Die Situation der Amateurbühnen in der Krise
Viel Theater um Corona
Von Markus Pacher
Haßloch.Keine Proben, keine Bühnenauftritte, kein Publikum, keine Eintrittsgelder - zu den großen Leidtragenden in der krisengeschüttelten Kulturlandschaft zählen die Amateurtheater-Vereine, die dieser Tage um ihre Existenz bangen. Der Haßlocher Theaterpädagoge Peter Ruffer vom „Work with People-Theater“ (WwP-Theater) kann ein Lied davon singen: Als künstlerischer Leiter des Landesverbandes Amateurtheater Rheinland-Pfalz hat er unter den 147 Mitgliedsbühnen eine Umfrage zur Situation gestartet und ausgewertet.
Die Bilanz ist erschreckend: Aufgrund der Umsatzausfälle bei weiter laufenden Kosten rechnet man mit mindestens einer Million Euro Verlust und geht von rund 123.000 Besucher/innen aus, die nicht an den geplanten Vorstellungen teilnehmen konnten.
Abgesagt seien bereits alle Veranstaltungen bis zum Sommer, zum großen Teil auch bis zum Jahresende, informiert Ruffer. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt: Am 7. Juni fällt die Entscheidung, ob, wann und wie man wieder proben darf. „Wir hoffen, dass es dann wieder weitergeht, sonst können wir unsere geplanten Projekte für Oktober/November nicht durchführen“, berichtet Ruffer über die besondere Situation in Haßloch. Zwei Pläne habe man im Visier: Falls Plan A infolge eines weiteren Probenverbots nicht klappen sollte, werde man sich wenigsten mit Ein- der Zweimannstücke, das wäre dann Plan B, in Erinnerung rufen.
Abgesagt ist auch das Kinder- und Jugendtheaterfestival im Oktober, bereits genehmigt und zugesagt ist dagegen ein in Zusammenarbeit mit dem Gewerbeverein Haßloch und dem Boulevardtheater Deidesheim als Benefizveranstaltung für die Tafel Neustadt/Haßloch geplantes Comedy-Festival am 26. Juni.
Ganz eingeschlafen ist der Theaterbetrieb trotz Corona noch nicht. Wie viele andere Kulturschaffenden versucht man auch im Theaterbereich mittels digitaler Strategien dem Virus ein Schnäppchen zu schlagen. Das WwP-Theater zum Beispiel bedient sich dabei vor allem der Video-Kommunikations-Plattform „Zoom“. „Wir führen damit unter anderem szenische Lesungen durch, erstellen Videosequenzen mit der Jugend oder üben uns im ’Szenischen Schreiben’ mit Erwachsenen“, berichtet Ruffer. Das sei zwar alles zunächst neu und ungewohnt, liefere aber wichtige Erkenntnisse für die Zukunft.
Schwierig steht es um die finanzielle Unterstützung durch die Politik. „Als Verein muss ich erstmal bankrott sein, um Fördergelder zu erhalten“, kritisiert Ruffer, der sich dennoch nicht entmutigen ließ, bei der Landesregierung zwei Anträge zu stellen. Unter anderem gibt es einen speziellen Topf, die die Digitalisierung der Kultur im Fokus hat, und Förderzuschüsse von bis zu 10.000 Euro für Hard- und Software bei der Einrichtung eines Studios in Aussicht stellt.
Solange wie es keinen Impfstoff oder Medikamente gibt, rechnet Ruffer nicht mit einer normalen Wiederaufnahme des Spielbetriebs und zeigt sich dennoch zuversichtlich: „Wir nehmen die Situation an wie sie ist und werden uns arrangieren!“ pac
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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