Weniger Wintergäste am Futterhäuschen
Rekordbeteiligung bei der „Stunde der Wintervögel“
Frankenthal. Dieses Jahr konnte der NABU Rheinland-Pfalz eine Rekordteilnahme bei der Stunde der Wintervögel verzeichnen: 12.619 Menschen haben 299.190 Vögel aus 8.566 Gärten und Parks gemeldet (im Vorjahr nahmen insgesamt 8.018 Vogelfreunde teil). „Wir freuen uns sehr über die anhaltend hohe Beteiligung und das große Interesse an der heimischen Vogelwelt“, so Carmen Schauroth, Leiterin der NABU Regionalstelle Süd. „So werden die Ergebnisse noch aussagekräftiger und das wiederum hilft unseren Vögeln in der Süd- und Vorderpfalz. Die Beobachtungen der Menschen vor der eigenen Haustür sind wichtige Beiträge für unsere Naturschutzarbeit, denn sie liefern Hinweise für aktuelle Bestandsentwicklungen und bilden somit die Grundlage für gezielte Naturschutzmaßnahmen.“
Nicht zugenommen haben dagegen die Vogelzahlen, die dem NABU gemeldet wurden - im Gegenteil. „Die Gesamtzahl von durchschnittlich 34,5 Vögeln pro Garten stellt den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Aktion im Jahr 2011 dar, zwölf Prozent weniger als im langjährigen Durchschnitt“, so NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. „Nur im Januar 2017 waren die Zahlen noch etwas niedriger. Auch damals fehlten besonders die typischen Futterplatzbesucher, nämlich sämtliche Meisenarten, Kleiber, Gimpel und Kernbeißer – alles Arten deren Winterbestände auf den Zuzug von Artgenossen aus dem Norden angewiesen sind. Dieser ist im bis kurz vor der Zählung europaweit sehr milden Winter wohl teilweise ausgeblieben.“ Rekordwerte erreichten dagegen Standvogelarten wie Haussperling und Stadttaube sowie Arten, die grundsätzlich mildere Winter bevorzugen, wie Rotkehlchen und Ringeltaube. „Seit 2011 nehmen die Winterbestände von Vogelarten, die auf Zuzug aus dem Norden und Osten angewiesen sind, ab. Im Winter standorttreue Arten und solche, die teilweise von uns nach Süden ziehen, zeigen dagegen stabile oder gar wachsende Winterbestände“, so Lachmann. Je milder der Winter, desto geringer die Neigung der Vögel in wärmere Regionen im Süden und Westen auszuweichen. Die fünf am häufigsten gemeldeten Arten waren Haussperling, Kohlmeise, Amsel, Blaumeise und Feldsperling. Ein besorgniserregend schwaches Ergebnis, das nicht mit dem Wetter erklärt werden kann, liefert der Grünfink. Sein Abwärtstrend setzt sich leider unverändert fort. Diesmal wurden nur noch 0,9 Grünfinken pro Garten gemeldet. Damit gibt es heute nur noch ein Viertel der Grünfinken, die 2011 noch die Gärten bevölkerten. Als Ursache gelten vor allem Infektionen mit Trichomonaden an sommerlichen Futterstellen.
Wahl Vogel des Jahres
Die nächste Vogelzählung findet mit der „Stunde der Gartenvögel“ vom 13. bis 16. Mai statt. Noch bis zum 19. März läuft die Wahl des Vogels des Jahres. Aus zehn Kandidaten, die vorab in einer öffentlichen Online-Wahl bestimmt worden waren, kann jeder seinen Favoriten wählen. Die NABU Regionalstelle Süd möchte dabei vor allem auf den Kiebitz aufmerksam machen, der vom Aussterben bedroht ist und von dem es nur noch vereinzelt Brutpaare in der Süd- und Vorderpfalz gibt. ps
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
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