Motorradverkehr B48
Handlungsmöglichkeiten weitgehend ausgereizt
Koblenz/Kaiserslautern/Landau. Die Bundesstraße 48 gilt im Abschnitt zwischen ihren Anschlüssen an die Autobahn 6 bei Kaiserslautern und die Bundesstraße 10 bei Rinnthal/Annweiler (Südliche Weinstraße) als unter Motorradfahrern und Motorradfahrerinnen sehr beliebt sowie weithin bekannt. Während der Saison ist das Aufkommen an oft hochmotorisierten Zweirädern entsprechend, besonders an Wochenenden. Verkehrsteilnehmer die diese Strecke wiederholt befahren berichten von Raserei, beklagen riskante Fahrmanöver und übermäßigen Lärm. Zuletzt kam es am 3. Juni dieses Jahres zum Zusammenstoß von zwei Motorrädern bei dem eine Person starb und eine schwerstverletzt wurde (wir berichteten).
„Bei gutem Wetter fühlt man sich an entsprechenden Tagen auf dieser Straße unsicher“, wird aus Hofstätten geschildert, einem als Exklave zu Wilgartswiesen (Südwestpfalz) gehörenden Weiler, der ausschließlich über die B 48 erreichbar ist. Eine Familie, deren Anwesen im Wellbachtal (B 48, Abschnitt ca. Johanniskreuz - Rinnthal) an diese Strecke grenzt, schließt sich an.
Die Leitung der für den südlichen Teil dieser Bundesstraße zuständigen Polizeiwache Annweiler sieht eine Problematik um „die Risikogruppe motorisierte Zweiräder“ im „über die Landesgrenzen hinaus beliebten Wellbachtal“ und betont: „Dort liegt einer der Schwerpunkte unserer Bemühungen“. (Wir berichteten.) Der für die bauliche Gestaltung zuständige Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) sowie die für Verkehrssicherheit verantwortlichen Kreisverwaltungen Südliche Weinstraße (Landau) und Kaiserslautern sehen keine weiteren Möglichkeiten zur Beeinflussung.
LBM plant derzeit keine Maßnahmen
„Die starke Nutzung der B 48 im Wellbachtal durch Motorradfahrer ist seit Jahren Thema bei den für die Straßenbaulast zuständigen beiden regionalen LBM Kaiserslautern und Speyer“, betont der für gesamt Rheinland-Pfalz verantwortliche LBM in Koblenz. Im Zuständigkeitsbereich des LBM Speyer sei die B 48 in Teilbereichen nach wie vor als Unfallhäufungslinie auffällig. Auch der LBM Kaiserslautern habe im Streckenzug der B 48 von der B 10 bis Johanniskreuz eine Unfallhäufungsstelle. Speziell zum Thema Motorradfahrer hätten in der Vergangenheit mehrfach Abstimmungen und Verkehrsschauen mit den beteiligten Behörden stattgefunden, insbesondere mit der Kreisverwaltung als zuständiger Straßenverkehrsbehörde sowie der Polizei. Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, wie beispielsweise ergänzende Beschilderungen, Unterfahrschutz bei Schutzplanken oder Polizeikontrollen seien besprochen und umgesetzt worden. „Weitere Maßnahmen sind derzeit konkret nicht geplant“, so die Auskunft.
Kreis SÜW hält Handlungsmöglichkeiten für weitgehend ausgereizt
„Die B 48, insbesondere im Abschnitt des Wellbachtals, steht aufgrund der Unfallhäufigkeit bereits seit vielen Jahren im Fokus der Straßenverkehrsbehörden und der Polizei“, schildert die Kreisverwaltung Südliche Weinstraße (Landau). Unfälle würden dokumentiert und im Rahmen der Unfallkommissionsarbeit behandelt. Jährlich würde für alle Unfallschwerpunkte (im Landkreis) über Möglichkeiten beraten die Verkehrssicherheit zu verbessern. Im Verlauf der B 48 seien bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, darunter zusätzliche Markierungen, massive Geschwindigkeitsbeschränkungen, ein nahezu durchgängiges Überholverbot, aber auch bauliche Maßnahmen durch den LBM sowie Präventiv- und Kontrollaktionen seitens der Polizei. Auf der gesamten Strecke im Landkreis SÜW bestünden Geschwindigkeitsbeschränkungen die dem Streckenausbau und der Streckenführung geschuldet seien, aber auch die Unfallsituation berücksichtigten. Teilweise sei die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer beschränkt. „Die verkehrstechnischen Handlungsmöglichkeiten der Kreisverwaltung SÜW als Straßenverkehrsbehörde sind aus unserer Sicht derzeit weitgehend ausgereizt“, lautet das Fazit.
Brennpunkt „Applauskurve“
Ergänzend schildert der Landkreis SÜW als Detail seine Bemühungen um das „Unfallgeschehen mit Zweirädern“ an der „Applauskurve“ (Jargon). Nachdem sich im Bereich des dortigen Parkplatzes am Ostpreußenbrunnen (gefasste Quelle, erinnert an das Schicksal der Heimatvertriebenen) „eine Art Zuschauerplatz etabliert (hatte) um die Fahrmanöver der Zweiräder in der Kurve zu beobachten“, habe man im Juli 2011 beschlossen diesen Parkplatz jeweils vom 1. April bis zum 31. Oktober zu sperren. Anfangs hätten sich die Unfallzahlen reduziert, möglicherweise auch wegen zeitweiligen baustellenbedingten Streckensperrungen. In den Jahren 2018 bis 2020 sei es dennoch zu sieben Verkehrsunfällen mit vier schwerverletzten Kradfahrern gekommen. „Damit hat sich gezeigt, dass die Sperrung des Parkplatzes sich nicht entscheidend auf die Unfallsituation im dortigen Streckenabschnitt auswirkte. Deshalb wird seit 2021 im Rahmen eines Verkehrsversuchs darauf verzichtet, den Parkplatz zu sperren“, resümiert die Kreisverwaltung und kündigt an: „Sollte sich durch den geöffneten Parkplatz die Unfalllage verschlechtern oder es in dem Bereich erneut Ansammlungen von Kradfahrern und oder Schaulustigen geben, wird der Versuch umgehend abgebrochen und der Parkplatz wieder gesperrt.“
Kreis Kaiserslautern beobachtet rückläufiges Unfallgeschehen
„Seit jeher erfreut sich der Pfälzerwald rund um Trippstadt, Johanniskreuz und Hochspeyer größter Beliebtheit, sowohl bei Motorradfahrern, Autofahrern als auch Mountainbikern“, ist (auch) der Kreisverwaltung Kaiserslautern bewusst. „Es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass die vielen Geschwindigkeitsbeschränkungen und ein enges Kontrollieren der Strecken zu einem rückläufigen Unfallgeschehen und einem angepassten Verhalten aller Verkehrsteilnehmer geführt hat. Natürlich gibt es - wie überall - auch hier Ausnahmen und tragischerweise ereignen sich trotzdem hin und wieder schwere Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Motorradfahrern. In Absprache mit der Polizei und dem LBM werden die Strecken auf ihre Unfallhäufigkeit überprüft und es finden Verkehrskontrollen statt. Es wird immer entlang der Hauptwegstrecken zum und im Pfälzerwald zu einer Mehrbelastung durch Fahrzeuglärm kommen“, teilt die Kreisverwaltung Kaiserslautern mit und postuliert: „Da die Polizei umfänglich kontrolliert, was sowohl die Geschwindigkeit als auch die zugelassene Lautstärke bei den Bikern und einigen PKWs betrifft, sind die Beschwerden rückläufig.“
Autor:Werner G. Stähle aus Hauenstein |
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