Außenwohngruppe der Lebenshilfe zieht ins Neubaugebiet
Leben inmitten der Gesellschaft
Graben-Neudorf. "Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort", singt der Chor der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten. So ganz trifft der Text von Hannes Wader an diesem Samstag nicht zu, denn die Außenwohngruppe der Lebenshilfe, sie ist schon seit 1992 in Graben-Neudorf ansässig. Doch die Räumlichkeiten in der Bahnhofstraße sind nicht barrierefrei und entsprechen auch sonst nicht modernen Standards. Also ziehen die sieben Bewohner im Alter zwischen 36 und 68 Jahren am 11. Februar ins Erdgeschoß eines neu gebauten Mehrfamilienhauses in der Ingeborg-Bachmann-Straße 9 im Baugebiet Mitte-Ost IV.
Neuland, sowohl für die Lebenshilfe als auch für die Stellberg-Wohnbaugesellschaft: Die Anforderungen an Zimmergrößen, und behindertengerechte Bäder bei begrenztem Baufenster verlangten planerische Kreativität. Für die Lebenshilfe ist es die erste Wohngruppe, die in einem Mehrfamilienhaus untergebracht ist. Leben inmitten der Gesellschaft, nennt Lebenshilfe-Vorsitzender Thomas Deuschle das. Als wichtige Säule im System der sozialen Hilfen bezeichnet Sozialdezernentin Margit Freund die Außenwohngruppen. Die Bewohner erhalten dort die Hilfen, die sie benötigen, aber auch genügend Freiraum, um selbstbestimmt zu leben. Dem Inklusions-Gedanken werde hier in vorbildlicher Weise Rechnung getragen.
Die Graben-Neudorfer seien stolz auf die enge Verbundenheit der Gemeinde mit der Lebenshilfe, sagt Wolfgang Bauer in Vertretung des Bürgermeisters. "Wir haben eine lange und erfolgreiche Geschichte um ein weiteres Kapitel fortgeschrieben", so Bauer. Die Gemeinde hatte mit dem Verkauf des Grundstücks den Bau überhaupt erst möglich gemacht. Die Entscheidung im Gemeinderat war 2018 einstimmig gefallen.
In nur 250 Bautagen entstand ein Mehrfamilienhaus mit neun Parteien. Der Außenwohngruppe stehen im Erdgeschoß 260 Quadratmeter Wohnfläche plus 38 Quadratmeter Abstell- und Nebenflächen zur Verfügung. Es gibt drei barrierefreie Badezimmer und einen 42 Quadratmeter großen Gemeinschaftsbereich.
"Wir sind sehr stolz auf dieses Vorzeigeprojekt", sagt Oliver Stellberg von der gleichnamigen Wohnbaugesellschaft. Darauf, dass hier Menschen mit und ohne Behinderung in unmittelbarer Nachbarschaft zusammen leben, aber auch auf den Charakter des Gebäudes im KFW 40plus Effizienzhausstandard mit einer der größten örtlichen Solaranlagen auf einem Wohngebäude.
Die Lebenshilfe hat den Kauf der Wohnung über Eigenmittel und Darlehen vorfinanziert. Das Landratsamt beteiligt sich über den Mietanteil der Bewohner an den Kosten. Gottes Segen für die neuen Räume erbaten Ulrike Bartl für die evangelische und Anna-Maria Schäfer für die katholische Kirchengemeinde. Stolz zeigen die Bewohner im Anschluss ihre Zimmer. Sie freuen sich auf den Umzug und so ist es am Ende gar nicht schlimm, "dass nichts bleibt, dass nichts bleibt, wie es war".
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