Sankt Martin historisch betrachtet und zu Corona-Zeiten
Wie man trotz Pandemie gemeinsam ein Laternenfest feiern kann

Symbolbild Laternen | Foto: worldvoyager/Pixabay

Sankt Martin. Unter den bestehenden Einschränkungen zur Bekämpfung des Coronavirus läuft dieses Jahr vieles anders - auch an St. Martin am 11. November. Alljährlich treffen sich am Martinstag in ganz Deutschland - natürlich auch in der Pfalz und in Baden - Kinder und Eltern mit Laternen, gestalten gemeinsam Umzüge, Theaterstücke, traditionelle Martinsfeuer und Gottesdienste. Das wird dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie anders sein. Vielerorts laden Kindergärten und Schulen zwar zu internen Veranstaltungen ein, aber wie schon auch an Halloween, wird es schwierig für die Kinder, gemeinsam zu feiern und mit ihren selbst gebastelten Laternen von Haus zu Haus zu ziehen.
Aber gerade mit dem beschlossenen Teil-Lockdown und den damit verbundenen Einschränkungen im Freizeitbereich sind diese kleinen Bräuche und Traditionen besonders wichtig - gerade für Kinder: Also warum nicht im Familienkreis Laternen basteln und bei einer schönen Aktion am Mittwoch, 11. November, dem Martinstag mitmachen?

St. Martin zuhause und doch gemeinsam feiern

Denn es ist möglich, zuhause und doch gemeinschaftlich Sankt Martin zu feiern - am Mittwoch, 11. November, um 18 Uhr soll eine bundesweite Aktion Zusammengehörigkeit und Festlichkeit symbolisieren. Pünktlich beginnen dann überall in Deutschland Menschen, das Lied „Laterne, Laterne“ zu singen und zu gemeinsam musizieren. (die Strophe 1 wird dreimal wiederholt). Danach singen alle zusammen von dem Lied „St. Martin“ (die Strophen 1 bis 3). Texte, Noten und weitere Informationen gibt es hier.

Die Kinder können vorab zuhause, im Kindergarten oder in der Schule Laternen basteln und die Lieder lernen. Die Musikschüler und Sänger können zuhause oder im Online-Musikkurs die Lieder auf ihren Instrumenten üben und einsingen. An Sankt Martin gehen dann alle Teilnehmer mit Laternen und Musikinstrumenten, jeder bei sich zuhause, auf den Balkon, in den Garten, auf die Terrasse oder unter Einhaltung der Abstandsregeln vor das Haus. Alle, egal ob Familie, Alleinstehend, alt oder jung, sind eingeladen, mitzumachen.Dadurch können alle gemeinsam an diesem Tag, unter Einhaltung der geltenden Beschränkungen, gemeinschaftlich einen magischen Moment mit Musik und Licht schaffen, den es vorher so noch nie gegeben hat. Trotz und gerade wegen der Corona-Pandemie ist es jetzt wichtiger denn je, Zusammenhalt und Solidarität zu zeigen.

Aber was hat es mit Sankt Martin überhaupt auf sich?

Die Geschichte besagt, dass Martin ein römischer Soldat war, der um das Jahr 316 nach Christus geboren wurde. Der Legende nach ritt er in einem kalten Winter an einem hungernden und frierenden Bettler vorbei. Der Mann ohne Schutz und Unterkunft tat ihm so leid, dass Sankt Martin seinen eigenen Mantel mit einem Schwert zerteilte und dem Bettler eine Hälfte schenkte. In der Nacht erschien Martin der Bettler dann im Traum und gab sich als Jesus Christus zu erkennen. Martin wurde daraufhin bekennender Christ, ließ sich taufen und begann, den christlichen Glauben zu lehren und weiter zu verbreiten.

Die schnatternde Gänse und der heilige Martin

Und wer sich nun fragt, was die Gans mit St. Martin zu tun: Auch hierfür gibt es eine Legende: Martin sollte in der französischen Stadt Tours zum Bischof geweiht werden. Aber der bescheidene Mann Gottes hielt sich selbst für dieses Amt nicht würdig und versteckte sich vor seiner Weihe in einem Gänsestall. Die Tiere jedoch verrieten ihn durch ihr Schnattern, man fand ihn und er wurde doch noch Bischof der Gemeinde Tours. Er war rund 30 Jahre im Amt und man sagt ihm nach, er habe die christliche Liebe gelehrt und viele Wunder vollbracht. Er starb am 11. November 397 und wurde später von der Kirche heilig gesprochen.Und weil jeder Heilige auch seinen eigenen Namenstag hat, feiern wir heute noch am 11. November den Martinstag.
St. Martin ist der Schutzpatron der Weber und Winzer - daher besonders in der Pfalz hoch geschätzt, es gibt sogar eine nach ihm benannte Gemeinde. Schutz bietet er ebenso den Bettlern und Soldaten. Außerdem sagt man ihm nach, dass er auch für das Wohlergehen der Haustiere zuständig sei.
Die Gänse kommen dabei aber nicht so gut weg: Denn die Überlieferung sagt, dass die Martinsgänse zur Strafe für ihr Geschnatter geschlachtet wurden. Aber die Geschichte weiß es besser: Denn zum einen ist der Martinitag der Tag, an dem die Bauern Lehen und Steuern bezahlen mussten - meist in Form von Naturalien wie etwa den Gänsen, außerdem beginnt nach dem 11. November die 40-tägige Fastenzeit vor Weihnachten, am Martinstag konnte man also nochmal so richtig zuschlagen - unter anderem mit einem deftigen Gänsebraten, wie ihn die Restaurants auch heute noch als traditionelle Martinsgans anbieten oder in Form einer süßen Martinsbrezel, wie sie gerne bei den Laternenumzügen zu Ehren des St. Martin an die Kinder verteilt wird.

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Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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