Interview mit Sänger der Anonyme Giddarischde
„Zeit spielt keine Rolle“ – Warum Thomas "Edsel" Merz die Pfalz so liebt
Pfalz. Sie sind Vollblutpfälzer, singen ausschließlich auf Mundart und kaum eine andere Band beschreibt mit ihren Liedtexten so treffend die Mentalität der Pfälzer. Die Rede ist von den „Anonyme Giddarischde“. Die Musiker aus Frankenthal haben sich aus tiefstem Herzen der Pfalz verschrieben, ja, sie sind die Pfälzer Band schlechthin. Ihre Konzerte sind durchweg ausverkauft, ihre Regale voll von Preisen und Auszeichnungen. Die jüngste davon: Der Goldene Winzer der Stadt Bad Dürkheim.
Mit dem „Palzlied“ haben sie eine „Nationalhymne“ für die Pfalz geschaffen. Mit Songs wie „Lewwerworschd“, "Isch bin so gern vun do!", "Fuchsbach, Eckbach, Isenach" oder "Pälzer därfen des" treffen sie den Nerv der Zuhörer in ihrer Region. Bundesweit werden sie als Repräsentanten der Wald- und Weinregion bezeichnet. Beim Pokalendspiel 2024, in dem der 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Bayer Leverkusen antrat, sorgten sie auf der Fanmeile in der Bundeshauptstadt für „Pälzer Stimmung“.
Sänger Thomas „Edsel“ Merz erzählt redakteurin Cynthia Schröer, warum er die Pfalz so liebt und was die Region für ihn so einmalig machen. Er verrät auch, inwiefern die Pfalz Einfluss auf seine Songs hat.
Wann wurde Dir bewusst, dass die Pfalz für Dich so einzigartig ist?
Thomas „Edsel“ Merz: Man lernt viele Dinge erst zu schätzen, wenn man sie auf einmal nicht mehr hat. So ging es mir, als ich vor Jahrzehnten zum ersten Mal beruflich für mehrere Monate auf Montage war. Egal wohin ich seither von Berufs wegen musste: Die Menschen und die Gegend waren komplett anders. Dafür muss man nicht mal weit weg. Schon im Badischen Nachbarland spürt man die Veränderung.
Inwiefern unterscheidet sich die Pfalz von anderen Regionen?
Edsel: Das fängt schon damit an, wie die Pfälzer das nutzen, was sie haben: Sicher gibt es auch andere Regionen mit Wald und Wein, aber was die Pfälzer daraus gemacht haben, ist einzigartig. Allein das Netz an Hütten und Wirtschaften im Wald ist ein Alleinstellungsmerkmal. Und das spiegelt auch die Mentalität „vun de Leit“ hier wider.
Was ist an der Mentalität der Menschen hier so besonders?
Edsel: Die „Pälzer“ sind ein verdammt geselliges Volk. Wir „glucke un hocke“ immer zusammen, so auch in den vielen Hütten im Wald. Bei uns wird immer gegessen, getrunken und gequatscht. Diese Geselligkeit ist einfach unglaublich. Das ist nichts, was man jemals in einem Reisekatalog beschreiben könnte. Das hängt auch mit dem Wein zusammen. „Wo Woi is, werd immer gequatscht.“ Wein ist Kommunikation.
Da ist noch eine Besonderheit: Wenn „Pälzer zusamme sitze“, dann haben sie auch einen sehr kultivierten Ekel vor Arbeit. Das heißt: Zeit spielt keine Rolle. Sie sitzen beisammen, „so lang, wie’s schä is“. Das gilt auch unter der Woche: Sie bleiben einfach lang – als müssten sie am nächsten Tag nicht arbeiten. Diese Grundeinstellung findet man woanders nicht.
Außerdem sind wir ehrlich. Wir tragen das Herz auf der Zunge - frei nach dem Motto: „Woher soll ich wisse, was ich denk, bevor ich heer, was ich saa?“ Pfälzer machen nicht lang rum: Sie sagen, was sie denken.
Warum lohnt sich ein Besuch in der Pfalz?
Edsel: Erstens kommen viele in die Pfalz, weil sie die Stimmung hier so lieben. Auch für Fremde ist hier an jedem Tisch immer noch ein Platz. Sie werden direkt aufgenommen, als würden sie schon immer dazugehören. Zweitens ist die Landschaft hier einfach atemberaubend. Ob es nun die riesigen Waldgebiete sind mit ihrer Ruhe, ihrer unberührten Natur oder auch die unendlichen Weiten, die einen wahnsinnigen Ausblick bieten.
Hast Du einen Lieblingsplatz in der Pfalz?
Edsel: Auf einzelne Orte kann ich mich da nicht festlegen, aber spontan fällt mir der Donnersbergkreis im Norden ein. Ideal zum Motorradfahren. In der Dämmerung liegt die Landschaft in malerischen Farben – wie eine Galerie. Denn hinter jeder Kurve zeigt sich ein anderes Bild. Grundsätzlich ist das weite Land in Nord- und Westpfalz einfach traumhaft. Oder auch die Aussicht auf die endlosen Weiten, die man zum Beispiel vom Gipfel der „kleinen Kalmit“ im Süden hat.
Auch im Wald kann man sich total verlieren. Die Natur, die Pflanzen, die Tiere. Ich lebe schon mein ganzes Leben lang hier, aber das sind Dinge, die berühren mich noch immer. Als Autor für Liedtexte muss man immer sehr aufmerksam sein. Schließlich muss man sich überall Inspiration und Anregungen holen. Hier in der Gegend fällt mir das absolut nicht schwer. Da kommen die Ideen manchmal ganz von alleine. cyn
Autor:Cynthia Schröer aus Landstuhl |
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