesetzt werden, sodass die am schwersten verletzten Patientinnen und Patienten als erstes versorgt und transportiert werden.

„Diese Chaosphase war im Prinzip mit der ersten Lagebesprechung, die es zeitnah gab, überwunden, weil dann der Einsatz strukturiert wurde. Man hat festgelegt, auf der einen Fahrbahn ist der eine Einsatzbereich, auf der anderen Fahrbahn ist der andere Einsatzbereich, hat Zuständigkeiten und Leiter für die einzelnen Einsatzabschnitte festgelegt und hat dann auch entsprechend schnell und zeitgerecht die Einsatzabschnitte auch abgearbeitet,“ fasst Dr. Kuhn den Einsatz zusammen.

Trotz schneller Rettung Beweismittel sichern

„Es ist natürlich so: Bei so Großschadenslagen hat man auf der einen Seite einen sehr hohen Handlungsdruck, den man spürt. Da sind Verletzte, die schreien herum. Es gibt Tote. Vielleicht brennt irgendwo ein Fahrzeug.Und auf der anderen Seite habe ich ein ganz bewusstes Informationsdefizit. Was ist passiert? Gibt es Beschuldigte? Gibt es beschuldigte Unfallverursacher, die die Unfallstelle schon verlassen haben? Ich muss daran denken, wie die Unfallaufnahme im Nachgang erfolgen wird. So kommt sehr viel Koordinationsarbeit auf einen zu,“ erläutert Marcel Wirdemann von der Polizeiinspektion Frankenthal die Aufgaben der Polizei.

„Im Wesentlichen bin ich der Überzeugung, dass die Handlungsstränge, so wie wir uns das vorstellen, gut funktioniert haben. Insbesondere in Absprache mit den anderen Behörden, wie der Feuerwehr, haben wir gut zusammengearbeitet. Auch mit der weißen Schiene, also den Rettungsdiensten, hat alles gut geklappt. Es ist ja so, auch die haben einen ähnlichen Handlungsdruck wie wir. Aber sie schaffen für uns Tatsachen,“ so Marcel Wirdemann weiter. „Alles das, was dazugehört, was in Ordnung ist, das muss schnell gehen. Aber mir fehlen dann vielleicht irgendwelche Zeugen, weil die in Krankenhäuser abtransportiert werden. Da werden Beweismittel verändert, weil eine Tür weggeflext wird oder so etwas. Mit der Situation muss man irgendwie zurechtkommen. Das funktioniert am besten, wenn man viel miteinander spricht. Und das hat bei uns heute funktioniert,“ fasst er zusammen.

Beeindruckendes Zusammenspiel von 250 Übenden

Planungsgruppe zufrieden

Polizeihauptkommissar Thomas Bader, Leiter der Planungsgruppe der Großübung und Dienstgruppenleiter bei der Polizeiinspektion Frankenthal, zeigte sich zufrieden: „Das Endziel war, dass jeder Patient am Ende auch versorgt und der adäquaten Rettung zugeführt worden ist. Und das hat alles wunderbar funktioniert. Der Abarbeitungsfluss war zu jeder Zeit gegeben“.

Auch der stellvertretende Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Frank Böhmer, der aktuell die Feuerwehr Frankenthal gemeinsam mit Andreas Kölsch leitet, zeigte sich zufrieden mit der Übung. „Natürlich müssen wir an der einen oder anderen Stellschraube noch etwas drehen, aber grundlegend hat es funktioniert. Aber genau dafür haben wir das ja auch gemacht. Von der Seite her bin ich sehr zufrieden.“

Nachbesprechung Ende April

Nun macht jede Einheit für sich eine Nachbesprechung. Ende April ist eine große gemeinsame Nachbesprechung terminiert. Das Treffen findet auf Zugführerebene und höher statt, außerdem sind die Abschnittsleiter dabei. In die Nachbesprechung fließen dann auch die Erkenntnisse der Beobachter und Schiedsrichter ein. Außerdem wurde die gesamte Übung vom Medienteam aufgenommen, unter anderem mit einer Drohne und vom Polizeihubschrauber aus, so dass auch bewegte Bilder ausgewertet werden können.

Daten / Zahlen / Fakten

Planungsbeginn Juli 2021
Rund 250 Übende aus Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst & Katastrophenschutz:
Feuerwehr Frankenthal; Polizeiinspektion Frankenthal; Rettungsdienst (DRK Vorderpfalz, Deutsche Rettungsflugwacht, ADAC Flugrettung, Kindernotarzt e.V.); Katastrophenschutz Stadt Frankenthal mit Malteser Hilfsdienst, Deutsches Rotes Kreuz Frankenthal, Johanniter Unfallhilfe, Deutsche Lebensrettungsgesellschaft; Werkfeuerwehren KSB und Renolit; Feuerwehren VG Lambsheim-Heßheim, Bobenheim-Roxheim, Grünstadt, Ludwigshafen; Technisches Hilfswerk Frankenthal
Rund 70 Gäste- und Beobachter; fünf Schiedsrichter; gemeinsame 12-köpfige Planungsgruppe aus Feuerwehr Frankenthal und Polizei Frankenthal, sowie je einem Organisatorischen Leiter Rettungsdienst und einem Leitenden Notarzt bas


Klicken Sie sich durch unsere Fotogalerie:

Beeindruckendes Zusammenspiel von 250 Übenden
Ausgehen & Genießen
Alles neu: Der Weihnachtsmarkt Ludwigshafen überrascht mit neuer Weihnachtspyramide und neuem Riesenrad | Foto: Lukom / Martina Wörz
36 Bilder

Volle City: Die schönsten Fotos vom Weihnachtsmarkt Ludwigshafen

Ludwigshafen. Dass der Weihnachtsmarkt Ludwigshafen bei den Stadtbewohnern und Menschen aus dem Umland gut ankommt, war schon am ersten Samstagabend zu erleben: Um 18 Uhr füllte sich das Adventsdorf langsam, um 19 Uhr kamen die großen Besucherströme. Und ab 20 Uhr gab es den bisherigen Höchstwert mit rund 4000 Gästen im Jahr 2024, der bis 21.30 Uhr anhielt. Egal, wen man an diesem Abend fragte, von Ausstellern und Publikum erhielt man immer die dieselbe Antwort. Die Besucher zählen den...

Autor:

Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

32 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

RatgeberAnzeige
Im Trauerfall benötigen Familie und Freunde des Verstorbenen Beistand und Fürsorge - auch in Form von Trauerbegleitung bei der Planung einer Bestattung oder Beerdigung.  | Foto: Africa Studio/stock.adobe.com
2 Bilder

Bestatter Ludwigshafen: Einfühlsame Begleitung im Trauerfall

Bestatter Ludwigshafen. Wenn ein geliebter Mensch stirbt, stehen Angehörige vor großen Herausforderungen mitten in ihrer Trauer. Wie plant man eine Bestattung in Ludwigshafen am Rhein, welche Beisetzungsformen gibt es und welche Dokumente werden benötigt? Das Bestattungsinstitut Trauerhilfe Göck begleitet Menschen in dieser schweren Lebensphase individuell und persönlich. So kann man sich aufs Abschied nehmen konzentrieren und alle Formalitäten in vertrauensvollen Hände geben.  Die Belastung...

Wirtschaft & HandelAnzeige
App für Finanzen: Monatliche Einnahmen und Ausgaben im Überblick behalten und ganz einfach Überweisungen tätigen? Das alles kann die Finanz-App der Sparkasse | Foto: Maria Vitkovska/stock.adobe.com
4 Bilder

App für Finanzen: So behalten Sie Ihr Geld ganz leicht im Blick

App für Finanzen. Immer die Übersicht über die eigenen Finanzen bewahren, von überall Überweisungen tätigen und ganz einfach Rechnungen mit dem Handy bezahlen – das geht mit der preisgekrönten App der Sparkasse. Anschauliche Übersicht: Kontostand, Überweisungen, Einnahmen und Ausgaben auf einen BlickMit der Finanz App der Sparkasse kann man sich den Weg in die Filiale oder den Gang an den Rechner sparen. Überweisungen ausführen sowie Kontostand und Umsätze prüfen – das geht immer und überall....

RatgeberAnzeige
KFZ-Versicherung wechseln: Der Wechsel der Autoversicherung kann sich richtig lohnen. Mit einem Tarifvergleich findet man schnell und kostenfrei die beste Versicherung für die eigenen Ansprüche. | Foto: AntonioDiaz/stock.adobe.com
3 Bilder

Kfz-Versicherung wechseln: So sichern Sie sich die besten Konditionen

Kfz-Versicherung wechseln: Sie sind unzufrieden mit dem Preis oder der Leistung Ihrer Kfz-Versicherung? Dann lohnt es sich, über einen Wechsel nachzudenken. Den besten und günstigsten Tarif zu finden, ist mithilfe eines Vergleichsportals nicht aufwendig und auch der Versicherungswechsel selbst funktioniert hier schnell und unkompliziert.  Kfz-Versicherung wechseln: Darum lohnt es sich genau jetzt  Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, Ihre Kfz-Versicherung zu wechseln oder eine neue Versicherung...

Ausgehen & GenießenAnzeige
Kreuzfahrt als Gruppenreise erleben: Gemeinsam mit den Kreuzfahrtfreunden aus der Pfalz kann man die schönsten und interessantesten Ziele der Welt entdecken. Rundum betreut und sicher.  | Foto: stock.adobe.com/ Pav-Pro Photography
2 Bilder

Kreuzfahrt als Gruppenreise: Entdecken Sie die schönsten Reiseziele

Kreuzfahrt als Gruppenreise. Gemeinsam mit Gleichgesinnten einzigartige und unvergessliche Erfahrungen an Bord eines Kreuzfahrtschiffs erleben und die schönsten Reiseziele der Welt in einer entspannten und intensiven Art erkunden. Lassen Sie sich von traumhaften Orten beeindrucken und erleben Sie faszinierende Landschaften, kulturelle Begegnungen und abenteuerliche Ausflüge als deutschsprachige Gruppenreise gemeinsam mit dem Kreuzfahrtfreunden.  Warum eine Kreuzfahrt in der Gruppe buchen?Seit...

Wirtschaft & HandelAnzeige
BWL Mannheim: Neben dem Job an der VWA studieren und mit diesem Booster für die Karriere: ins Management durchstarten. Die Studiengänge beginnen jeweils zum Wintersemester und zum Sommersemester. | Foto: VWA Rhein-Neckar
4 Bilder

BWL Mannheim: Betriebswirt, Bachelor und Master erlangen

BWL. Studium in Mannheim. Motto: „Wir lehren Wirtschaft." Mit der VWA Rhein-Neckar zum Bachelor und Master in Betriebswirtschaftslehre. Die VWA bereitet Studierende auf ihre Karriere vor - ob sie gerade aus der Schule kommen oder eine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben und im Berufsleben stehen. Wer sich für einen Studiengang bei dem Mannheimer Bildungspartner für Verwaltung und Wirtschaft entscheidet, studiert in der Regel berufsbegleitend neben dem Job. BWL Mannheim ist auch in...

Wirtschaft & HandelAnzeige
Digital Sales Manager Ludwigshafen: Die Vermarktungsexperten für Medialösungen der Tageszeitung DIE RHEINPFALZ und der Wochenzeitung WOCHENBLATT vertrauen auf gute Beziehungen zu ihren Kunden. | Foto: JKLoma/stock.adobe.com

Digital Sales Manager Ludwigshafen: Bei Mediawerk Südwest

Digital Sales Manager Ludwigshafen. Das Team der MWS Mediawerk Südwest GmbH heißt regelmäßig neue Kollegen willkommen. Es lohnt sich, sich zu bewerben - nach der Schule um eine Ausbildung oder als Berufserfahrener um eine Anstellung. Die Vertriebsmitarbeiter entwickeln im Austausch mit ihren Kunden maßgeschneiderte Strategien, um mit den innovativen Medialösungen den Service,  die Produkte oder die Technologie der Unternehmen erfolgreich in den Blickpunkt relevanter Personengruppen zu rücken....

Online-Prospekte aus Frankenthal und Umgebung



add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.