Protestantischer Glockenverein Hassloch e.V.
Tagesausflug am 25. September 2019 nach Mainz

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Knapp 50 Personen folgten der Einladung des Vereins zu einem Ausflug in die Landeshauptstadt Mainz. Der Besuch beim Südwestrundfunk SWR mit einer 2 1/2stündigen Führung vermittelte den direkten und sehr interessanten Einblick in einige der dortigen Fernseh- und Hörfunkstudios. Fragen wurden gerne beantwortet und vieles erklärt. Die Kulisse der TV-Sendung "Zur Sache Rheinland-Pfalz" war gerade aufgebaut. Die verschiedenen benötigten Kulissen sind rasch auswechselbar, da alles aus leichten Materialien besteht. Über unseren Köpfen, im gesamten recht hohen Deckenbereich verteilt, hingen sage und schreibe 110 Scheinwerfer, dazwischen auch einige kleine Mikrofone - sollte die betreffende Sendung auch mal mit Publikum ausgestrahlt werden. In einem zuvor besichtigten Fernsehstudio waren es 90 Schweinwerfer.

Es wurde erklärt, wie und wo die Moderatoren stehen (rotes Zeichen auf dem Boden), welche Kameraeinstellungen es gibt und daß die neue gezeigte Kamera einen Neupreis zwischen € 150.000,- und € 200.000,- hat. Verwendungszeit: ca. 8 Jahre.

Kurz danach ging es beim Hörfunk in der ersten Etage weiter. Durch mehrere Glasscheiben oder -türen konnte man gut erkennen, wo gerade live eine Sendung bei SWR1 oder 4 lief. In einem der Senderäume bei SWR1 konnten wir sehr viel der Technik inform von Mikrofonen, Reglerpulten, Kopfhörern, mehreren nebeneinander platzierten Monitoren usw. sehen. Wie im Flug waren 2 1/2 interessante und informative Stunden beim Südwestrundfunk in Mainz vergangen.

Schon bald allerdings begann unsere Gruppenführung der nur wenige Meter entfernt liegenden recht unscheinbaren ev. St.Johanniskirche. Eine spannende Sache! Denn: ursprünglich sollte darin lediglich eine Fußbodenheizung installiert werden; doch dann wurde daraus eine archäologische Sensation! Seit 2013 arbeiten Archäologen im Inneren der Kirche. Daß an dieser Stelle die älteste christliche Kirche von Mainz stehen könnte, wurde schon lange vermutet. Inzwischen scheint es Gewissheit zu sein: Die Johanniskirche ist "der Alte Dom" von Mainz!

Während der Ausgrabungsphase fanden die Forscher u.a. einen 1000 Jahre alten Sarkophag mit den sterblichen Überresten eines wahrscheinlich Geistlichen. Die Lage des Grabes im Mittelschiff der Kirche mit Blick nach Osten zum Hauptaltar sowie Gewandreste erklärt laut Forschern, daß es sich bei dem Toten um einen Kleriker handeln muß. Man vermutet, daß der frühere Erzbischof Erkanbald in dem Sarkophag bestattet wurde. Sollte es sich tatsächlich um Erzbischof Erkanbald handeln, wäre dies eine Sensation! Damit wäre bewiesen, daß St. Johannis der "Alte Dom" von Mainz war. Livebilder von der Öffnung des Sarges zeigten Reste von Textilien, auch die Goldbordüre einer Mitra (traditioneller Bischofshut). Außerdem fand man Goldstreifen an den Armen sowie ein Goldstück und fein gearbeitete Stoffschuhe. Die Tagesschau berichtete darüber am 04. Juni 2019 um 12:00 h! Der Grabungsmarathon dauert bis heute an und führt zurück bis in die Römerzeit.

Pfarrer Gregor Zierkewicz von der ev. Gemeinde St. Johannis informierte unsere Gruppe, daß das echte Gründungsdatum des "Alten Doms" wohl nach dem neuesten Stand bereits im 5. oder 6. Jh. liegen könnte. Die archäologischen Grabungen, Forschungen und Untersuchungen in St. Johannis werden mit großem Interesse in der Öffentlichkeit beachtet. So auch von unserer großen Gruppe! Die äußerst spannende Führung durch Herrn Pfr. Ziorkewicz in der Kirche bei laufenden Ausgrabungsarbeiten war ein echtes Highlight!
 
Doch ein nächster Höhepunkt dieses Ausfluges folgte nach einem kurzen Fußmarsch zur katholischen Pfarrkirche St.Stephan, wo wir von Herrn Günter Schneider, Glockensachverständiger, begrüßt wurden. Mit ihm und Frau Birgit Müller aus Meckenheim, auch Teilnehmerin der Gruppe und amtl. Glockensachverständige für die Bistümer Speyer und Trier, der ev. Kirche der Pfalz und im Rheinland, konnte bei der späteren Führung ja eigentlich nichts mehr schief gehen...

Die Kirche St. Stephan genießt durch zahlreiche von Marc Chagall gemalte Kirchenfenster Weltruhm. 1976 wurde das Fenster "Vision vom Gott der Väter" des jüdisch-russischen Künstlers der Kirchengemeinde übergeben. Kurz darauf entwarf der damals 91jährige Chagall die beiden flankierenden Mittelfenster "Vision der Heilsgeschichte". Am 15. September 1979 erfolgte die Einweihung. Weitere Fenster wurden als "Lob der Schöpfung" geschaffen und am 19. September 1981 an die Kirchengemeinde übergeben. Völlig überraschend schuf Marc Chagall Ende 1982 im Alter von 96 Jahren auch die Entwürfe für drei große Fenster im Querhaus der Kirche. Am 11. Mai 1985 bekam die Kirchengemeinde die letzten Fenster von Chagall, kurz nach seinem Tod am 28. März 1985. Die von dem Künstler geschaffenen neuen Fenster im Ostchor und im Querhaus haben eine Glasfläche von insgesamt 177,6 m².

Es schloß sich eine kurze Besichtigung der kleinen Dokumentation anläßlich des 10jährigen Jubiläums der Glockenweihe durch Bischof Lehmann der von der Mainzer SCHOTT AG gestifteten drei Glocken sowie die damit verbundenen Arbeiten im Glockenturm in Höhe von € 230.000,- an.

Schließlich gelangten wir durch den wunderbaren Kreuzgang der Kirche, wo noch eine zerbrochene Glocke des 1945 zerstörten Gotteshauses zu sehen war, zum Eingang des Glockenturms. Über eine schmale Wendeltreppe führten ca. 300 Stufen hinauf. Zuerst in die Glockenstube, wo vier Glocken aufgehängt sind. Drei der Glockengießerei A. Bachert, Karlsruhe, im Jahr 2008 hergestellt, und die 1496 gegossene "Beatrix-Glocke".

1. Stephanus-Glocke (Glaube, Ton d', 1.198 kg)
2. Willigis-Glocke (Hoffnung, Ton e', 1.412 kg)
3. Beatrix-Glocke (Ton fis', 1.150 kg)
4. Maria v. Magdala-Glocke (Liebe, Ton g' 812 kg)

Die 5. Glocke, das sogenannte "Lumpenglöckchen" von J. Bertelt/Mainz (1617, Ton g", 100 kg), ist in einem neuen Holzglockenturm im Türmerraum läutbar aufgehängt. In diesem Raum oberhalb der Glockenstube war mit einem herrlichen Rundumblick hoch über Mainz das letzte Highlight unseres Ausfluges gekommen.

Nach dem Abstieg vom Glockenturm und Einstieg in den Bus, der uns nach Haßloch zurückbrachte, war der sehr kurzweilige, informativ-interessante Ausflug des Glockenvereins Haßloch e.V. zu Ende.

Autor:

Angelika Bullinger aus Haßloch

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