Landkreis Germersheim mit neuem Konzept für Bereitschaftspflege
Pflegeeltern dringend gesucht
Germersheim. Die Mutter in Haft, der Vater drogenabhängig, häusliche Gewalt, psychische Erkrankungen der Eltern, Überforderung junger Mütter: Für Kinder, die aufgrund von akuten Krisen nicht mehr bei ihren eigenen Eltern leben können, sucht das Jugendamt immer wieder nach Pflegeeltern und Pflegefamilien aus dem Landkreis Germersheim. Derzeit gibt es 80 Pflegefamilien und 100 Pflegekinder.
Pflegeeltern müssen dazu bereit sein, Kindern für begrenzte Zeit oder auch dauerhaft ein sicheres und liebevolles Zuhause zu bieten. In einem Vorbereitungsseminar lernen sie, was in ihrer neuen Rolle wichtig ist und auch während der Pflegezeit werden sie von den Experten des Pflegekinderdienstes im Landkreis mit Rat und Unterstützung begleitet.
Finanzielle Absicherung gewährleistet
Da es aber nicht immer ganz einfach ist, solche Menschen zu finden, gibt es seit November einige Neuerungen in der Bereitschaftspflegekonzeption des Landkreises, die potenziellen Pflegeeltern die Entscheidung erleichtern sollen. Denn oftmals ist es für Familien schwierig, sich gerade für die so dringend benötigte Bereitschaftspflege zu verpflichten - auch aus finanziellen Gründen, weiß Gaby Gauweiler, die für den Pflegekinderdienst beim Kreisjugendamt verantwortlich ist. Denn Bereitschaftspflegefamilien müssen in der Lage sein, ganz spontan - manchmal innerhalb von wenigen Stunden - ein Kind aufnehmen zu können und dieses dann in einem Zeitraum von manchmal wenigen Tagen bis hin zu maximal einem Jahr zu betreuen. "Diese Kinder kommen aus akuten Krisensituationen, sind oft traumatisiert", berichtet Gaby Gauweiler aus ihrem Arbeitsalltag. "Das heißt, es muss in den Bereitschaftspflegefamilien immer ein Elternteil rund um die Uhr zuhause sein, da diese Kinder oft gar nicht in der Lage sind, eine Betreuungseinrichtung zu besuchen oder Beziehungen zu verschiedenen Bezugspersonen aufzubauen."
Pflegeeltern gesucht
Das stellt natürlich häufig ein finanzielles Problem dar, aufgrund dessen die Vergütung für die Bereitschaftspflege deutlich erhöht wurde. Da den Bereitschaftspflegefamilien meist nicht die Zeit bleibt, einen Antrag auf Elternzeit zu stellen, oder sich beurlauben zu lassen, sei es wichtig, dass es eine gute finanzielle Absicherung gebe, so Gauweiler - und die habe sich mit dem Beschluss im November noch einmal wesentlich verbessert.
Dass damit kein Missbrauch getrieben wird, dafür sorgt ein engmaschiges Auswahlverfahren. "Noch lange nicht jeder, der sich bei uns bewirbt wird auch genommen", erzählt Gaby Gauweiler. Manche springen nach einigen Seminarstunden von selbst wieder ab, andere fallen schlicht durch die Prüfungen des Amtes. "Natürlich tun wir unser Möglichstes, um die richtigen Bewerber auszuwählen." Hausbesuche, Gespräche, Motivationsschreiben, polizeiliches Führungszeugnis, Einkommensnachweis gehören zum Auswahlverfahren, ist diese Hürde geschafft, gilt es für jedes Pflegekind die passende Familie zu finden - und nicht umgekehrt, wie Gauweiler betont.
Pflegeeltern brauchen in erster Linie Zeit, ausreichend Wohnraum, ein gesichertes Einkommen - unabhängig vom Pflegegeld und die Fähigkeit, auf die Kinder nach deren Bedarf einzugehen - alles andere werde individuell von Bewerbung zu Bewerbung entschieden.
In letzter Zeit seien aber auch schon Kinder, bei denen ein solcher Schritt angezeigt war, nicht in Pflegefamilien gekommen, schlicht, weil es an Plätzen mangelte, berichtet Gaby Gauweiler.
Deshalb sucht man jetzt aktiv neue Bewerber - sowohl für die Bereitschafts- als auch für die Vollzeitpflege, die langfristig angelegt ist und über viele Jahre gehen kann. Bewerben können sich interessierte Menschen ab sofort beim Pflegekinderdienst des Kreisjugendamtes oder direkt bei Gaby Gauweiler unter 07274 53160 oder g.gauweiler@kreis-germersheim.de
Ein neues Vorbereitungsseminar für angehende Pflegeeltern startet dann im März.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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