Waldliebe Szenerien: Im Gespräch mit der „waschechten Herxemerin“ Judith Groß
Herxheim. Judith Groß macht aus Eicheln, Ästen, Baumscheiben und Moos Kunst. Waldliebe Szenerien nennt die waschechte „Herxemerin“ ihre mit viel Liebe zum Detail gefertigten Werke. Als sie das Angebot erhielt, ihre Kunst zum 1.250-jährigen Bestehen von Herxheim auszustellen, zögerte sie nicht lange.
von Katharina Schmitt
„Ich habe mich so gefreut, dass ich Herxe repräsentieren darf“, strahlt Judith Groß stolz. 51 liebevoll gebaute Szenarien hat sie dafür bereits erstellt. Weitere sollen folgen. „Sie sollen abbilden, was zu Herxe alles dazu gehört, mitten aus dem Leben quasi“, berichtet die 48-Jährige. Bisher hat sie beispielsweise die Ausgrabungsstätte zur Steinzeit, ein altes Kino oder die ehrenamtlichen Vereine abgebildet. Selbst ist sie zusammen mit ihrem Mann tief im Vereinsleben verwurzelt.
Therapiesitzung Wald
Die Waldliebe Szenerien zeigt sie auf Ihrem Facebook-Account. Sie fotografiert sie meistens im Wald, aus dem auch die meisten Materialien sind. Wieso überhaupt der Wald der Rahmen für ihr Hobby sei, ist für Judith eine schnell beantwortete Frage: „Ich habe den Wald immer geliebt. Für mich ist der Aufenthalt im Wald wie eine Therapiesitzung.“
Angefangen hat 2019/20 alles mit ihren „Feenhäusern“. „Zurück zum Ursprung quasi“, erklärt sie den Gedanken, ihre Kunst im Wald zu fotografieren. Irgendwann fand Judith ein großes Stück Holz in einer Wasserlache. Wo Andere ein dreckiges Stück Holz sahen, erkannte Judith Potenzial für eine ihrer Basteleien. Aus dem großen Stück Rinde fantasierte sie einen Kletterfelsen. Aus Eicheln und Ästen machte sie Kletternde, die die „Kletterwand“ hinauf kletterten.
Liebe zum Detail
Judith Groß ist detailverliebt. Gerade das lässt die von ihr gestalteten Szenen so lebendig erscheinen. Für das Jubiläumswochenende ihres Heimatorts vom 16. bis 18. Juni gibt sie dessen Geschichte wider. Die rund 160 jüdischen Mitbürger, die früher in Herxheim lebten, sind ein Teil davon: „Sie so darzustellen, wie sie vermutlich ihre Feste feierte, und dabei besonders realitätsnah Traditionen nachzustellen, ist mir besonders wichtig“, erklärt Judith. Sie will, dass der Betrachter die Musik und die feiernden Menschen hört: „Ich habe versucht, die Szene zum Leben zu erwecken.“
Dafür waren viel Recherche nötig. Dankbar ist sie für die Mithilfe ihres Mannes, ein „Ur-Herxheimer“ mit viel Wissen über das Dorfleben und die Geschichte des Dorfs. Häufig lesen sie in Chroniken nach und tragen mit Anrufen bei Freunden und Familie alle nötigen Hintergrundinformationen zusammen.
Schöne Erinnerungen
Waldliebe Szenerien sind für Judith jedoch nicht nur ein Hobby. „Ich will, dass sich jeder in einer Szene wiederfindet und einfach eine schöne Erinnerung hat“, erklärt Judith mit strahlenden Augen. Ein Beispiel hierfür ist das Waldliebeszenario zur Geburtenstation, die es früher in Herxheim gab. Ihr Mann erblickte dort das Licht der Welt. Die Umsetzung solcher persönlichen Szenarien liegt Groß am Herzen.
Wenn sie die Materialien und eine Idee beisammen hat, entstehe das Szenario wie ein Puzzle: „Das Thema habe ich im Kopf, sehe es vor mir und während des Bauens fügt es sich zusammen“, erklärt Judith den Prozess von der Idee zum fertigen Szenario.
Ihre Begeisterung für handwerkliches Arbeiten war schon vorher geweckt. Ihr Mann und sie sind im Faschingsverein CV Narrhalla Herxheim tätig. Dafür näht sie ihre ausgefallenen Kostüme selbst. Das fiel während Corona weg. Stattdessen verbrachte Judith Groß noch mehr Zeit im Wald. Und dort verselbstständigte sich die immer da gewesene Idee.
Die „Vollzeit-Oma“, wie sie sich selbst nennt, macht sich zum Basteln den Fernseher an, schaut zwei Minuten hin und ab dann nutzt sie den laufenden Krimi wie ein Hörbuch und bastelt drauf los. „Das entspannt mich“, witzelt Judith über ihre unkonventionellen Arbeitsweise. Zwischen zwei und drei Wochen schätzt sie brauche sie für ein einzelnes gut durchdachtes Szenario. Die fertigen Kunstwerke bewahrt sie im ehemaligen Kinderzimmer ihrer bereits ausgezogenen Tochter auf. Den endgültigen Check überlässt sie meistens ihrer Mutter: „Erkennt sie es, ist es super“, lacht Judith. Was ihre nächste Arbeit sein wird, darüber will sie aktuell noch nichts verraten.
Weitere Informationen:
Das Herxheimer Festwochenende zum 1.250-jährigen Bestehen von Herxheim findet vom 16. bis 18. Juni statt. Sobald dazu mehr Informationen zur Verfügung stehen, sind diese im Portal unter Herxheim zu finden: www.wochenblatt-reporter.de/herxheim. Die Waldliebe Szenerien von Judith Groß können zu diesem Anlass in der Ausstellung in der Villa Wieser betrachtet werden.
Die unterschiedlichen Szenarien sind auf der Facebook-Seite von Judith Groß zu sehen.
Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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