Reisebericht Serie 4. Teil/Spezial
4000 km Deutschland er"fahren" Cuxhaven

Cuxland 1 | Foto: Google Maps
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Stadt und Land Cuxhaven, ein langes Wochenende.
Hier war eine kleine Tourpause übers Wochenende bei einer lieben Freundin eingeplant. So ganz ohne Ausfahrt sollte es freilich nicht bleiben, weil sich die Anfahrt hierher auf Grund der im letzten Teil beschrieben Probleme eben geändert hatte. Dank der kleinen Kompressoren, wie sie bei den heutigen Fahrzeugen ohne Ersatzrad beigelegt sind, hatte ich nun auch die Möglichkeit in meinem Fahrerlager in Nordholz den Hinterreifen des Moped immer wieder komfortabel aufzupumpen und damit Erkundungstouren in der Umgebung zu machen.
Die Wurster Nordseeküste war mir von früheren Besuchen her auch schon ein wenig vertraut und von daher wusste ich auch schon, welche Strecken sich mit dem Motorrad lohnen. Berge sind in der Gegend eher selten aber dafür gibt es jede Menge übersichtlicher Kurven.
Ein absolutes muss für den Biker ist hier das Johanniskreuz des Nordens im Kutterhafen von Dorumer Neufeld. Hier ist nicht nur ein Bikertreff sondern auch ein Campingplatz, Spielgeräte, ein Badestrand  und ein Schwimmbad mit Nordseestrand. Dort befindet sich ebenfalls das Leuchtturmdenkmal Obereversand, welches man besichtigen kann, wenn gerade keine Trauung dort stattfindet. Die Gegend ist stark vom Tourismus geprägt und so finden sich in den Ortslagen preisgünstige Ferienhäuser oder Wohnungen in typisch norddeutsch-ländlicher Idylle. Gemütliche Bäckerei Cafe´s und Gasthöfe laden zum verweilen ein und fangfrische Nordseekrabben
gibt´s beim Fischhändler, der noch selber pullt also keine reimportierte Ware aus Marokko. Ideal für Familien.
Das Freizeitangebot ist hier schon enorm und wenn das Wetter mal nicht so mitspielt könnte man z.B: einen Tagesausflug nach Bremerhaven, in die dortigen Havenwelten machen. Das Deutsche Schifffahrtsmuseum oder das Deutsche Auswandererhaus z.B. sind dafür lohnende Ziele. 
Auch hier kann man einige Reportagen beim NDR auf youTube oder in der Mediathek anschauen.
Ich schaue mir immer solche Sendungen an , um mich über die Gegenden zu informieren die ich unter die Räder nehmen will. Dabei kann man auch bisweilen sehen, wie die Menschen dort so sind. So wurde ich beispielsweise durch die Reihe "Eisenbahnromantik" schon des Öfteren zu Motorradtouren inspiriert.
Cuxhaven, Boomtown zwischen Elbe und Weser.
Am nördlichsten Zipfel, sozusagen am Nordkap von Niedersachsen gelegen ist Cuxhaven zu einem touristischen Zentrum herangewachsen. Die „Alte Liebe“ direkt am Hafen wird einigen vielleicht geläufig sein. Von da aus kann man zu Fuß oder mit dem Rad über den Deich bis zur Kugelbake, ein historisches Seezeichen, gelangen und z.B. den Kitsurfern zusehen oder einfach nur im Strandkorb nach den Schiffen schauen die in die Elbmündung ein und ausfahren. Das tun übrigens die Camper auf dem großen Wohnmobilstellplatz in der Nähe des Hafens.
Von der Kugelbake in Richtung Duhnen reihen sich die Strände mit den Promenaden. Duhnen dürfte der touristische Hotspot Cuxhavens sein, Das Angebot an Ferienwohnungen ist immens aber es gibt hier auch mehrere Jugendherbergen, welche gerade für Familien günstige Angebote haben.
Etwas weiter südlich in Sahlenburg gibt es sogar einen Kletterpark. Es würde hier den Rahmen sprengen, wenn ich alle Angebote hier aufzählen wollte. Bei Interesse, einfach mal recherchieren, es gibt viel zu entdecken.
Am Sonntag hatten wir eine Verabredung der besonderen Art mit einer Familie die Petra, meine tolle Gastgeberin, von früher her kannte. Der Anlass ihres Wochendes in Cuxhaven war allerdings weniger erfreulich.
Von der „AltenLiebe“ zum nassen Grab.
So könnte man den Bootsausflug mit der „Jan Cux II.“ betiteln. Nun kommen wir auch zum Anlass der Verabredung. Der Vater dieser Familie, die heute in Berlin lebt und aus Cuxhaven stammt, war verstorben und wünschte sich eine Seebestattung. Ich hatte die Ehre dabei sein zu dürfen und war auch schon gespannt, wie das bei einer solchen Bestattung wohl vor sich geht.
Wir enterten an Bord des Schiffes, welches normalerweise Touren zu den Seehundbänken fährt jedoch auch für diese Zwecke gewidmet ist und nahmen zunächst unsere Plätze ein.
Über die Jan Cux II hatte ich beim NDR auch eine Reportage gesehen und war angetan von der Empathie des Kapitäns. Nun sollte ich feststellen, dass er sich beim filmen überhaupt nicht verstellt hat. Ein überaus sympathischer Zeitgenosse.
Und eben dieser Kapitän erläuterte uns den Ablauf der Zeremonie sowie die organisatorischen Details. Danach liefen wir aus Kurs, Kugelbake.
Unterwegs begegneten uns neben einem Kitesurfer und einem Segelboot natürlich auch die großen Pötte. Nachdem wir ein gutes Stück nach der Kugelbake die Zielposition erreichten, (siehe Bild) wurde die Maschine gestoppt.
Die Zeremonie fand auf dem schmalen Freideck im Unterdeck statt. Die Traueransprache war sehr einfühlsam ohne jegliche kirchliche Inhalte. Er sprach von den Erinnerungen und dass die Asche, nachdem sich die aus Maisstärke bestehende Urne aufgelöst hat, durch die Strömungen wohl in allen Weltmeeren verteilt wird. Sehr emphatisch eben wie ich es schon so im Stillen von dem Mann erwartet hatte. Danach wurde die Urne zu Wasser gelassen und die Angehörigen durften noch Blütenblätter ins Wasser streuen.
Bei den Seebestattungen gibt es entsprechende Umweltschutzauflagen zu beachten. So dürfen nur Materialien in die See eingebracht werden, die zu 100% im Meer wieder abgebaut werden können. Das ist auch voll nachvollziehbar.
Danach startete die Maschine und das Boot machte einen 360° Turn nach Steuerbord um die Sinkstelle der Urne herum und gab dabei mit dem Nebelhorn Salut. Das hatte dann doch Gänsehautpotential obwohl ich keine Beziehung zu der Familie hatte.
Die Rückfahrt verbrachten wir bei Kaffee, Kuchen und netten Gesprächen im Zwischendeck. Nach dem Anlegen setzten wir die Gesellschaft im Restaurant „Am Pier“ fort und ließen so den Nachmittag ausklingen.
Am Montag stand der Werkstatttermin an. Danach war meine Bell, so nenne ich mein Bike, wieder in Topform. Es interessierte mich natürlich brennend, was sich da in den Reifen gebohrt hatte.
Die aufmerksamen Leser meiner Geschichten erinnern sich vielleicht noch an den letzten Teil in dem ich beschrieb, wie ich den Platten feststellte und was mein erster Gedanke dabei war. Es stelle sich nun heraus, dass der metallische Fremdkörper im Profil nicht ins Reifeninnere reichte. Ergo konnte er auch nicht die Ursache für den Luftverlust gewesen sein. Man soll seinem ersten Gedanken ruhig nachgehen es war nämlich das Ventil welches undicht war. Also ein Teil für 1,50€ welches in einer Minute zu ersetzen gewesen wäre. Naja den Reifen hätte ich nach der Tour ohnehin wechseln lassen, weil der dann am Rande der Legalität gewesen wäre. Von daher wurden die Kosten halt früher fällig.
Zum Abschluss des ausgedehnten Wochenendes bekam ich noch von Petra eine Insider Hafenbesichtigung geboten. Also fernab vom Tourismusbetrieb. So z.B.den Leuchtturm „Dicke Berta“ wo Petra als Standesbeamtin auch schon mal Trauungen vornimmt oder das Pier von dem aus die Auswanderer nach Amerika gestartet sind und vieles mehr. Dafür an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank!
Währen dieser Tour bekam ich eine WhatsApp Nachricht von einem befreundetem Haßlocher. Es waren Bilder aus Dagebüll, das liegt in Schleswig Holstein wo die Halligen Ölland und Langeneß sind. Ich schrieb natürlich gleich zurück und fragte, ob er da wohl gerade Urlaub macht. Und tatsächlich befand er sich in der Nähe der Dänischen Grenze in einem Ferienhaus und wir machten auch gleich ein Treffen aus. Also musste ich abermals den Tourplan ändern und diesmal war es die Schleswig Holstein Etappe welche dann etwas länger wurde als geplant.
Wen ich dann getroffen habe und ob ich dennoch alle Ziele anfahren konnte, das erfahrt ihr im nächsten Teil von 4000 km Deutschland er“fahren“. Viel Spaß beim anschauen der Bilder.

Autor:

Horst Sven Becker aus Haßloch

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