Heitere Sprüche und Lebensweisheiten begeistern Spaziergänger
Wie die Ziegelei Sondernheim zum Kultur"denk"mal' wurde
Sondernheim. Viele Jahre schon wird die Blechtafel an der Ziegelei Sondernheim beschriftet - bisher immer, um den Besuchern und Spaziergängern Neuigkeiten zu vermitteln oder um ihnen zu Ostern, Weihnachten oder Pfingsten alles Gute zu wünschen.
Mit Beginn der Corona-Pandemie hat sich die Nutzung der Tafel geändert: Regelmäßig beschriften die Eigentümer sie mit klugen Sprüchen, selbst erdacht oder Zitate kluger Köpfe. Damit wollen sie die Menschen erheitern, ihnen ein bisschen Gelassenheit mitgeben oder einfach ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Denn gerade während des einsamen Corona-Lockdowns war der Weg am Rhein zur Ziegelei ein beliebter Spaziergang - noch beliebter als sonst.
Aber wie findet man jede Woche einen passenden Spruch? „Mein Mann liebt Wilhelm Busch, diesen eigensinnigen Humor. Er hat auch viel von Goethe gelesen, als Kinder haben wir Ringelnatz öfters in der Schule behandelt, oder auch Heinz Erhardt, der ist so amüsant“, sagt Cornelia Haag, die mit ihrem Mann Johannes Eigentümerin der Ziegelei ist. Gemeinsam haben sie das Industriedenkmal über 20 Jahre lang saniert und zu einem wunderschönen Museum ausgebaut.
„Irgendwie kam uns dann während der Pandemie die Idee, Zitate und Gedichte rauszusuchen, frei nach Laune - wir haben gestöbert und es ist doch erstaunlich, was bereits im 18. Jahrhundert für tolle Dinge niedergeschrieben wurden, die heute immer noch gut ins Geschehen passen und bei sehr vielen Leuten in der Interpretation ganz unterschiedlich ankommen und so für Gesprächsstoff sorgen. Es ist anregend und einfach toll“, erzählt Cornelia Haag weiter.
Sie beobachte mit großer Freude und Genugtuung, wie interessiert und unterschiedlich doch viele Spaziergänger auf die Zitate reagieren. Und weil die Reaktion immer so positiv sind, gibt es jetzt jede Woche ein neues Zitat – nicht nur auf Deutsch, seit Neuestem auch in kyrillischer Schrift. „Weil russische Sprichwörter oft noch viel blumiger und schöner sind als die deutschen“, sagt Cornelia Haag.
Diese Woche ziert ein Zitat von Albert Einstein den Blechladen an der Ziegelei - daneben ein Sprichwort in kyrillischer Schrift. Ein Fahrradfahrer bleibt stehen, steigt extra ab, um die Tafel zu lesen. Er findet es toll, den Spruch und die Tatsache, dass sich manche Menschen so viel Mühe geben, um anderen eine Freude zu machen.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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