„BEEFZ“
Neues Theaterstück der Expedition Chawwerusch in Herxheim

Das Stück "BEEFZ" greift das Thema Jugendgewalt auf ohne den Zeigefinger zu erheben, humoristische Mittel gewähren einen leichten Zugang zu schwerer Kost | Foto: sirawut/stock.adobe.com
  • Das Stück "BEEFZ" greift das Thema Jugendgewalt auf ohne den Zeigefinger zu erheben, humoristische Mittel gewähren einen leichten Zugang zu schwerer Kost
  • Foto: sirawut/stock.adobe.com
  • hochgeladen von Sabine Meyerhöffer

Herxheim. Im Theatersaal in Herxheim findet die erste Premiere der neuen Spielzeit am Freitag, 15. November, um 20 Uhr statt. Dann zeigt die junge Sparte des Chawwerusch Theaters, die Expedition Chawwerusch, in ihrem zehnjährigen Jubiläumsjahr die Uraufführung ihrer Produktion „BEEFZ - eine gewaltbereite Dramödie“, geschrieben und inszeniert von Esther Steinbrecher. Im Stück treffen sich ein Mann und eine Frau unverhofft nach langer Zeit wieder. Und was tun sie? Das Gleiche wie damals als Kinder und Jugendliche: Sie haben einen „fetten Beef“, bei dem schließlich auch die Fäuste fliegen. Dumm nur: Sie ist mittlerweile Trainerin einer Gewaltpräventionsinitiative, er Vertrauenslehrer in einer weiterführenden Schule. Wie konnte es zu diesem Kontrollverlust kommen? „BEEFZ“ ist bis Sonntag, 24. November, im Theatersaal in Herxheim zu sehen und wird empfohlen für Menschen ab 13 Jahren.

Viel Platz für mächtig „Beef“

Von Beginn an findet sich das Publikum am Rande eines Kampfplatzes wieder: Die Sitzplätze für die Zuschauenden reihen sich an zwei gegenüberliegenden Seiten um eine dicke Matte, die gleichzeitig als vielfältig einsetzbare Spielfläche sowie als boxringähnlicher Austragungsort für handfeste Streitigkeiten dient (Ausstattung: Katharina Müller). Viel Platz für mächtig „Beef“ also! Und davon gibt es jede Menge, denn im Zentrum der Dramödie stehen die beiden konfrontationsfreudigen ProtagonistInnen Jana (Lina Zimmer) und Timo (Stephan Wriecz), die beim ungeplanten Wiedersehen in Nullkommanix in die alten, aggressionsgeladenen Muster ihrer Kindheit und Jugend zurückfallen. Richtig peinlich ist das, denn eigentlich wollten sie im heutige Gewaltpräventionstraining dem jugendlichen Klientel deeskalierende Konfliktlösungen beibringen. Eigentlich.

Doch nun sitzen die beiden in zerrissenen Klamotten und mit blau geschlagenen Gesichtern da und müssen sich erklären. Keine(r) von ihnen triumphiert oder fühlt sich gut. Verstört fragen sie sich, wie sie als erwachsene Menschen nur so die Kontrolle verlieren konnten. Zögernd und grundsätzlich immer anderer Meinung gehen sie auf eine konfrontative Spurensuche, um zu ergründen, was die Gewalt überhaupt ausgelöst hat und warum sie von ihr immer wieder eingeholt werden.

Dabei nehmen Jana und Timo das Publikum mit in ihre subjektiv gefärbten, nicht wirklich verlässlich abgespeicherten Erinnerungswelten und Situationen, in denen anfängliche Spaßsituationen serienmäßig in Eskalationen münden. Schon geht’s los, immer auf die Zwölf, wie einst bei „Tom und Jerry“. So einfach und so lustig? Nicht ganz.

Hinzu kommt, dass die Erwachsenenwelt im „Kuhkaff“ auch alles andere ist als ein Ponyhof. Warum beschimpft Timos Vater seinen Sohn als „Weichei“? Warum schwärmt Janas Mutter von einem netten, „femininen“ Mädchen, statt ihrer pubertierenden Tochter den Rücken zu stärken, als sie gemobbt wird? Und warum glauben die Erwachsenen überhaupt, man könne ausgerechnet von ihnen etwas lernen?

Eines ist klar: Am Tag des Gewaltpräventionstrainings in Timos Schule versagen die üblichen pädagogischen Standardtipps - inklusive der „Knuffkeule“, mit der man „hauen, aber nicht verletzen“ kann - mehr als kläglich. Überhaupt lässt sich im Geschehen, das bewusst auf dem schmalen Grad zwischen Spaß und Ernsthaftigkeit inszeniert ist, nirgends ein erhobener Zeigefinger anbringen – so sehr man ihn sich auch wünschen mag.

Thema Jugendgewalt

Die Expedition Chawwerusch greift in „BEEFZ“ das Thema Jugendgewalt auf, das bereits in vielen klassischen Problemstücken und von diversen Jugendtheatern auf die Theaterbühne geholt wurde. Mit der Verpflichtung der Gastregisseurin und -autorin Esther Steinbrecher war sowohl für den Stücktext als auch die Inszenierung ein klarer Kurs gesetzt: Steinbrechers dramödischer Zugriff, bei dem humoristische Mittel einen leichten Zugang zu schwerer Kost gewähren.

Celina Hellmann, Theaterpädagogin beim Chawwerusch Theater, unterfüttert die Inszenierung mit einem eigens für die Zielgruppe 13+ entwickelten Programm: In Kooperation mit dem Herxheimer Pamina-Schulzentrum erprobt sie erstmalig das Konzept einer „Premierenklasse“. Rund 30 SchülerInnen der siebten und achten Klassenstufe der Realschule Plus begleiten die Produktion mit mehrmaligen Probenbesuchen und teilen ihre Zielgruppenexpertise in Feedbackrunden sowie Instagram-Challenges.

Weitere Informationen

Weitere Vorstellungen im Chawwerusch Theatersaal, Obere Hauptstraße 14, Herxheim sind am

  • Samstag, 16. November, 17 Uhr
  • Sonntag. 17. November, 19 Uhr
  • Freitag, 22. November, 20 Uhr
  • Samstag, 23. November, 17 Uhr und
  • Sonntag, 24. November, 17 Uhr.

„BEEFZ“ wurde gefördert von der Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz, der Sparkasse Südpfalz, der Lotto Stiftung Rheinland-Pfalz, dem Bezirksverband Pfalz, Thüga Energienetze GmbH und dem Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz. red

Ratgeber
Jahresrückblick 2024: Emotion pur bei den FCK-Fans, die das Pokalfinale in Berlin unvergesslich gemacht haben | Foto: Harald Brunn
5 Bilder

Jahresrückblick: So ereignisreich und turbulent war das Jahr 2024

Jahresrückblick. Wenn sich das laufende Jahr dem Ende nähert, dann blicken wir gerne zurück auf das, was war. Persönlich, politisch, regional, global: Was hat uns im Jahr 2024 Freude gemacht, bewegt, schockiert? Welche Fotos bleiben uns im Gedächtnis, welche Aktionen und Momente waren auch für die Menschen in der Region rund um die Pfalz, Mannheim und Karlsruhe in diesem Jahr prägend? Blicken Sie mit uns zurück auf die letzten Monate: Januar 2024: Rückblick Januar 2024: Bauernproteste, extremes...

Autor:

Sabine Meyerhöffer aus Landau

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

14 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Ausgehen & GenießenAnzeige
Ein echter Familienbetrieb: Im pfälzischen Weingut Mohr-Gutting in Duttweiler bei Neustadt an der Weinstraße gibt es einen sanften Generationenwechsel im Einklang mit Natur und Mensch | Foto: Bioweingut Mohr-Gutting/frei
3 Bilder

"Ökoweinbau ist eine Grundeinstellung - im wahrsten Sinne des Wortes"

Duttweiler. Seit 70 Jahren liegt das Bio-Weingut Mohr-Gutting im malerischen Duttweiler (Neustadt an der Weinstraße). Mit einem sanften Generationenwechsel geht das Familienunternehmen einen wichtigen Schritt in die Zukunft. Die langjährige Tradition des Weinguts wird dabei harmonisch mit innovativen Ideen verbunden. Sanfter Übergang im Einklang mit der Natur Franz Mohr gründete das Weingut 1954, seine Tochter Regina war nicht nur Pfälzische Weinprinzessin, sondern auch die erste...

LokalesAnzeige
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten benötigen deutlich weniger Pflanzenschutzmittel und passen sich besser an die veränderten Klimabedingungen an. | Foto: Mohr-Gutting
5 Bilder

Pfälzer Weinbau im Klimawandel - Zukunftsweine

Umgang Weinbau Klimawandel. Laut Studien wird der Klimawandel im Vergleich zum deutschen Mittel in Rheinland-Pfalz besonders stark zu spüren sein. Ein Los mit dem wir uns hier anfreunden müssen, schließlich wird die Pfalz nicht ohne Grund Toskana Deutschlands genannt. Gerade im Weinbau kann dies aber auch positive Auswirkungen haben, sofern die Landwirtschaft mit dem Klima an einem Strang zieht. Bereits heute können in unseren Graden Rebsorten angepflanzt werden, die hier in der Vergangenheit...

Online-Prospekte aus Landau und Umgebung



add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.