Zwischen Schutzanspruch und alltagstauglicher Lösung
"Wir tun was wir können"

Amtsarzt Dr. Christian Jestrabek und seine Kollegin Dr. Anette Georgens | Foto: ps
  • Amtsarzt Dr. Christian Jestrabek und seine Kollegin Dr. Anette Georgens
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Germersheim. Bereits seit Ende Januar, mit der Einrichtung der Quarantänestation für Wuhan-Rückkehrer in der Südpfalzkaserne, sind die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes im Landkreis Germersheim mitten im Pandemie-Geschehen. „Zu diesem Zeitpunkt haben wir noch nicht geahnt, dass das für uns nur der Auftakt sein sollte“, so Landrat Fritz Brechtel. Seit es seit Anfang März die ersten Infektionen im Kreis Germersheim gibt, wachsen die Aufgaben.

Gemeinsam mit Hygieneinspektoren und den Verwaltungsmitarbeitern, inzwischen unterstützt durch Kollegen aus anderen Fachbereichen und Externen, steht das Gesundheitsamt an vorderster Front. „Dabei verändern sich die Aufgaben fast täglich, die Anforderungen von Land, Bund und Robert-Koch-Institut werden der Lage ständig angepasst“, erklärt Amtsarzt Dr. Christian Jestrabek. „Gerade hier ist es nicht leicht, eine Balance zwischen einem maximalen Schutzanspruch und einer akzeptablen Alltagslösung für die Menschen im Landkreis umzusetzen. Auch zeigt sich immer deutlicher, dass die drastischen Einschränkungen für uns alle nur auf Zeit aufrechterhalten werden können.“

Von jedem Infizierten werden von den Gesundheitsamt-Teams die direkten Kontaktpersonen nachverfolgt und eine Gefahrenabschätzung vorgenommen, Quarantäneverordnungen (Absonderung auf Zeit in der eigenen Wohnung) werden ausgestellt und Abstriche genommen. Die Zahlen sprechen für sich: Seit das Virus den Landkreis erreicht hat, wurden von 143 infizierten Personen im Landkreis das gesamte Umfeld abgeklärt, über 750 Quarantäneverordnungen an Bürger aus dem Kreis ausgestellt, hunderte Abstriche genommen. „Ein wesentliches Element der Infektionskontrolle ist die vollständige Kontaktnachverfolgung bei allen Neuinfizierten“, berichtet Jestrabek.

Das Virus infiziert einen Menschen nur auf Zeit, die meisten werden wieder gesund und wahrscheinlich immun. Um nicht selber auszusterben, muss das Virus neue Personen infizieren. Dies geschieht in erster Linie durch eine Tröpfcheninfektion aus der Atemluft von Erkrankten, verstärkt wird dies durch Hustenattacken.

„Schafft man es nun“, so Jestrabek, „alle Menschen, die sehr engen Kontakt zu einem Erkrankten hatten, in häuslicher Überwachung zu separieren, findet das Virus nach einer gewissen Zeit keine Menschen mehr, die es infizieren kann. Dies ist der Grund für die strengen Maßnahmen, die zurzeit in der gesamten Bundesrepublik ergriffen werden.“

Ein weiteres Augenmerk des Gesundheitsamtes liegt auf kritischen Infrastrukturen wie Senioreneinrichtungen, Krankenhäusern, Arztpraxen. „Hier müssen wir in den Bereichen Prävention, Hygiene, Vorsorge, Schutzmaßnahmen und Abläufen beraten“, berichtet Dr. Anette Georgens. Selten ist es dabei mit einem Besuch oder einem Telefonat allein erledigt, weiß Dr. Georgens: „Es sind sich ständig verändernde Prozesse. Die Dynamik der Lage stellt an alle Beteiligten hohe Anforderungen. Ein wechselseitiger Austausch auf Augenhöhe und auch gegebenenfalls ein bisschen Querdenken ist für alle Beteiligten unabdingbar, um am Ball zu bleiben."

Das bestmögliche Ergebnis für die Prävention könne dabei nur auf Basis wechselseitigen Vertrauens entstehen. Dies werde durch gute Kontakte mit den Beteiligten, eine Kommunikation der kurzen Wege und Verlässlichkeit erreicht. "Durch unsere Besuche vor Ort haben wir mit den wichtigsten Risikostrukturen des Kreises ein gutes Miteinander erzielt. Wir tun was wir können und sehen das auch bei den beteiligten Akteuren in der Infrastruktur des Kreises", sagt Georgens. Aus diesem Grund sei sie guter Hoffnung, dass die Pandemie noch länger im Griff gehalten werden kann. Immer vorausgesetzt, die Bürger halten sich an die neu entstandenen Regeln und es finden keine Massenveranstaltungen statt.

Zusätzlich zu diesen Herausforderungen beantworten die Teams und Ärzte des Gesundheitsamtes unzählige Anfragen von Bürgern, die sich direkt oder übers Bürgertelefon mit Ihren Anliegen an die Kreisverwaltung wenden. Und all das muss zusätzlich zu den Aufgaben, die im Gesundheitsamt auch in Nicht-Pandemie-Zeiten zu erfüllen sind, gestemmt werden.

„Die Belastung ist unbeschreiblich hoch. Ich bin jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin der Verwaltung, jedem Helfer - auch aus den Reihen des Katastrophenschutzes - dankbar für das Engagement und die Bereitschaft, alles zu tun, um der Pandemie bestmöglich zu trotzen und die Ärzte bei der wichtigsten Aufgabe überhaupt zu unterstützen: Leben retten!“, stellt Landrat Brechtel das starke Miteinander in den Mittelpunkt und fordert: „Wie wohl nie zuvor wurde die Bedeutung des öffentlichen Gesundheitswesens und der Gesundheitsämter deutlich. Hier müssen landes- und bundesweit Entscheidungen für eine bessere personelle und sächliche Ausstattung getroffen werden!“

Brechtel ist erleichtert, dass seit einiger Zeit die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 kaum steigt. Das sei den Bürgern zu verdanken, die sich an die Maßnahmen und Regeln halten. Aber eben auch den  Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gesundheitsamtes.

„Durch ihren Einsatz ist es gelungen, in allen positiven Fällen in unserem Kreis unter der Leitung von Amtsarzt Dr. Christian Jestrabek und seiner Kollegin, Dr. Anette Georgens, die nötigen und möglichen Maßnahmen umzusetzen und damit die Verbreitung des Virus´ erheblich einzudämmen. Sie haben meinen größten Respekt!“ Gleichzeitig warnt der Kreischef, diese gute Entwicklung als Entwarnung zu betrachten und appelliert an alle, sich weiterhin vorsichtig zu verhalten und die Regeln zu akzeptieren – zum Eigenschutz und zum Schutz des Nächsten.

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Cornelia Bauer aus Speyer

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