Rap-Songs über Probleme, Hoffnungen und Ängste
"Rapagogen" mit Street-Credibility setzen "krasse" Impulse
Germersheim. "Schwester, komm schon, steh auf und erheb Deine Stimme, lass Gedanken freien Lauf und erleb Deine Sinne!" Ein echter Frauenpower-Song ist es, der da im Rahmen eines Rap-Workshops beim CJD in Germersheim entsteht. "Bleib Dir treu, sei Du selbst und verarsche Dich nicht, Du bist perfekt wie Du bist, also bewahr Dein Gesicht."
Die Aufforderung an junge Frauen, das "Gespräch mit der Welt", es wird am letzten Tag des Workshops im Studio aufgenommen werden, wird Bestand haben. "Uns ist es wichtig, dass die jungen Menschen über sich selbst schreiben, über ihre Probleme, Hoffnungen und Ängste, authentisch sind", sagt Tobias Schirneck. Er ist der Gründer von "Who am I", Deutschlands erster pädagogischer Rap-School. In den Texten, die Jugendliche aus CJD-Maßnahmen in Landau und Germersheim geschrieben haben, geht es um die Familie, um falsche Freunde, aber auch um Ungewissheit und Unsicherheit, was die eigene Zukunft angeht.
"Gelinkt wirst Du von Leuten, die angeblich Deine Engsten sind, doch wir müssen lern', dass nur wir Herr über unsere Ängste sind." Auch das ein Satz aus einem der Workshop-Texte. Ein anderer: "Die Gesichter des Lebens tragen Lachen, tragen Trauer, suche Antworten bei Gott, doch allein das Fragen dauert." Oft gibt es am Ende dieser viertägigen Workshops nur einen Text, der in Mannheim im Studio aufgenommen wird, dieses Mal sind es fünf. Alle sehr inbrünstig geschrieben. "Das hat super geklappt dieses Mal", resümiert der "Rapagoge". "Alle wollen viel erzählen". Er weiß aber auch: "Niemand will das in der ersten Stunde".
Schirneck ist einer mit einem starken Auftreten, einer großen Präsenz. Einer der voran prescht. Konsequent, aber liebevoll. "Wie die Mutti", scherzt er. In ganz Deutschland ist er mit seinem Team an Schulen oder anderen Bildungs- und Sozialeinrichtungen unterwegs. "Ich treffe da immer auf tolle Kids", sagt der Sozialarbeiter mit der Street-Credibility. Und: "Es gibt sehr weise 14-Jährige." Die Kids, sie können mehr als sie selber wissen. Über die Rap-Musik finden er und Andreas Heinrich alias Andy Mics Zugang zu den Jugendlichen, können auch prekäre Themen aufgreifen und nehmen kein Blatt vor den Mund. Sie gehen "schnell rein, schnell raus", setzen einen "krassen Impuls" anstelle von zäher Regelmäßigkeit. Bei der Aufnahme im Studio schließlich sollen die Kids Geduld mit sich selbst und mit den eigenen Fehlern lernen.
Den Jugendliche, die an diesem von der Aktion Mensch finanzierten Workshop teilnehmen, ist gemeinsam, dass sie nach der Schulzeit keine berufliche Perspektive hatten. Entweder wissen sie noch nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen, oder erste Pläne sind gescheitert. In der CJD-Maßnahme Fit für den Job sollen sie in erster Linie Strukturen lernen. "Oft müssen diese Jugendlichen noch erwachsen werden", sagt Robert Schwartz, Teamleiter beim Jobcenter Germersheim. Sie müssten lernen, dass berufliche Ziele nur selten schnell und ohne Aufwand erreicht werden können. Zusätzlich werden Angebote gemacht, die der Persönlichkeitsbildung dienen oder lebenspraktische Fertigkeiten trainieren.
Fit für den Job wird gefördert durch das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und von den lokalen Jobenter kofinanziert.
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