Magdalena Walch und ihr verstorbener Mann im Mittelpunkt
Städtepartnerschaft zwischen Germersheim und Tournus gefeiert
Germersheim/Tournus. Wenn eine Freundschaft zwischen Germersheim und Tournus nach fünfeinhalb Jahrzehnten noch so reibungslos funktioniert und so viele erfrischende Impulse aufweist wie die Städtepartnerschaft zwischen Germersheim und Tournus, dann darf man diesen Erfolg auch ruhig mal feiern. Das tat dann auch die 35-köpfige Delegation, die vom 21. bis zum 23. September zum Festwochenende nach Tournus ins südliche Burgund reiste, wo sie von ihren Gastgebern herzlich empfangen wurde. Besonders geehrt wurde dabei Gerhard Walch, der bis zu seinem Tod in diesem Jahr den Partnerschaftsverein leitet, sowie seine Frau Magdalena Walch, die nun den Verein führt.
Freundschaft seit 55 Jahren
Unter den Teilnehmern waren auch Benno Heiter und Dieter Hänlein, die die Partnerschaft lange als Germersheimer Bürgermeister begleitet haben, sowie Dagmar Jantzer-Kirchner, deren verstorbener Mann Siegfried Jantzer, damals Bürgermeister der Stadt Germersheim, zusammen mit seinem Tournuser Amtskollegen Raymond Gauthier die Städtepartnerschaft vor 55 Jahren begründet hat. Auch Gauthiers Tochter Céline Marion, die eng mit Dagmar Jantzer-Kirchner befreundet ist und eigentlich in Nizza wohnt, fand sich zu diesem besonderen Städtepartnerschaftsjubiläum in Tournus ein.Das gesamte Wochenende war geprägt von tiefen Emotionen, großer Verbundenheit und vielen Überraschungen. Der Samstagvormittag war den offiziellen Programmpunkten vorbehalten und begann mit einer Zusammenkunft von Gästen und Gastgebern direkt an der Saône.
Straßenwidmung für Gerhard Walch
Dort ehrte der Tournuser Bürgermeister Bertrand Veau den Anfang März 2018 verstorbenen langjährigen Vereinsvorsitzenden des Freundschaftskreises Germersheim-Tournus e.V., Gerhard Walch, mit einer Straßenwidmung. „Er hat viele Menschen beider Städte zusammengebracht und sich über lange Jahre in außerordentlichem Maße um die Belange der Partnerschaft gekümmert. Er war ein „halber Tournuser„ und soll deshalb auch hier zu Hause sein“, so Veau in anrührenden Worten, als er zusammen mit seinem Germersheimer Amtskollegen Marcus Schaile das Schild „Rue Gérard Walch“ enthüllte und die Straße für den Verkehr freigab.
Magdalena Walch ist jetzt Ehrenbürgerin von Tournus
Auch Magdalena Walch, die seit dem Tod ihres Mannes die kommissarische Leitung des Germersheimer Partnerschaftsvereins innehat, erfuhr während des sich anschließenden Festaktes in der Église Saint Valérien von Bürgermeister Veau eine besondere Ehrung. Zusammen mit ihrem Mann hatte sie über Jahre erfolgreich und unermüdlich an der Intensivierung der Partnerschaftskontakte gearbeitet und erhielt dafür nun nicht nur die Medaille der Stadt Tournus, sondern wurde auch zur Ehrenbürgerin der Germersheimer Partnerstadt ernannt. Darüber hinaus wurden aufgrund ihrer herausragenden Verdienste um die Städtepartnerschaft auf französischer Seite noch Robert LeJeune, der vor 55 Jahren zum ersten Mal privat nach Germersheim gekommen war und sich seitdem kontinuierlich für die Partnerschaftsarbeit einsetzt, das Ehepaar Solange und Michel Deltrieu, langjährige ehemalige Vorsitzende des Tournuser Partnerschaftsvereins, sowie auf deutscher Seite Simone Nelles, Städtepartnerschaftsbeauftragte der Stadt Germersheim und Geschäftsführerin des Freundschaftskreises Germersheim-Tournus e.V., für ihr „engagement à l“international“ mit einer Medaille ausgezeichnet.
Lebendige Freundschaft
Während Bürgermeister Bertrand Veau in seiner Festrede auf die geschichtlichen Hintergründe und die Entstehung der deutsch-französischen Städtepartnerschaften hinwies, hob sein Germersheimer Amtskollege Marcus Schaile die aktuellen partnerschaftlichen Begegnungen auf Jugendebene hervor, auf die sich die Zukunft der Städtefreundschaft u.a. gründen wird: den Schüleraustausch zwischen dem Tournuser Collège en Bagatelle und dem Germersheimer Goethe-Gymnasium, die Annäherung der beiden Musikschulen, eindrucksvoll dokumentiert durch ihr gemeinsames Konzert am 5. Mai 2018 im Innenhof des Germersheimer Kulturzentrums „Hufeisen“, das bevorstehende Jugendfußballturnier Ende Oktober 2018 in Tournus, an dem auch junge Nachwuchsspieler des VfR Sondernheim teilnehmen werden und die Tatsache, dass die Stadtverwaltung Germersheim in diesem Sommer bereits zum vierten Mal in Folge einen jungen Tournuser Studenten als Praktikanten willkommen heißen konnte.
Dass Bürgermeister Marcus Schaile nicht nur die rührige Vergangenheit der Städtepartnerschaft würdigen wollte, sondern auch neue Etappenziele im Blick hat, unterstrich er mit dem Gastgeschenk der Stadt Germersheim, einem absolut verkehrssicheren Klappfahrrad in der Germersheimer Stadtfarbe Blau. „Warum wir Euch ein Fahrrad schenken? Weil uns wirklich viel verbindet, unter anderem die Tatsache, dass unsere beiden Städte Fahrradstädte sind, mit einer sehens- und erlebenswerten Umgebung, die ein Paradies für Radtouristen darstellt. Aber wir haben uns vor allem für dieses Geschenk entschieden, weil das Fahrrad wie kaum ein anderes Symbol für die Attribute ’Mobilität, Flexibilität, Gesundheit, Energie und Ausdauer’ steht, die unsere Städtepartnerschaft bereits seit 55 Jahren kennzeichnen. Ich bin mir sicher, dass wir – wenn wir auch weiterhin so kräftig in die Pedale treten wie in den vergangenen fünfeinhalb Jahrzehnten – bei all unseren partnerschaftlichen Unternehmungen auch weiterhin zielstrebig und erfolgreich sein werden“, so Schaile schmunzelnd zum Abschluss seiner Rede, bevor er seinen Tournuser Amtskollegen bat, auf dem handlichen Drahtesel eine Ehrenrunde vor Ort zu drehen.
Auch im Hinblick auf die Verbesserung der deutsch-französischen Kommunikation leisteten die Tournuser anlässlich des 55. Städtepartnerschaftsjubiläums einen originellen Beitrag. Idiomatische Redewendungen, die in beiden Sprachen auf den Schaufensterscheiben der Geschäfte in der Innenstadt prangten, amüsierten nicht nur Städtepartnerschaftsfans, sondern auch „reguläre“ Gäste der Stadt. Ganz Tournus schien sich für den Besuch der Germersheimer gerüstet zu haben, die sich rundum wohl fühlten in ihrer zweiten Heimat. „Die Stadt ist wunderschön, die Gastfreundschaft der Tournuser umwerfend“, so brachte es eine Germersheimer Reiseteilnehmerin auf den Punkt. Gästen und Gastgebern wird wohl nicht nur die Schifffahrt am Samstagnachmittag bei schönstem Wetter auf der Seille, sondern auch der stimmungsvolle, gemeinsam verbrachte Abend in festlicher, aber unkomplizierter Atmosphäre im Gedächtnis bleiben. „Rester copains comme cochons“ – weiterhin gemeinsam „durch dick und dünn gehen“, das ist das erklärte Ziel für die Zukunft. (Simone Nelles)
Autor:Wochenblatt Archiv aus Germersheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.