Globetrotter und Abenteurer Jan van Susteren zu Gast in Germersheim
Mit dem Fahrrad um die Welt
Germersheim. Seit fünf Monaten ist Jan van Susteren bereits auf seinem Fahrrad unterwegs, sieben bis acht Monate liegen noch vor ihm. Sein Ziel: Einmal rund um die Welt. Gestartet ist er der gebürtige Niederländer Anfang 2020 in Neuseeland, wo van Susteren seit vielen Jahren mit seiner Ehefrau lebt. Dann ging es nach Argentinien, wo er von der Corona-Pandemie und dem totalen Lockdown überrascht wurde. Als niederländischer Staatsbürger wurde er vor dort aus nach Amsterdam ausgeflogen, verbrachte in den Niederlanden einige Zeit in Quarantäne und ist seit ein paar Wochen nun schon wieder unterwegs. Am Rhein entlang ging es für ihn durch Holland und durch Deutschland, zum Wochenanfang kam er in Mannheim an, von Donnerstag, 18. Juni auf Freitag, 19. Juni, übernachtete er in Germersheim - nun soll es weiter Richtung Schweiz, Italien und Griechenland gehen, von dort aus in die Türkei, ans Schwarze Meer, durch Kasachstan - eventuell China - nach Australien und zurück nach Neuseeland.
Hübsch findet er es hier, auf dem sonnigen Kirchenplatz in Germersheim, sagt er. "Die Menschen sind nett und die Stadt ist schön." Eigentlich wollte er auf einem Campingplatz übernachten, der hatte aber wegen Corona noch zu, deshalb hat es ihn in ein kleines Hotel nach Germersheim verschlagen. Beim Frühstück im Restaurant "Germania" traf Redakteurin Heike Schwitalla Jan van Susteren zu einem Gespräch.
Wenig Geld, viel Abenteuer
Seine Reise soll nicht viel Geld kosten, statt Luxushotels und Sterne-Restaurants setzt van Susteren auf die Hilfsbereitschaft der Menschen, Campingplätze, das Internet-Netzwerk "warm showers" und manchmal auch auf "wildes Zelten". Er treffe auf seinen Reisen viele Menschen und zu 99 Prozent seien seine Bekanntschaften positiv, sagt der 65-Jährige, der sich 2014 erstmals auf eine längere Radtour begab. Menschen bieten ihm Essen und Übernachtungsmöglichkeiten an oder helfen ihn mit seiner Ausrüstung, berichtet er. "Vielleicht liegt es an meinem Alter, aber die Menschen sind eigentlich überall auf der Welt immer nett zu mir. Übrigens auch die Polizei - egal in welchem Land. Ich habe nur gute Erfahrungen gemacht", sagt der gebürtige Holländer, der seine Reisen als Abenteuer sieht und auch Corona als ein solches annimmt. "Als ich von Argentinien heimgeholt wurde, war ich in Amsterdam zur Quarantäne, danach bin ich so schnell als möglich weitergeradelt. Natürlich sei das Gefühl mit Corona ein ganz anderes und natürlich sei er sich manchmal nicht sicher gewesen, ob er überhaupt weiterfahren durfte. "Da gab es Regeln für Autos, aber eben nicht für Radfahrer wie mich. In Argentinien war ich beispielsweise während des Lockdowns der einzige Radfahrer weit und breit. Versorgt habe er sich an Tankstellen am Straßenrand, da alle Städte komplett abgeriegelt waren", erzählt Jan van Susteren. Einmal sei er dort auch von der Polizei und Medizinern in Schutzanzügen angehalten und komplett durchgecheckt worden. Resultat: Er war kerngesund - und die Fotos, die er von dieser Aktion gemacht hat, halfen ihm wiederum an anderer Stelle, genau dies zu beweisen.
Auch in Deutschland sei das Gefühl derzeit ein anderes. "Es wird ja nun schon alles wieder ein bisschen normaler. Aber man spürt die Distanz zu den Menschen. Und am Anfang des Lockdowns war wirklich einfach sehr still, die Gemütlichkeit und die Sorglosigkeit waren von einem Tag auf den anderen verschwunden. Keine Menschen auf den Straßen, keine spielenden Kinder, keine Radfahrer - und die gibt es ja sonst in Deutschland un den Niederlanden zuhauf."
Angst habe er vor Corona nicht, obwohl er die Krankheit natürlich durchaus Ernst nimmt. Überhaupt habe er bisher fast nie Angst gehabt während seiner Reisen. Einmal, als er in einer asiatischen Großstadt in einer ziemlich einer dreckigen Absteige gelandet ist und diese sich während der Nacht als Bordell entpuppte: "Da habe ich dann schon auf gepackten Taschen geschlafen und war jederzeit bereit, abzuhauen", grinst er. Und ein zweites Mal, als er irgendwo in den Weiten Chinas am Straßenrand schlief und die ganze Nacht die Wölfe heulen hörte. "Das sind Momente und Gedanken, aber sobald Du Dich am nächsten Tag aufs Rad setzt, sind diese Gedanken wie weg geblasen und dein Kopf wird wieder frei."
"Just go for it"
Geschichten hat Jan van Susteren viele zu erzählen, zusammengefasst hat er die in seinem Blog. Sein Lebensmotto sei "Go for it" (Tu es einfach), sagt er und erklärt. "Ich leben in Neuseeland quasi in einem Paradies, aber ich habe vorher in meinem Beruf in der internationalen Jugendhilfe viel menschliches Leid gesehen. Irgendwann fiel mir dann im Paradies die Decke auf den Kopf und ich dachte mir, Du musst jetzt etwas ganz Verrücktes tun - wie mit dem Rad nach Amsterdam fahren. Das hat natürlich keiner Ernst genommen, aber irgendwann hab ich mir dann überlegt: Warum eigentlich nicht, was kann denn schon passieren? Jan, tu es einfach! Und dann ging die Reise los."
Wann genau sie dieses Mal endet, weiß der 65-Jährige noch nicht, denn er plant seine Touren nicht vor. "Go with the flow and see what happens", sagt er, also "Lass Dich treiben und warte ab, was passiert." Das tut Jan van Susteren und das ist auch sein Tipp an alle anderen, die sich ein bisschen mehr Abenteuer in ihrem Alltag wünschen.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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