Ehrenamtliche sammeln Lebensmittelspenden ein
Die Tafel in Germersheim sucht Fahrer

Franz Kloppe (links) und Karl-Heinz Dörrzapf sortieren Obst und Gemüse. "Meinst du das ist noch gut?". Faules Obst und Gemüse wird gleich aussortiert. | Foto: jlz
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  • Franz Kloppe (links) und Karl-Heinz Dörrzapf sortieren Obst und Gemüse. "Meinst du das ist noch gut?". Faules Obst und Gemüse wird gleich aussortiert.
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Germersheim/Bellheim/Lingenfeld. Sie holen Lebensmittel, die manche schon weggeworfen hätten, wieder zurück in den Kreislauf und versorgen 500 Bedarfsgemeinschaften in Germersheim und den Verbandsgemeinden Rülzheim, Lingenfeld und Bellheim: die ehrenamtlichen Fahrer der Tafel. Als Helfer gehen sie fünf Tage in der Woche auf Lebensmitteltour. Neue Fahrer sind jederzeit willkommen – auch ohne Führerschein als Beifahrer. Das Wochenblatt begleitete Karl-Heinz Dörrzapf und Frank Kloppe bei ihrer Tour.

Um Punkt 8 Uhr springt der Motor des großen weißen Tafel-Sprinters in der Waldstraße in Germersheim an. Er wurde bereits von Fahrer Frank Kloppe und Beifahrer Karl-Heinz Dörrzapf mit leeren Kisten beladen. Sie sollen im Laufe des Vormittages auf Tour 4 mit Lebensmitteln gefüllt werden, die sonst bei Discountern, Bäckereien und Supermärkten im Abfall landen würden.

Karl-Heinz Dörrzapf war 32 Jahre bei Kardex beschäftigt, nebenberuflich selbstständig und ist für die SPD im Verbandsgemeinderat Bellheim. Außerdem war er lange Zeit im Sport aktiv. Dennoch will er sich ehrenamtlich engagieren und jenen Menschen helfen, die nichts haben. "Einfach nur zu Hause sein, ist für mich nichts", sagt Dörrzapf. Er wolle helfen und seinen Tag auch strukturieren. Seit eineinhalb Jahren ist er bei der Tafel engagiert und fährt auf unterschiedlichen Routen mit, wenn es die Zeit zulässt. "Man trifft hier sogar alte Weggefährten wieder", lacht er. 
Fahrer Frank Kloppe aus Sondernheim ist seit drei Jahren bei der Tafel als Fahrer dabei. Er springt ein, wenn es klemmt . Er sei über Freunde und Bekannte zur Tafel gekommen und habe sich das einfach mal angeguckt. Ihm ist es wichtig, mit der Zeit etwas Sinnvolles anzufangen, denn auch er ist Rentner. "Das Miteinander ist auf jeden Fall sehr wichtig", sagt Kloppe, denn das Ehrenamt soll ja auch Spaß machen. Zeit für ein Späßchen muss sein. 

Beeren schimmeln schnell

Gemeinsam legen sie den Fahrtweg der Tour 4 fest. Die erste Station am vergangenen Mittwoch war ein Discounter in  Hanhofen. Während Frank Kloppe den Sprinter einparkt, ist Karl-Heinz Dörrzapf schon im Supermarkt, um sich beim Personal anzumelden „Die Tafel ist da“, ruft er freundlich durch den Supermarkt. Sofort kümmert sich ein Mitarbeiter um ihn. Im Bereich der Laderampe stehen Kisten voller Lebensmittel bereit. Heute gibt es viel frischen Salat, Gemüse und Obst. Die Ware sieht noch gut aus, hier müssen Dörrzapf und Kloppe wenig aussortieren. „Es ist natürlich normal, dass ab und zu schon verschimmelte Lebensmittel in den Körben für die Tafel landen. Bei Obst und Gemüse geht das schnell. Das lassen wir gleich da“, sagt Kloppe. Alles andere wird von den Mitarbeitern der Tafel sortiert und mitgenommen. Was er selbst noch essen würde, nehme er auch mit zur Tafel. Problematisch sind beispielsweise Beeren. Diese schimmeln schnell und müssen sofort ausgegeben werden. 
Nach dem Sortieren räumen die Tafelmitarbeiter die Laderampe auf, packen die Körbe ein und fahren zur nächsten Station nach Lingenfeld. Im Akyildiz Markt gibt es viele frische Backwaren, die für die Tafel bereit stehen.  Türkisches Fladenbrot und Pide vom Vortag zum Beispiel. Alles sieht noch richtig gut aus. Die Tafelmitarbeiter freuen sich über die Spenden, denn sie wissen, dass die Menschen die sie bei der Tafel bekommen, nicht viel zum Leben haben. 

Beim Real Markt in der Mainzer Straße parkt Frank Kloppe den Sprinter an der Ladestation. Mehrere Körbe mit SB-Backwaren stehen bereit, darunter frisches Baguette vom Vortag und auch süße Stücke. „Ich habe noch was für euch“, ruft eine freundliche Mitarbeiterin. Wenig später kommt sie mit einer Kiste voller Wurstaufschnitt und Käse. „Hier bekommen wir sehr viel gute Ware“, sagt Karl-Heinz Dörrzapf. Er bedankt sich bei den Mitarbeitern und verabschiedet sich.  Es folgt der türkische Serpa-Markt in Germersheim, der ebenfalls Backwaren spendet, die noch frisch sind.  Zu den festen Touren kommen ab und zu Sonderfahrten, beispielsweise wenn ein Bauer frischen Spargel spendet. 

Das Miteinander macht das Ehrenamt aus

Danach führt die Tour zum Entladen an die Tafel. An Ausgabetagen muss ein Zwischenstopp eingelegt werden, damit die ehrenamtlichen Helferinnen im Lager die Ware schon für Ausgabe vorbereiten können. Das heißt die Ware wird hier noch mal genauer geprüft und sortiert.  Danach geht die Tour nach Bellheim in den Aldi und den Lidl. Karl-Heinz Dörrzapf und Frank Klopper sind an diesem Tag das erste Mal gemeinsam unterwegs. Sie verstehen sich auf Anhieb „Das ist auf jeden Fall wichtig“. Man lerne neue Leute kennen und erzähle sich auf den Fahrten natürlich auch ein bisschen aus dem Privatleben. Nicht selten sitze man nach der Tour noch bei einem Kaffee im Aufenthaltsraum der Tafel zusammen. „Wir sind ja nicht nur die Tafel. Wir veranstalten auch Feste“, sagte Werner Seessle, Vorsitzender der Tafel.  Derzeit sind insgesamt 92 Helfer ehrenamtlich im Einsatz. Die Gemeinschaft sei sehr wichtig. "Helfende Hände seien überall willkommen, aber bei den Fahrern sind sie dringend gesucht", ergänzt Jürgen Wiegandt. Die ehrenamtlichen Tafelfahrer sind übrigens über die Tafel versichert und abgesichert. 
Zwei Fahrzeuge setzt die Tafel wochentags täglich ein, um Lebensmittel in der Region abzuholen. Personal ist jedoch knapp, wie Logistikgleiter Jürgen Wiegandt erzählt. "Wir benötigen in der Woche 18 Fahrer, die eine Tour übernehmen und Lebensmittel abholen", sagt er. Gesucht sind rüstige Rentner, die sich freiwillig ehrenamtlich engagieren möchten. Wer nur montags mitfahren könne sei genauso willkommen wie Beifahrer ohne Führerschein. Wichtig ist, dass man Spaß am Ehrenamt habe und Tagesfreizeit habe. So wie eben Karl-Heinz Dörrzapf und Frank Kloppe. Aber auch Berufstätige die im Schichtdienst tätig sind fahren den weißen Sprinter. 

Info
Wer sich für eine Mitarbeit bei der Tafel interessiert, kann sich bei Werner Seesle melden, Telefon 07274 9498499 oder direkt bei Jürgen Wiegandt, Telefon 06344 937776. Einfach mal mitfahren und gucken ist ausdrücklich erwünscht. 

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