Expedition Chawwerusch zeigt ihre neue Produktion „Alarm“ im Herxheimer Theatersaal
„Ihr werdet schon sehen, was passiert!“
Herxheim. „Alarm“ ist die siebte und jüngste Produktion der jungen Sparte des Chawwerusch Theaters und feiert am Freitag, 6. März, um 20 Uhr Premiere im Theatersaal in Herxheim. Die Handlung ist in der fiktiven Anne-Frank-Gesamtschule in Herxheim angesiedelt: Cem, ein Schüler der achten Klasse, ist seit Tagen verschwunden und die besorgten Eltern haben sich an die Direktorin der Schule gewandt. Sie will alles tun, um dem Verbleiben des Schülers auf die Spur zu kommen und stellt viele Fragen an Cems Klasse und den Klassenlehrer Herrn Akbari. Mit wem war Cem zuletzt befreundet? Wirkte er niedergeschlagen? Ist jemandem irgendetwas Besonderes aufgefallen? Und was hat er gemeint mit dem Satz „Ihr werdet schon sehen, was passiert!“? Das Stück für Menschen ab 13 ist bis einschließlich 15. März jeweils freitags, samstags und sonntags zu sehen.
In „Alarm“ werden alle – egal welchen Alters – zu Schülern. Das Bühnenbild von Gerd Friedrich versetzt die Zuschauenden in ein Klassenzimmer. Und die Klasse hat gerade Musikunterricht, als die Direktorin (Miriam Grimm) an die Tür des Schulsaals klopft. Der Lehrer Herr Akbari, gespielt von Gastschauspieler Olcayto Uslu, ist überrascht, aber auch sehr verbindlich. Er will gerne dabei helfen, das Verschwinden von Cem aufzuklären. Doch dann entwickelt sich vor der versammelten Schulklasse ein heftiger Konflikt zwischen den beiden. Die junge Schulleiterin mutmaßt, dass das Verschwinden des Jungen etwas mit seiner Religion zu tun hat. Eine Koransure als Instagram-Post des Jugendlichen versetzt sie in höchste Alarmbereitschaft. Was steckt dahinter, will sie wissen. Der Lehrer wiederum will das so nicht gelten lassen und entgegnet ihr: „Ach, der Muslim soll Ihnen jetzt den Koran erklären?“
Tatsächlich steckt der türkischstämmige Klassenlehrer in einer Zwickmühle. Mit seiner offenen, verständnisvollen Art war er in der Vergangenheit ein Ansprechpartner für den Jungen gewesen. Die bohrenden Fragen der Direktorin bringen ihn jetzt in eine sehr schwierige Situation: Soll er seine Schweigepflicht als Vertrauenslehrer brechen? Besteht wirklich eine Gefahr? Er kennt die Situation und die Gefühle von Cem sehr gut. Er weiß wie es sich anfühlt, diskriminiert zu werden.
Die Auseinandersetzung und unterschiedlichen Sichtweisen sind die äußere Handlung, die erste Ebene des Theaterstücks. Die spannende zweite Ebene zeigt den inneren unausgesprochenen Gedankenfluss von Lehrer und Direktorin. Mit den beiden streitenden Pädagogen treffen zwei ganz unterschiedliche Lebenswelten in ein und demselben Land aufeinander.
Ein geheimnisvolles Mädchen namens Enisa, Rebellion gegen den Vater, oder einfach Übermut und Langeweile – für das Abhauen von Cem sind viele Gründe denkbar. Wer ist näher an der Wahrheit dran: Die ambitionierte, sehr besorgte Direktorin, die alles richtig machen will und hohe Ansprüche an ihre Arbeit und die Schule hat – oder der sympathische Vertrauenslehrer, der sich intensiv in den Jungen hineinversetzt und dabei vielleicht eher sein eigenes jugendliches Ich als Cem im Blick hat? Wer es wissen will, muss bis zum Ende der Schulstunde im Theatersaal bleiben.
Mit Ute Bansemir und Jan Deck hat das Chawwerusch ein Autorenduo verpflichten können, das bereits bei theaterperipherie in Frankfurt an vielen Theaterprojekten zu den Themen Migration und Umgang der Gesellschaft mit Randgruppen gearbeitet hat. Ute Bansemir führt auch die Regie in „Alarm“. Das Stück ist entstanden auf der Grundlage von Recherchen. Teil der Recherchearbeit waren Gespräche mit in Herxheim und Umgebung lebenden Menschen. Die Recherchephase wurde als Integrationsprojekt der Verbandsgemeinde Herxheim ausgezeichnet.
Info:
PREMIERE: Fr. 6.3. 2020, 20 Uhr, weitere Vorstellungen: Sa. 7.3. 20 Uhr, So. 8.3. 19 Uhr
Fr. 13.3. 20 Uhr, Sa. 14.3. 20 Uhr, So. 15.3. 17 Uhr – im Chawwerusch Theatersaal
Autor:Thomas Klein |
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