Interview der Woche
Im Gespräch mit Theaterpädagoge Peter Ruffer aus Haßloch
Von Markus Pacher
Haßloch.Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern trotz Corona aktiv sein und nach vorne schauen: Was für den Gewerbeverein Haßloch gilt, gilt auch für die Kultur im Großdorf. Wir sprachen mit Peter Ruffer vom WwP-Theater über die Schauspielkunst in Krisenzeiten.
??? Herr Ruffer, Sie haben als künstlerischer Leiter des Landesverbandes Amateurtheater Rheinland-Pfalz eine Umfrage über die derzeitige Situation im Laientheaterbereich gestartet. Warum?
Peter Ruffer: Es ging uns vor allem um die Beantwortung der Frage, wie es momentan um die Vereine steht, um Argumente für die Landesregierung bei der Bitte um Unterstützung liefern zu können.
??? Was kam dabei heraus?
Peter Ruffer: Die Bilanz ist erschreckend: Allein durch die verlorenen Eintrittsgelder entsteht bei den vierzig befragten Mitgliedsbühnen ein Defizit von rund 250.000 Euro bei mehr als 34.000 fehlenden Zuschauern - der Wirtschaftsbetrieb, angefangen mit der Pausenbewirtung etc., ist hierbei gar nicht mitgerechnet. Glück im Unglück: Nur eine Bühne hat sich als akut Existenz bedroht gemeldet.
??? Wie ist die Stimmung unter den Laiendarstellern?
Peter Ruffer: Leider ist es bei einigen Vereinen um die Loyalität seiner aktiven und passiven Mitglieder nicht weit bestellt. Wir leben eben in einer Konsumgesellschaft - viele stehen in Krisenzeiten nicht hinter dem Verein und verlieren schnell das Interesse, wenn nichts mehr passiert.
??? Gilt das auch für das WwP-Theater?
Peter Ruffer: Bisher hatten wir wegen des Coronavirus keine Austritte. Unsere Mitglieder verhalten sich sehr loyal. Das hängt aber wohl auch damit zusammen, dass wir keine Pause machen, sondern mit Gegenangeboten versuchen, unsere Mitglieder bei Laune zu halten. Zum Beispiel geben wir Kurse, die hoffentlich ab September wieder stattfinden werden.
??? Inwieweit nutzen Sie dabei digitale Kommunikationswege?
Peter Ruffer: Not macht erfinderisch. Wir überlegen uns, wie wir mit Hilfe der digitalen Medien weiter arbeiten können, ohne dabei die Leute zu überfordern. Denn viele stehen ja mit der modernen Computertechnik auf Kriegsfuß. Als probates Instrument hat sich für uns die digitale Plattform „Zoom“ erwiesen. Mit ihr erarbeiten wir Videosequenzen, führen szenische Lesungen durch oder schreiben Geschichten. Für uns ist das alles sehr lehrreich - der daraus gezogene Erkenntnisgewinn für die Zukunft ist enorm.
??? Wie wichtig ist es Ihrer Ansicht nach, die Mitgliedsbühnen zu unterstützen, welche Bedeutung spielen sie in unserer Kulturlandschaft?
Peter Ruffer: Es wir immer wieder über zu hohe Eintrittspreise gejammert. Viele machen sich keine Gedanken darüber, welche Kosten hinter einer Aufführung stecken. Wir wollen ein Verständnis dafür schaffen, dass Kulturschaffende, allen voran freiberuflich tätige Künstler, diejenigen sind, bei denen wir lachen und weinen können. Und dass wir glücklich sein können, für wenig Geld sehr viel Spaß zu haben. Mein Wunsch wäre, dass die Bürgerinnen und Bürger vor Ort trotz Krisenzeiten zu ihrem Heimatverein stehen und ihm die Treue bewahren. pac
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.