Erinnerungen an die Schillerschule
Aus dem Schultagebuch von Karl Meißner (Teil 2)

Karl Meißner | Foto: Pacher

Von Markus Pacher

Haßloch. Der aus Glanbrücken bei Lauterecken stammende Lehrer Karl Meißner, Jahrgang 1904, berichtet in seinem Schultagebuch von seinen Haßlocher Jahren: Zwischen 1946 und 1949 unterrichtete er an der Schillerschule.
In loser Folge möchte das Wochenblatt heimatinteressierten Leserinnen und Lesern an den damaligen Erlebnissen und Erfahrungen von Lehrer Karl Meißner teilhaben lassen.

Ein Kollege, den ich aus meiner Schulamtsbewerberzeit schon kenne, ist Herr Zapp. Er war viele Jahre in St. Julian tätig. Seine markante Stimme dringt durch alle Säle und es muss kein Genuss sein, in unmittelbarer Nähe von ihm zu unterrichten. Karl Reiß ist wenige Jahre älter als ich und unterrichtete jahrelang an der Rettungsschule. Dass seine Frau jüdischen Geblütes ist, hat ihm im Dritten Reich viele Anfeindungen gebracht, für die schnelle Wiedereinstellung in den Dienst war es von Vorteil. Zu den älteren Kollegen zählt Herr Aigner, dessen Enkelin, ein begabtes Mädchen, meine Schülerin wird. Bei den Damen des Lehrkörpers denke ich zunächst an Frau Bohrer, die in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zum dem Oberregierungsrat Hoffmann steht. Fräulein Krebs, eine jünger Kollegin, wird später Frau Teichmann. Eine Kollegin der ersten Stunde, die völlig unbelastet in den Neubeginn eintritt, ist Fräulein Johanna Ohler. Wir sind gleichen Alters und haben unsere Prüfungen in denselben Jahren abgelegt. Sie wohnt nur wenige Häuser von mir entfernt an der Weinstraße und fährt täglich mit nach Haßloch. Auf dem gut eine Viertelstunde dauernden Weg vom Bahnhof zur Schule ergibt sich reichlich Gelegenheiten zu Gesprächen. Während des Krieges musste sie gegen ihren Willen von Haßloch fort und in Iggelheim unterrichten. Irgendwie sympathisiert sie jetzt mit den Kommunisten. Natürlich bekennt sie sich nicht offen zu der Partei; aber an der Art, wie sie die Leute, von denen man weiß, dass sie der extremen Richtung angehören, lobt, lassen sich bestimmte Schlüsse ziehen. Sie stammt aus einem gut bürgerlichen Elternhaus. Der Vater war Pfarrer. Aber sie besucht mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester keine Gottesdienste. Beide sind Anhänger der Anthroposophie von Rudolf Steiner. Ihre unbelastete politische Vergangenheit verschafft der jüngeren Schwester eine bevorzugte Stellung an unserem Lehrkörper. Der Schulleiter Heimberger schätzt ihren Rat, auch mit Schulrat Knoll versteht sie sich gut. Ich beobachte, dass sie einmal auf dem Schulamt behilflich ist, Statistiken zu erstellen. Über alle organisatorischen Angelegenheiten der Schule weiß sie im voraus Bescheid. Es kann uns nur von Vorteil sein. pac

Fortsetzung folgt

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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