Pfarrei in Germersheim richtet Erzähltelefon ein
Einfach mal wieder mit jemandem quatschen
Germersheim. Wie wichtig Freundschaften und Gespräche sind, ist spätestens seit dem Corona-Lockdown jedem schmerzlich bewusst geworden. Auch die Tatsache, dass viele Menschen in ihrem Alltag einsam sind und keine Ansprechpartner haben, ist kein Geheimnis. Die Pfarrei Seeliger Paul Josef Nardini in Germersheim möchte versuchen, mit einem neuen Angebot namens "Erzähltelefon" hier aus lokaler Ebene Abhilfe zu schaffen. Ein Gesprächsangebot für alle, die es in Anspruch nehmen möchten - ohne Altersbegrenzung oder gebunden an eine Religionszugehörigkeit.
Wer eine "Bestellkarte" ausfüllt und in einen der "Erzähltelefon-Briefkästen" wirft, darf sich auf den Anruf eines Ehrenamtlichen aus der Pfarrei freuen. Aufgestellt werden sollen diese "Kästen" im Altenzentrum, bei der Tafel, im Haus der Familie, bei Ärzten und im Germersheimer Caritaszentrum - eben da, wo Menschen mit "Gesprächsbedarf" vermutet werden. Wenn man sich einen Gesprächspartner wünscht, aber keinen Zugang zu den Karten hat, kann man sich auch im Pfarrbüro melden und bekommt auch so einen Gesprächspartner zugeteilt.
Einfach mal wieder jemanden zum Reden haben
"Wir wollen keine Konkurrenz zur Telefonseelsorge", sagt Rita Rösch, Initiatorin des Projekts und die Sozialreferentin der Pfarrei. "Wir wollen den Menschen eine Gelegenheit für ein wohltuendes Alltagsgespräch bieten. Bei uns kann sich jeder melden, der jemanden zum Reden sucht. und bei bedarf verweisen wir an professionelle Stellen weiter." Reden, über das was bewegt, über Sorgen, den Alltag aber auch über Träume, über "Gott und die Welt". Man werde versuchen, die aufgestellten "Briefkästen" einmal wöchentlich zu leeren, sagt Rita Rösch. Dann ruft sie den Gesprächssuchenden für einen Erstkontakt an. "Einfach um mal vorzufühlen, mit welchem unserer Ehrenamtlichen das am besten passt", erklärt sie. Kommt ein Kontakt zustande, können auch regelmäßige Telefonate vereinbart werden, das sei aber kein Muss, betont die Sozialreferentin. "Wir wissen ja selbst noch nicht genau, was auf uns zu kommt und starten das Ganze als Experiment", sagt Rösch. Ein Experiment, das aber durchaus darauf angelegt sei, eine dauerhafte Einrichtung zu werden, sofern das "Erzähltelefon" von den Menschen angenommen wird. "Wir denken schon, dass es da einen riesigen Bedarf gibt und wir würden uns natürlich wünschen, dass dadurch auch echte Freundschaften entstehen", sagt Rita Rösch, die berichtet, dass seit dem ersten Lockdown vermehrt Menschen im Pfarrbüro angerufen haben, um einfach mal mit jemandem zu reden. "Ich denke da nicht nur an Senioren. Auch junge Eltern brauchen mal jemanden zum Austausch, etwa wenn die eigene Familie nicht greifbar ist oder wenn man neu nach Germersheim zieht und Anschluss sucht."
Ehrenamtliche "Telefonierer" gesucht
Und entsprechend dieser großen Personengruppe, die mit dem "Erzähltelefon" angesprochen werden soll, sucht die Pfarrei natürlich auch noch Menschen, die sich ehrenamtlich als Gesprächspartner engagieren möchten. Feste "Arbeitszeiten" gibt es nicht, Telefonate können individuell mit den Kontaktsuchenden vereinbart werden, man muss einfach gerne plaudern und zuhören. "Und da die erste Kontaktaufnahme nach dem Ausfüllen der Karten von uns aus erfolgt, muss auch keiner der ehrenamtlichen Helfer zu festen Zeiten zur Verfügung stehen", verspricht Rita Rösch, die schon jetzt auf einen festen Helferstamm von bis zu acht Ehrenamtlichen zurückgreifen kann.
Wer ein ehrenamtlicher Gesprächspartner beim Germersheimer "Erzähltelefon" werden möchte, wendet sich an das Pfarramt in der Klosterstraße 13 direkt vor Ort oder per Telefon unter 07274 9485330.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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