Johannes Zehfuß auf Besuch in der Peter-Gärtner-Realschule plus
Wider das Vergessen

Johannes Zehfuß, Landtagsabgeordneter der CDU, im Gespräch mit den Jugendlichen.  Foto: Gabath
  • Johannes Zehfuß, Landtagsabgeordneter der CDU, im Gespräch mit den Jugendlichen. Foto: Gabath
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Böhl-Iggelheim. Vor 15 Jahren hat die Rheinland-Pfälzische Landesregierung für die Abgeordneten den 9. November als sogenannten Schulbesuchstag erklärt. An diesem Tag besuchen Abgeordnete, meist in ihrem Wahlkreis, Schulen um mit den Schülerinnen und Schülern über die Arbeit der Abgeordneten und des Landtages, aber auch über Themen wie z. B. Reichspogromnacht, zu informieren und zu diskutieren.

Von Franz Gabath
Johannes Zehfuß, Landtagsabgeordneter der CDU, besuchte in seiner Heimatgemeinde in diesem Jahr die Peter-Gärtner-Realschule plus. Der 9. November ist ja in vielerlei Hinsicht ein besonderer Tag für die Deutschen. Vor 100 Jahren endete der 1. Weltkrieg, die 1. Deutsche Republik wurde ausgerufen, fand vor 80 Jahren die sogenannte Reichspogromnacht statt und 1989 fiel die Berliner Mauer. Aus der Fülle der Themen hatten sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10b im Geschichts- und Gemeinschaftsunterricht das Thema Judenverfolgung unter der Naziherrschaft, und wie es zu den schlimmen Vorfällen vor 80 Jahren kommen konnte, ausgewählt. Martina Heil, die Lehrerin der Klasse, legt besonderen Wert darauf festzustellen, dass die Auswahl des Themas und deren Aufarbeitung ganz allein in den Händen der Klasse lag. In der Mitte des Klassensaales stand ein Tisch auf dem eine Menora stand, auf der sieben Kerzen brannten. Sieben Themenschwerpunkte hatten die Schülerinnen und Schüler ausgewählt. In teils szenischen Darstellungen, wie dem Überfall und anzünden einer Synagoge durch die SS, aber auch von Schülergruppen und Einzelpersonen vorgetragene Berichte, zeichneten die Schülerinnen und Schüler die Situation mit Einschränkungen und Repressalien gegen die Juden nach, welche diese in den Jahren der Naziherrschaft schrittweise erdulden mussten – wie Berufsverbote für Ärzte, Apotheker, Lehrer – Studienverbote - dass Zutritt zu jüdischen Geschäften und Gaststätten verboten wurde – ja dass Juden in der Öffentlichkeit des sogenannten Judenstern allgemein sichtbar an ihrer Kleidung tragen mussten. Die Rassengesetze verboten Eheschließungen von „Deutschstämmigen“ mit jüdischen Mitbürgern. Die Rechte der jüdischen Mitbürger wurden immer mehr eingeschränkt. Dies gipfelte dann am 09. November 1938 in der Reichspogromnacht in der unzählige Synagogen in Brand gesetzt, jüdische Geschäfte geplündert und Juden danach deportiert, in Ghettos gepfercht und in Konzentrationslager zur Zwangsarbeit bis zur Vernichtung, deportiert wurden.
Sieben Themenschwerpunkte hatten sich die Schülerinnen und Schüler ausgewählt. Nach Behandlung eines jeden Themas wurde an der Menora eine Kerze gelöscht, der Hinweis auf das schrittweise Erlöschen jüdischen Lebens und Kultur in Deutschland in jener Zeit. Unterlegt waren die Vorträge der Jugendlichen durch beeindruckende Bilder und Filmausschnitte am Whiteboard.
Aber nicht nur dieser schrecklichen Zeit gedachten die Schülerinnen und Schüler der 10 b. Sie blickten optimistisch in die Zukunft. Sie erinnerten daran, dass nach dem Krieg die Rassegesetze abgeschafft , über 120 Synagogen wieder aufgebaut, wieder jüdische Gemeinden entstanden, an vielen Orten Gedenkstätten errichte wurden. Juden sind vollwertige Glieder unserer Gesellschaft. Dass diese Themen heute auch im Unterricht behandelt werden, empfinden die Jungen Menschen als notwendig, ja als Gewinn des Unterrichts. Und symbolisch wurden dann nach und nach die Kerzen der Menora als Zeichen der Hoffnung, als Ausblick in eine friedliche Zukunft des Zusammenlebens entzündet. Beindrucken auch mit welcher Hingabe die jungen Menschen sich dieser schwierigen Themen angenommen hatten und die zwei Stunden gestalteten.
Tief beeindruckt zeigten sich Johannes Zehfuß und die Leiterin der Peter-Gärtner-Realschule plus, Elisabeth Kasprowiak. „Ich habe selten so viel Kreativität bei der Behandlung dieses Themas bei jungen Menschen erlebt“ betonte Johannes Zehfuß anerkennend. Der Landtagsabgeordnete unterstrich, dass diese schlimmen Geschehnisse in Deutschland nicht in Vergessenheit geraten dürfen. „Es waren alles deutsche Staatsbürger, die sich zum Teil hohe Verdienste erworben hatten, die von den Nazis verfolgt, gequält und umgebracht wurden“. Johannes Zehfuß berichtet von seinen eigenen, nachhaltigen Eindrücken bei einem Besuch im KZ Buchenwald nahe Weimar. „5 Kilometer entfernt von der Stadt der Dichter und Denker, Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe, wurde Menschen, Juden, Sinti und Roma , aber auch Christen, unermessliches Leid zugefügt – so etwas darf sich nicht wiederholen“ betonten Johannes Zehfuß und Elisabeth Kasprowiak unisono. Und auch in unserer Nähe, in Osthofen bei Worms steht ein ehemaliges KZ, heute Gedenkstätte. Dies diente zwar nicht der Vernichtung.
Hier wurden sehr viele Menschen aus Dörfern, z. B. Vereinsvorstände oder auch Priester inhaftiert um durch die schlimmen Haftbedingungen diese Menschen, welche in ihren Gemeinden Gewicht hatten, gefügig und mundtot zu machen. Diese Gedenkstätte hatten einige Schüler schon besucht und berichteten von ihren nachhaltigen Eindrücken in der lebhaften Diskussion mit Johannes Zehfuß und Elisabeth Kasprowiak. Auch wurde die Frage, ob Schüler während ihrer Schulzeit einmal ein ehemaliges KZ besuche sollten, sehr positiv beantwortet. Beklagt wurde ein, heute sich auch in der Öffentlichkeit ausbreitender, Antisemitismus.
„Wenn heute wieder Häuser brennen, ist das mehr als bedenklich und gibt Anlass zu großer Sorge“ betonte Johannes Zehfuß. „Seien sie vorsichtig gegenüber einfachen, lauthals verkündeten Parolen. Die Schreier und Lautsprecher haben noch nie Deutschland Glück gebracht – immer nur zu den größten Katastrophen geführt. Denken sie daran, es geht immer um Menschen deren Würde zu achten ist“ war der Appell an die Schülerinnen und Schüler. pac/fg

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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