Zum 17. Juni schließt das Fotostudio Karpf in Germersheim
Ein Urgestein verabschiedet sich
Germersheim. Und wieder wird Germersheim um ein alt eingesessenes Geschäft ärmer: Zum 17. Juni schließt Peter Karpf sein Fotostudio in der Ludwigstraße 14. Er habe mit der Handwerkskammer lange nach einem Nachfolger gesucht, gefunden habe sich aber niemand, der bereit gewesen wäre, das Studio zu übernehmen. Stattdessen wird der Friseur aus dem benachbarten Laden die Räumlichkeiten beziehen, sein Geschäft vergrößern und in einen Damen- und Herrensalon - dann nebeneinander liegend - trennen. Der ebenfalls von Karpf betriebene "Rheinpfalz-Servicepunkt" zieht in einen nahe gelegenen Copyshop.
Für Germersheim und für die Fotografie
Mit seinen 77 Jahren blickt Karpf auf ein bewegtes Berufsleben zurück: Vier Jahre lang war er der Vorsitzende des Germersheimer Gewerbevereins, hat viele Veranstaltungen organisiert und initiiert - etwa die Leistungsschau oder den Martinsmarkt. An diese Zeit erinnere er sich gerne zurück, sagt er, aber die Situation für Handel und Dienstleister habe sich in Germersheim mittlerweile geändert, werde immer schwieriger. "Vielen sagen, Germersheim sei keine Einkaufsstadt mehr, sei lediglich noch eine Schlafstadt. Und wenn man sich umschaut, versteht man diese Aussage und man versteht auch, warum es immer problematischer wird, einen Nachfolger für eine Geschäftsübernahme zu finden. Für die kleinen Geschäfte wird das Überleben immer schwerer", so der Fotograf, dem 2019 der Goldenen Meisterbrief zum 50-jährigen Jubiläum seiner Meisterprüfung verliehen wurde.
Nach Germersheim kam der gebürtige Schwetzinger 1977, damals übernahm der das Geschäft in der Ludwigstraße von seinem Vorgänger. "Davor war ich acht Jahre im Außendienst für Agfa und Kodak unterwegs, so habe ich damals auch davon erfahren, dass für das Studio in Germersheim ein Nachfolger gesucht wurde." Karpf hat sein Hobby, die Fotografie, zum Beruf gemacht, gelernt hat er im elterlichen Betrieb. Nun sei mit seinen 77 Jahren aber die Zeit gekommen, noch einmal etwas ganz Neues anzufangen. Einen radikalen Schlussstrich will er ziehen, Germersheim und Bellheim, wo er bisher mit seiner Familie gelebt hat, verlassen. "Meine Frau und ich, wir werden nun in die Westpfalz ziehen. Und dort werde ich endlich nur noch das fotografieren, was mir Spaß macht - die Landschaft und die Natur beispielsweise", sagt der rüstige angehende Rentner.
Ein lachendes und ein weinendes Auge
Und doch schaut er natürlich auch mit einem weinenden Auge auf die Schließung seines Studios in Germersheim. Sein Beruf habe ihm immer sehr viel Spaß gemacht, berichtet er. Und ergänzt: "Ich habe als Fotograf hier ganze Familien über mehrere Generationen begleitet. Ich habe Hochzeiten fotografiert, dann kamen die Kinder, deren Kommunion oder Konfirmation, irgendwann Bewerbungsfotos und dann haben sie selbst geheiratet. Es ist schön, wenn man als Fotograf Teil dieser Leben sein darf. Das ist schon eine Erfüllung."
Nur eines bedauert Karpf ganz besonders: Dass die Stadt Germersheim für ihre eigenen Produkte immer auf auswärtige Fotografen zurückgegriffen habe. Das sei schon manchmal bitter gewesen, wenn man sich die Prospekte und Flyer angeschaut habe.
Noch bis zum 17. Juni ist das Fotostudio Karpf geöffnet, dann startet Peter Karpf mit seiner Frau in einen neuen Lebensabschnitt, den er noch einmal voll auskosten und genießen möchte. Die Zeit dafür werde ja immer kürzer, sinniert er zum Abschied.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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