Meistertitel für Germersheimer Volleyballer
Nerven wie Drahtseile

Das erfolgreiche Team in ihren Meistertrikots | Foto: Lamia Pita
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  • Das erfolgreiche Team in ihren Meistertrikots
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Germersheims Landesliga-Volleyballer haben es geschafft und den Meistertitel der Landesliga geholt. Was im Playoff-Finale anfänglich nach einer relativ klaren Angelegenheit aussah, entwickelte sich vor toller Kulisse zu einem Krimi, der nicht nur die Fans vor Ort mitfiebern lies.

Gerade mal 2 Sätze hatte das Team von Coach Dominik Betsch im Laufe der Saison abgegeben. So fuhr man mit viel Selbstvertrauen am letzten Samstag nach Saarburg, wo Finalgegner TG Konz wartete. Unterstützung war dank eines ganzen Busses voller Fans garantiert. Vor Ort machten diese von Beginn an tolle Stimmung und trieben das Team zu einem tollen Start. Mit höchster Konzentration zeigten die Gäste, dass sie unbedingt gewinnen wollten und ließen den Gastgebern keine Chance. Über 10:4, 14:9 und 20:16 erspielte sich die Mannschaft die 1:0-Satzführung (25:20).

Die Stimmung vor Ort war entsprechend gut und auch dank Instagram-Livestream der TG konnten viele Fans von zu Hause aus mitfiebern. Selbst in Bangkok und Istanbul schauten ehemalige Aktive zu und feuerten das Team an. Konz wollte sich aber nicht einfach so in sein Schicksal ergeben. Mit eigener 9:4-Führung in Satz 2 verpassten sie den Germersheimern den ersten Dämpfer an diesem Tag. Dieser Tritt in den Allerwertesten ließ die Gäste zu diesem Zeitpunkt noch rechtzeitig aufwachen. Beim 13:13 war der Ausgleich hergestellt und 7 Punkte später bog man bei 18:15-Führung schon wieder auf die Zielgerade zum 2:0 nach Sätzen ein. Wiederum mit 25:20 rückte der Traum vom Aufstieg ein großes Stück näher. Doch was dann folgte, machte einem Hitchcock-Thriller alle Ehre.

Angetrieben von ihren ebenfalls lautstark agierenden Fans startete die TG Konz ihre Aufholjagd. Germersheim zeigte im 3. Satz die ersten Schwächen in der Block- ubd Feldabwehr und kam auch im Angriff nicht mehr so überzeugend zu eigenen Punkten. Konz führte schnell wieder wie in Durchgang 2 mit 9:4 und spürte die Verunsicherung auf Seiten der Gäste. In keiner Phase des 3. Satzes konnte Zuspieler Felix Kühner seine Angreifer so einsetzen, wie er es sonst vermag. Auch wenn es zwischendurch immer wieder kleine Ansätze einer Aufholjagd gab, erstickte Konz diese nahezu im Keim. Die Gastgeber waren spielerisch und mental nun deutlich besser. Mit 25:21 stellten sie den Anschluss zum 1:2 her.

In der Halle war die Stimmung nun auf einem Niveau, dass Volleyballfans begeisterte. Beide Fanlager wollten ihr Team nach vorne treiben. Die Gastgeber nahmen dies deutlich besser mit aufs Spielfeld und zeigten nun, dass sie zurecht im Finale standen. Starke Defensive in der Block- und Feldabwehr, druckvolles Angriffsspiel und deutlich sichtbarer Siegeswille der Konzer standen nun zunehmender Ernüchterung und hängenden Köpfen auf Seiten der Gäste gegenüber. Coach Betsch nahm relativ früh beide Auszeiten und wechselte auch durch. Seine gestiegene Anspannung war deutlich zu merken, nicht nur bei strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen. An dieser Stelle muss auch erwähnt sein, dass die jungen Schiedsrichter - beide noch unter 18 - zwar nicht immer die richtigen Entscheidungen trafen, angesichts der Stimmung und der Bedeutung des Spiels gut agierten. Warum der Verband aber den Sieger des vorherigen Spiels um Platz 3 (TSV Speyer III 3:1 gegen Gensingen) pfeifen lässt und kein regionales erfahrenes und neutrales Schiedsgericht stell, bleibt ein Rätsel. Man stelle sich vor, das Spiel wäre durch die ein oder andere Fehlentscheidung entschieden worden. Hätten sich die jungen Nachwuchsschiris in Zukunft nochmal getraut, auf diesem oder höherem Niveau zu pfeifen? Beide Finalisten hätten da erfahrenere Schiedsrichter verdient gehabt, wenn man schon die Playoff-Regelung festlegt. Beide Fanlager waren im Livestream unisono der gleichen Meinung dazu?

Konz nutzte jetzt die Gunst der Stunde und zog den Germersheimern den Zahn. Diese waren nun erstmals in der Saison spürbar unterlegen und drohten einzubrechen. Die Mimik und Gestik nach dem 2:2-Satzausgleich, wiederum mit 25:21 für Konz, sprach Bände.

Coach Betsch musste all seine Künste in der Pause vor dem Tie-Break aufbieten, um sein Team wachzurütteln und wieder auf Kurs zu bringen. Und das zeigte wohl Wirkung. Angetrieben vom eigenen Fanlager zeigte die Mannschaft direkt den Siegeswillen und startete mit einer 4:0-Serie und war mental hellwach. Druckvoll wollte man nun schnell den Sack zu machen und hatte bei 10:6-Führung alles in der eigenen Hand. Doch der Volleyballgott hatte noch ein letztes Ass für einen Krimi im Ärmel. Konz holte auf und erspielte sich mit ihrerseits tollen Aktionen den Ausgleich zum 11:11. Das Spiel drohte wiederum zu kippen, erst recht als die Gastgeber plötzlich mit 13:12 führten und am Sieg schnupperten. Doch die Gäste zeigten Moral und bewiesen, dass sie Nerven wie Drahtseile haben. Angeführt von Zuspieler Felix Kühner und Diagonalangreifer Dominik Kuhn fuhr man drei Punkte in Serie ein. Kühner spielte Kuhn beim Matchball fast blockfrei, was der Angreifer dankend annahm und krachend direkt die erste Chance nutzte. Danach brachen alle Dämme. Bei Coach Betsch fiel die immense Anspannung ab, so dass er auf die Knie fiel und vor Freude auf den Boden klopfte. Spieler und Fans bildeten eine große Jubeltraube und sangen lautstark „Die Nummer 1, die Nummer 1, die Nummer 1 in Rheinland-Pfalz“.

Was sich über die Saison und erst recht im Finale an Anspannung aufgebaut hatte, entlud sich nun in diesen Momenten voller Freude und Jubel. Auch auf der Heimfahrt kannte die Feierei im Bus kaum Grenzen. Anerkennung gebührt aber auch den Gastgebern der TG Konz und deren Fans. die zum einen ein Match auf Augenhöhe abgeliefert haben und für eine atemberaubende Stimmung gesorgt haben.

Ein paar Stimmen gab es nach dem Spiel und am Tag danach auch noch?

Zuspieler Felix Kühner: „Wir hätten eigentlich auch 3:0 gewinnen können, ja vielleicht sogar müssen angesichts der ersten beiden Sätze. Dann haben wir es uns aber selbst schwer gemacht und Konz ins Spiel zurückgebracht. Am Ende bin ich sehr froh, dass ich meine beiden Aufschläge im 5. Satz vom 13:13 zum 15:13 übers Netz gebracht habe und auch Kuhni den Ball zum Matchgewinn fehlerfrei zuspielen konnte.“

Aussenangreifer Kevin Peter: „Wir hatten heute glaube ich den größten Siegeswillen im Vergleich zu Konz. Den ganzen Druck, der sich bei uns die letzten 1-2 Jahre aufgebaut hatte, wollten wir einfach erfolgreich rauslassen. Das hat man auch nach dem Matchball gemerkt, als sich alle Emotionen auf dem Spielfeld entladen haben.“

Diagonalangreifer Dominik Kuhn: „In meinen 14 Jahren, die ich jetzt aktiv bin, habe ich persönlich noch nie ein so nervenaufreibendes Spiel erlebt. Ich habe immer versucht, ruhig zu bleiben und damit auch dem Team Stabilität zu vermitteln. Wir haben es im 5. Satz ganz gut hinbekommen, die Ruhe und die Nerven zu bewahren. Das Glück war dann auf unserer Seite.“

Coach Dominik Betsch: „Im Tie-Break war ich nervlich fast am Ende, weil ich nach Satz 2 gedanklich schon zu weit in Richtung Sieg gedacht habe. Dass wir dann abgebaut und Konz ins Spiel zurückgebracht haben, ist am Ende egal. Es zählt jetzt nur der Titel und der Aufstieg in die Oberliga. Und das haben wir mit einer geschlossenen Teamleistung hinbekommen. Einen MVP will ich gar nicht hervorheben, denn wir haben heute als Einheit gewonnen.“

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Das erfolgreiche Team in ihren Meistertrikots | Foto: Lamia Pita
Gemeinsam mit den mitgereisten Fans wurde schon vor Ort ordentlich gefeiert.  | Foto: Lamia Pita
Autor:

Alexander Zinser aus Germersheim

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