7000 Jahre später: Archäologen und Gerichtsmediziner ermitteln - Ausstellungseröffnung in Herxheim
Tatort Talheim
Herxheim. Ein Kriminalfall aus der Jungsteinzeit wirft viele Fragen auf: Wer überfiel die Talheimer Dorfgemeinschaft? Wo standen die Häuser der 34 Opfer? Warum wurden die Toten ohne erkennbares Grabritual in einer Grube verscharrt? Die Aufklärung begann erst 7000 Jahre nach der Tat. Durch Zufall wurden 1983/84 auf einem Grundstück in Talheim bei Heilbronn Skelettreste von 34 Menschen gefunden und von Archäologen, Anthropologen und Gerichtsmedizinern untersucht. Dabei entdeckten die Wissenschaftler zahlreiche Spuren stumpfer und scharfer Gewalteinwirkung und konnten rekonstruieren, dass die meisten Opfer von hinten erschlagen wurden, sich offensichtlich nicht gewehrt hatten.
Darüber hinaus geben die Knochenfunde Auskunft über die Lebensweise der 34 getöteten Personen, lassen sich Größe, Geschlecht, besondere Körpermerkmale wie Wachstumsstörungen, Verletzungen, aber auch Ernährungssituation und Krankheiten bestimmen. Die Leitfigur durch die Ausstellung ist eine Frau mit ausgeprägtem Hüftleiden. Welche detaillierten Rückschlüsse die Funde ermöglichen, zeigen wir anhand lebensechter Rekonstruktionen von zweien der Getöteten.
Die erstmals 2007 gezeigte Sonderausstellung der Städtischen Museen Heilbronn in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege war seitdem in fünf weiteren Museen zu sehen und ist 2020 zu Gast im Museum Herxheim. Sie präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse und dokumentiert die Arbeitsweise von Anthropologen, Gerichtsmedizinern und Archäologen. Sie wagt den ersten Versuch, unter anderem mit filmischen Mitteln und in Skizzen, den Tathergang zu rekonstruieren.
Die Vernissage zur Ausstellung ist am 31. Januar um 19 Uhr im Museum Herxheim, Untere Hauptstraße 153.
Ein kurzweiliges Interview der Kuratorin Dr. Christina Jacob mit dem Entdecker der Funde Erhard Schoch gibt einen Einblick in den Fall Talheim und die Ausstellung. Für musikalische Untermalung sorgen Toona, es gibt Häppchen und Getränke, der Eintritt ist frei. kl/ps
Autor:Thomas Klein |
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