Am Pfingstsonntag wird die Kirche feierlich eröffnet
Versöhnungskirche Germersheim: Heller und freundlicher
Germersheim. Die protestantische Versöhnungskirche erstrahlt in neuem Glanz: Nach einer Innensanierung ist die Kirche freundlich und heller geworden. Am kommenden Pfingstsonntag, 9. Juni, wird sie in Betrieb genommen. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr. Die Versöhnungskirche wurde 1784 eingeweiht und steht in der Marktstraße.
Schon beim betreten der Kirche fällt auf, dass die Kirche deutlich heller und freundlicher geworden ist. Das Holz fehlt. Das dunkle Chorgestühl ist verschwunden. Die wunderschönen Kirchenfenster im Chorgestühl kommen besser zur Geltung. „Es wurde meines Wissens nach auch erst nach dem Zweiten Weltkrieg eingebaut“, sagt Dekan Claus Müller. Die Kirche sei zu dunkel gewesen. „Es gab immer wieder Beschwerden, die Kirche sei zu dunkel. Gerade ältere Gottesdienstbesucher konnten unter der Empore nichts lesen“, erzählt der Dekan.Unter der Empore sind jetzt moderne Leuchten angebracht, die das Gotteshaus erhellen. Der große Kronleuchter wurde gegen Spende an ein Gemeindemitglied verkauft. An der Decke hängen jetzt moderne Lampen, die dimmbar sind. Das ermöglicht eine individuelle Beleuchtung bei den verschiedenen Gottesdiensten und Feiern. Auch der Fußboden wurde neu gemacht, denn unter dem Teppichboden kam ein wahrer „Flickenteppich“ zum Vorschein. Der Kirchenboden bestand aus einem Mix aus Steinboden, Beton und schwarz-weißen Kacheln, erzählt Dekan Müller. Woher die unterschiedlichen Materialien kommen, weiß keiner. Ähnlich ist es mit dem Holz. In der Versöhnungskirche gab es mindestens drei unterschiedliche Holzarten. Die Vertäfelung hatte eine andere Farbe als die Kanzel und die Bänke bestanden sogar aus komplett unterschiedlichen Hölzern. Diese wurden nun bearbeitet. Die Kanzlei sticht weiterhin heraus.
Besonders freut der Pfarrer sich über den neuen Platz im Chorraum. „Wenn ein Chor zu Gast war, war der Chorraum voll“, lacht er. Bei Schülergottesdiensten, wenn die Bänke alle vorne standen, habe er immer Angst gehabt, dass jemand die Stufen hinunterfalle. DDie Innensanierung hat rund 500.000 Euro gekostet. Bereits zuvor musste die Protestantische Kirche 300.000 Euro ungeplant für das Dach und den Turm der Versöhnungskirche aufwenden. Es musste ein Eisenträger eingezogen werden. Nach dem Bombeneinschlag in die Kirche im März 1945 sei vermutlich zu frisches Holz für den Wiederaufbau der Kirche verwendet worden, erklärt Dekan Claus Müller. Das habe jetzt zu Folgeschäden geführt. Deswegen sei auch der Kirchturm schief gewesen. Hätte die Kirchengemeinde nicht reagiert, hätte die Innenrenovierung natürlich auch keinen Sinn gemacht. Insgesamt kamen 22.000 Euro über Spenden zusammen. Der Kirchenbauförderverein hat in den letzten zwölf Jahren die stolze Summe von 80.000 Euro erwirtschaftet.
Ganz fertig ist die Kirche übrigens noch nicht. Die Orgel fehlt noch. Sie wird nach Pfingsten bis in den Herbst generalüberholt und umgebaut.
Das kostet noch mal 70.000 Euro. Der Orgelbauer kann allerdings erst anfangen, wenn aller Bauschmutz entfernt ist. Im Herbst soll die Orgel dann mit einem großen Konzert eingeweiht werden. jlz
Die Versöhnungskirche Germersheim
Im Oktober 1781 erwarb der reformierte Kirchenvorstand und Bauausschuss ein in der Marktstraße gelegenes Wohnhaus mit Scheune, Hof und Garten, um nach Abbruch der Gebäude auf diesem Platz eine neue Kirche zu erstellen. Am 26. November 1782 fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Am 24. Oktober 1784 fand die Einweihung der Kirche durch den Kirchenrat Hoffmeister, unter Assistenz des Ordinarius Born, statt.
Wie am Ende des 17. Jahrhunderts, so brachten auch die kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich am Ende des 18. Jahrhunderts großes Elend über Germersheim. Die neu erbaute reformierte Kirche wurde durch die Ereignisse sehr mitgenommen. Die Glocken wurden herab geworfen, die Orgel zerschlagen und das Material fortgeführt. Der Raum wurde mit vier Öfen versehen und als Lazarett benutzt. Die Stadt kaufte im Jahre 1826 in Ladenburg drei Glocken, von denen die größte und die kleinste auf den katholischen und die mittlere auf den reformierten Kirchturm kamen. Somit dient die Kirche bereits seit 1818, dem Jahr der Kirchenvereinigung in der Pfalz, der Vereinigten Protestantischen Kirchengemeinde als Gotteshaus. Am 23. Mai 1945 wurde die Kirche durch einen Fliegerangriff schwer beschädigt. Besonders das Dach wurde fast ganz vernichtet und der Turm völlig zerstört. Die noch vorhandenen Dachlatten und Dachziegeln wurden später gestohlen. Erst 1947 konnte das Dach wieder gedeckt werden und das Gebälk ausgebessert werden. In der Kirche wurde am Erntedankfest 1949 nach dem Zweiten Weltkrieg wieder der erste Gottesdienst abgehalten, obwohl noch verschiedene Mängel bestanden. Die neue Orgel wurde am 24. März 1957 feierlich in Dienst gestellt. 1958 wurden drei neue Glocken eingebaut. Im Jahre 1961 musste das Gebälk umfassend saniert werden. Am 25. Oktober 2009, genau 225 Jahre und einen Tag nach ihrer Indienststellung, erhielt die Kirche im Rahmen eines Festgottesdienstes den Namen „Versöhnungskirche“.
Autor:Wochenblatt Archiv aus Germersheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.