Ein sicherer Ort für Tage, Wochen oder Monate
Kinder brauchen Pflegeeltern
Germersheim. Bereitschaftspflegefamilien kennen das: Das Jugendamt ruft an. Ein Kind ist in Not und benötigt rasch einen sicheren Platz, an dem es bleiben kann. Innerhalb weniger Stunden hat die Familie ein Mitglied mehr – zumindest vorübergehend. Einige Tage, Wochen oder Monate. Selten aber länger als ein Jahr.
„Leider können wir diese Kinder nicht immer in einer Pflegefamilie unterbringen. Dabei wäre es gerade in Krisensituation wichtig, dass Kinder einen sicheren, herzlichen Platz bekommen. Deshalb suchen wir dringend weitere Pflegefamilien, besonders auch Bereitschaftspflegefamilien“, so der für Kinder und Jugend zuständige Erste Kreisbeigeordnete, Christoph Buttweiler.
„Wer sich bereit erklärt, Bereitschaftspflegefamilie zu sein, muss neben einem Herz vor allem auch maximale Flexibilität mitbringen“, erklärt Denise Hartmann-Mohr, Leiterin des Jugendamtes im Landkreis Germersheim. Deshalb habe man sich entschlossen, das Bereitschaftspflegekonzept für den Landkreis Germersheim zu überarbeiten, der Jugendhilfeausschuss hat es bereits Ende vergangenen Jahres verabschiedet.
Im Unterschied zu Pflegefamilien, die ein Kind bis auf Weiteres bei sich aufnehmen, muss bei Bereitschaftspflegefamilien ein Elternteil rund um die Uhr zuhause sein, um ein Kind in einer Notsituation spontan aufnehmen und gut begleiten zu können. „Das kann innerhalb weniger Stunden sein“, berichtet Gaby Gauweiler vom Pflegekinderdienst. „Spontanität, Organisationstalent und die Offenheit, sich schnell auf ungewohnte und neue Situationen einzulassen, ist Grundvoraussetzung, damit Bereitschaftspflege gelingt. Eine Person in der Pflegefamilie kann also keinem Beruf nachgehen und steht ständig für den Notfall bereit.“ Dafür erhalten Bereitschaftspflegeeltern seit dem 1. Januar 2020 jeweils ab Aufnahme eines Kindes einen Tagessatz von 54 Euro pro Tag. Damit wurden die bisher deutlich geringeren Sätze den allgemein gültigen Sätzen anderer Kommunen angepasst.
Die Dauer der Bereitschaftspflegeverhältnisse reicht von wenigen Tagen bis zu sechs Monaten. „Manchmal müssen in den Herkunftsfamilien die Verhältnisse geklärt, verbessert und eventuelle Hilfen installiert werden, bevor ein Kind wieder rückgeführt werden kann. Manchmal kann ein Kind bereits nach kurzer Zeit wieder nach Hause. Manchmal dauert es aber länger, bis klar ist, wie die weitere Hilfeplanung für das Kind aussieht, etwa wenn Verfahren bei Gericht anhängig sind“, so Gaby Gauweiler weiter. Manchmal muss für ein Kind auch eine andere, längerfristige Lebensperspektive erarbeitet werden.
Derzeit betreut das Kreisjugendamt zirka 100 Pflegekinder. „Leider ist der Bedarf hoch, weshalb wir stets auf der Suche nach neuen Pflegefamilien sind – Bereitschaftspflegefamilien und Pflegefamilien, bei denen das Pflegeverhältnis langfristig angelegt wird“, wirbt Christoph Buttweiler.
Interessierte können sich unverbindlich bei den Mitarbeiterinnen des Pflegekinderdienstes melden. Wer sich ernsthaft vorstellen kann, (Bereitschafts-)Pflegefamilie zu werden, wird dann in einem Seminar auf die Aufgaben vorbereitet. Das nächste Vorbereitungsseminar beginnt am 5. März - vorausgesetzt es melden sich ausreichend Interessenten. ps
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