Hospizdienst im Kreis Germersheim
Gestorben wird weiter, begleitet wesentlich weniger

Das hauptamtliche Team des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes der Caritas im Kreis Germersheim: Monika Derwaritsch, Kiymet Cakin, Ernestine Ochsenreither, Regine Horn | Foto: Heike Schwitalla
  • Das hauptamtliche Team des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes der Caritas im Kreis Germersheim: Monika Derwaritsch, Kiymet Cakin, Ernestine Ochsenreither, Regine Horn
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Germersheim/Landkreis. "Gestorben wird weiter, aber seit Corona begleitet unser Hospizdienst deutlich weniger Menschen auf dem schweren letzten Weg", sagt Joachim Mergen, Leiter des Caritas-Zentrums Germersheim. Schon während der Pandemie sei die Nachfrage nach Sterbebegleitung zurückgegangen - aus Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus, aber auch weil vieles einfach nicht ging. "Corona hat vieles lahmgelegt. Gerade in den Pflegeeinrichtungen, den Kliniken und Seniorenheimen konnten wir überhaupt nicht tätig werden und im privaten Umfeld mussten unserer Hospizbegleiter kreative, neue Wege gehen. Kontakt wurde über das Telefon gehalten, aber auch Online-Treffen und Spaziergänge mussten die Hausbesuche der ehrenamtlichen Sterbebegleiter ersetzen."
Das Team des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes der Caritas Germersheim besteht aus vier hauptamtlichen Kräften und derzeit 17 Ehrenamtlichen - ist jedoch stetig am Wachsen, wie Hospizkoordinatorin Ernestine Ochsenreither berichtet. Schon im September starten neue Kurse für Menschen, die sich für die ehrenamtliche Sterbebegleitung interessieren.

Rückläufige Zahlen seit Corona

Allein die Nachfrage bei den Kranken und ihren Angehörigen ist seit Corona merklich zurückgegangen, sagt Joachim Mergen. "Man könnte meinen, die Menschen haben vergessen, dass es uns gibt. Dabei ist unser Angebot kostenlos und für alle Menschen offen." Und selbstverständlich schütze man Mitarbeiter und Patienten nach allen Möglichkeiten und Vorschriften vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus - darüber brauche man sich keine Sorgen zu machen. 

Der Hospiz- und Palliativberatungsdienst kann in Anspruch genommen werden, sobald jemand die Diagnose einer lebensverkürzenden Krankheit erhält. Die Begleitung kann dann über Jahre gehen - oder über Stunden, das sei ganz unterschiedlich, erklärt Regine Horn, einer der drei hauptamtlichen Hospizpflegefachkräfte der Caritas Germersheim. Auch das Alter der Patienten variiere stark, berichtet sie. "Derzeit begleiten wir 46 Menschen, die im Alter zwischen 30 und 100 Jahren sind", sagt sie und ergänzt: "Wie oft wir die Menschen besuchen, ob die Angehörigen mit in die Beratung einbezogen werden und um welche Themen es gehen soll, all das bestimmen die Betroffenen selbst. Denn es geht darum, ihnen das Leben so angenehm als möglich zu machen, den letzten Weg zu erleichtern. Sie und ihre Angehörigen so gut es geht auf den Tod und das Sterben vorzubereiten."
Die Bedürfnisse der Betroffenen seien ganz unterschiedlich. Manche wollen über den Tod und ihre Ängste sprechen, manchen finden Trost und Hoffnung im Glauben, andere wollen durch die Hospizbegleitung Ablenkung und den Kontakt in die Welt aufrechterhalten. "Da geht man so lange das noch funktioniert auch mal spazieren oder in den Garten,  erzählt vom eigenen Urlaub oder von Hobbies, man tauscht sich aus, weckt schöne Erinnerungen oder positive Gefühle im Patienten", erklärt Kiymet Cakin die Herangehensweise der Hospizpflegefachkräfte. Die gebürtige Türkin begleitet Landsleute auch in ihrer Muttersprache. Denn, das zeigt ihre Erfahrung: "Je näher das Ende kommt, desto mehr verfallen Menschen wieder in ihre Muttersprache und fühlen sich sicherer und angenommen, wenn sie dann mit jemandem in dieser Sprache kommunizieren können." Deshalb sei auch das Sterben in einer vertrauten Umgebung so wichtig - und ist damit auch eines der Ziele des Hospizdienstes. Da geht es um Lebensqualität, aber eben auch um Sterbequalität - Würde und Wert des Patienten schützen, indem man erkennt, was gerade gebraucht wird, sei eine wichtige Aufgabe.

Begleitung auf schweren Wegen

Durch ihre medizinische Vorbildung können die Hospizpflegefachkräfte auch in medizinischen Fragen beraten - sei es bei Fragen, die nach einem Arztbesuch aufkommen, psychologische Unterstützung oder Hilfestellung bei der Schmerzbewältigung. "Das können wir einfach besser beobachten und einschätzen als die Angehörigen. Einmal, weil wir das Wissen haben, aber auch, weil wir das als Außenstehende anders beurteilen können", so Monika Derwaritsch, ebenfalls beim Hospizdienst der Caritas angestellt. Diese Distanz ist es auch, was viele Patienten schätzen. "Mit uns können sie über Themen reden, vor denen sie ihre Angehörigen schützen wollen", weiß Regine Horn. Da geht es um Ängste, Schmerzen, den Tod, das Sterben - denn bei aller Positivität schwebt das Ende natürlich immer wie eine dunkle Wolke über der Beziehung zwischen Patienten und Hospizbegleitern.
Das müssen auch all jene wissen, die sich ehrenamtlich in diesem Bereich engagieren wollen. Es ist - auch wenn die Caritas die Arbeit engmaschig begleitet - nicht einfach, sich so dauerhaft mit dem Tod und dem Sterben auseinanderzusetzen. Aber natürlich ist die Dankbarkeit der Betroffenen und der Angehörigen auch etwas sehr Schönes. Aber natürlich gibt es immer wieder auch schwere Momente: Dann, wenn man Angehörige auf den nahen Tod eines lieben Menschen vorbereiten muss, den sie noch nicht wahrhaben oder akzeptieren wollen. "Wir belehren dann nicht und argumentieren nicht medizinisch, sondern fragen die Menschen nach ihren eigenen Beobachtungen im Umgang mit dem Kranken - und wenn sie dann selbst merken, dass sich da etwas verändert, können sie meist auch akzeptieren, dass der Tod näherkommt.", sagt Regine Horn.
"Wir kommen so oft und so lange man uns braucht", fasst Ernestine Ochsenreither zusammen. Sie koordiniert die Einsätze der Haupt- und Ehrenamtlichen. "Wir kommen auch nach dem Tod des Patienten und schaffen dann irgendwann - falls gewünscht - den Kontakt zur Trauerbegleitung, so dass die Angehörigen nicht einfach irgendwann alleine gelassen werden", bekräftigt sie.

Info

Wer die Hilfe des ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes der Caritas im Kreis Germersheim in Anspruch nehmen möchte, kann sich jederzeit telefonisch (07274 703467) oder per E-Mail (ahpb-germersheim@caritas-speyer.de) an das Team wenden. Auch wer sich ehrenamtlich in der Sterbebegleitung engagieren möchte, ist hier richtig.

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Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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