Reaktivierung Germersheim-Landau
Bitte keine halben Sachen!
Den verantwortlichen Planern ist wahrlich ein großer Wurf gelungen. Sie haben erkannt, dass es bei der Reaktivierung der Eisenbahnstrecke zwischen Germersheim und Landau nicht nur um die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs zwischen beiden Städten geht, sondern dass damit eine für den deutschlandweiten Bahnverkehr wichtige Lücke in West-Ost-Richtung geschlossen wird. Dadurch lassen sich frühere Relationen wieder herstellen, in denen das Saarland und Rheinland -Pfalz mit den Zentren in Baden-Württemberg und bis hin nach Bayern verbunden waren.
Die BI Verkehrsforum Südpfalz unterstützt deshalb die Aufforderung des Landrats Seefeldt an die Verantwortlichen im ZÖPNV, alles daran zu setzten, um eine schnelle Umsetzung der Planung zu erreichen.
Allerdings erkennt das Verkehrsforum erhebliche Mängel in der vom ZÖPNV am 9.10.2023 vorgestellten Kosten-Nutzen-Untersuchung (NKU) der 6 Betriebsvarianten. Diese müssen im Zuge der sich anschließenden umfangreicheren standardisierten Bewertung ausgeräumt werden. Hierzu schlägt das Verkehrsforum Südpfalz folgendes vor:
1. Der geplante Einstundentakt ist völlig unzulänglich. Nach den Vorgaben des Nahverkehrsplans ist für vergleichbare Strecken ein Halbstundentakt vorgesehen. Nur dadurch wird die Bahn von der Bevölkerung in dem Maße angenommen, dass die CO2-Einsparungen erreicht werden, die zur Erreichung der vorgegebenen Klimaziele beitragen. Für die Planung bedeutet dies, dass zusätzlich zu Bornheim mindestens ein weiterer Kreuzungsbahnhof eingeplant werden muss.
2. Die in der NKU vorgestellten priorisierten Varianten 5 und 6, mit einem Fahrtenverlauf der Züge von Pirmasens über Germersheim bis nach Bruchsal, sehen einen nicht-elektrifizierten Betriebsablauf vor, der ebenfalls nicht mehr in die heutige Zeit passt. Der Planungshorizont muss auf die kommenden 50 bis 70 Jahre ausgedehnt werden. Zu erinnern ist an das Gutachten der Universität Dresden zum Pfälzer Dieselnetz, in welchem deutlich dargelegt wurde, dass eine Elektrifizierung langfristig die ökonomisch und ökologisch beste Betriebsvariante ist. Durch die Elektrifizierung lassen sich zukünftig alle Möglichkeiten offen halten, so auch die Einbindung in das Streckennetz der Rhein-Neckar-S-Bahn, wovon vor allem die Stadt Landau profitieren würde.
3. Dass zudem bei den Varianten 5 und 6 ein Haltepunkt Lingenfeld-Mitte aus fahrplantechnischen Gründen nicht bedient werden kann, muss auf einen Planungsfehler zurückzuführen sein und ist schnellstens zu korrigieren. Der Lingenfelder Bevölkerung muss ein Nutzungsrecht an dieser Bahn eingeräumt werden, zumal diese mitten durch die Gemeinde fährt. Durch eine Elektrifizierung der Strecke wäre ein beschleunigter Betriebsablauf gegeben, so dass fahrplantechnische Hindernisse nicht im Wege stünden.
Bei Realisierung der von der BI eingebrachten Vorschläge ließen sich die folgenden Zugläufe konzipieren:
- Regionalbahn Pirmasens-Landau-Germersheim (Variante 5)
- Rhein-Neckar-S-Bahn Landau-Germersheim-Bruchsal (Variante 4)
- Interregio Express (IRE) Saarbrücken-Zweibrücken-Landau-Germersheim-Bruchsal
Stuttgart (zusätzliche Variante)
Letztere Zuggattung würde die zu reaktivierende Strecke nochmals aufwerten und rentabler machen. Sie würde bei Nutzung der Schnellfahrstrecke ab Bruchsal eine schnelle Verbindung nach Stuttgart ermöglichen, was eine weitere erhebliche Fahrgaststeigerung mit sich brächte.
BI Verkehrsforum Südpfalz gez. Hans-Jürgen Burckhardt
Autor:Hans-Jürgen Burckhardt aus Germersheim |
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