Wie Fußball nur im Gehen: Walking Football ist in der Südpfalz im Kommen
Herxheimweyher. Konzentrierte Gesichter mit Schweißperlen, zwei Teams auf einem Platz gegeneinander, ein Fußball, zwei Tore, ein Schiedsrichter und das Team, das die meisten Tore bis zum Schlusspfiff erzielt hat, gewinnt. Doch was wie Fußball klingt, ist jedoch kein klassischer Fußball. Es gibt einen großen Unterschied: Die Spielerinnen und Spieler gehen. Ein Spieler spielt einen hohen Pass. Direkt ertönt ein Pfiff und die Hand von Schiedsrichter Werner Gilb geht nach oben. „Zu hoch!“, ruft er. Beim Walking Football darf der Ball nicht über Hüfthöhe gespielt werden.
von Katharina Schmitt
Im Walking Football Südpfalz Team spielen im Schnitt zwölf bis sechzehn Männer und Frauen auf einem extra abgesteckten Platz in zwei Teams gegeneinander. Eine Halbzeit dauert 20 Minuten. Viele können aufgrund von Verletzungen oder ihres Alters keinen „normalen Fußball“ mehr spielen. Im vergangenen Jahr gab es vom Südwestdeutschen Fußballverband (SWFV) die Initiative, die noch unbekannte Sportart voranzutreiben. Gilb ist seit über 20 Jahren Schiedsrichter und gleichzeitig seit 2005 AH-Spielleiter der Region Südpfalz. Bei der Vorstellung des SWFV war er direkt Feuer und Flamme für die Sportart. „Es schont die Gelenke, fördert aber trotzdem den Vereins- und Teamsport. Das wollte ich auch bei uns unterstützen“, erklärt der Schiedsrichter.
Daraufhin stellte er die Idee bei der Sitzung mit den Spielleitern der Altherrenmannschaften des Südpfalz Kreises im Juni 2022 vor. Ralph Grunert vom SV Herxheimweyher und Karl-Heinz Ortner vom SV Olympia Rheinzabern waren direkt dabei, ihre Vereine stellen wechselnd ihren Sportplatz zur Verfügung.
Der SWFV erhofft sich, durch den Sport nicht nur ältere Menschen und mobilitätseingeschränkte Menschen zur körperlichen Betätigung anzuregen, sondern diese auch verstärkt wieder in Vereine zu integrieren. Nicht erst seit Corona klagen Vereine über nachlassendes Engagement. Diesem Trend soll mit solchen Ideen entgegengewirkt werden.
Was ist Walking Football?
Walking Football unterscheidet sich vom klassischen Fußball vor allem darin, dass die Spielerinnen und Spieler nicht rennen dürfen, der Ball nicht über einem Meter Höhe gespielt werden darf und Zweikämpfe mit Körpereinsatz verboten sind. Die Tore sind gekippt, so werden keine Torleute benötigt. Abseits gibt es nicht. Die Sportart ist besonders für Menschen über 55 Jahren und für mobilitätseingeschränkte Menschen geeignet. Werner Gilb betont jedoch: „Bei uns ist Walking Football für jeden!“ Das zeigt sich auch darin, dass Männer und Frauen jeden Alters gemeinsam in gemischten Teams von bis zu sieben Spielern pro Team spielen können. Seine Ursprünge hat der Sport 2011 beim FC Chesterfield Community Trust in Großbritannien. In der Pfalz war der FK Petersberg der Initiator.
Der „Gehfußball“, wie Walking Football auch genannt wird, verbietet das Rennen. Beim Gehen muss immer ein Fuß auf dem Boden bleiben. Immer heißt, dass auch für einen kurzen Sprint nicht gerannt werden darf. „Als wir angefangen haben zu trainieren, habe ich die Pfeife nicht aus dem Mund nehmen können“, erinnert sich Gilb lachend zurück, „das ,Nicht-Rennen‘ ist am Anfang für viele ganz schön schwer gewesen.“ Rennen muss Gilb abpfeifen. Seit dem ersten Training habe sich das aber verbessert, viele Spielerinnen und Spieler haben die Regeln verinnerlicht. Die Pfiffe fallen jetzt fast nur noch bei Toren und versehentlich zu hoch gespielten Bällen.
Neue Herausforderungen
Doch was auf dem Papier gemütlich klingt, ist in der Realität trotzdem anstrengend. Nicht nur die kurzen Ruhepausen während Verletzungsunterbrechungen fallen weg. Statt großer Geschwindigkeit gibt es andere Herausforderungen. Die Spieler sind sich einig: „Man muss sich ganz schön konzentrieren. Der Ball muss präzise direkt in den Fuß gespielt werden und man muss schon vor einem Pass den richtigen Laufweg gehen.“ An den Trikots lässt sich schnell erkennen: Auch beim schnellen Gehen kommen die Spielerinnen und Spieler ins Schwitzen.
Viele Teilnehmer sind von Anfang an dabei, die meisten, die einmal mitmachen, bleiben dabei. Die geweckte Begeisterung spiegelt sich auch im Wunsch der Spielerinnen und Spieler, zukünftig sogar drei, statt wie zuvor zwei Mal, im Monat zu trainieren. Der Großteil der Spieler sind ehemalige Fußballer. Martina Knoch aus Bellheim musste regelrecht zu ihrem ersten Training überredet werden. „Ich wollte anfangs nicht mit. Aber jetzt macht es mir richtig viel Spaß“, berichtet die Fußballerin. Bei der gelenkschonenden Variante sind die Spielerinnen und Spieler aber nicht weniger ehrgeizig: „Als Fußballer willst du immer gewinnen“, betont Vali Halilaj lächelnd.
Der SWFV will am 23. September erstmals einen Turniertag in Herxheimweyher ausrichten. Die gemischte Walking Football Südpfalz Mannschaft tritt hier als Team beim Wettbewerb an. Die Vorfreude ist groß. „Wir sind ganz gespannt, wie gut die anderen Teams sind“, so Erhard Theobald aus Herxheimweyher.
Weitere Informationen:
Das nächste Training der Walking Football Südpfalz Mannschaft ist am Montag, 14. August, um 18.45 Uhr, auf dem Kunstrasen in Rheinzabern. Bei Rückfragen können sich Interessierte bei Werner Gilb, per E-Mail an werner-gilb@t-online.de, melden. Am 23. September ab 11 Uhr wird der Begegnungstag zum Walking Football in Herxheimweyher eröffnet. Ab 11.15 Uhr startet das Demotraining mit SWFV-Lehrstabsreferenten, der Schwerpunkt soll unter anderem auf dem richtigen Aufwärmen liegen. Ab 12.30 Uhr folgt das Miniturnier, das erste Walking Football Turnier beim SWFV. Mit einem Austausch und einem gemütlichen Ausklang inklusive Imbiss findet der Tag ab 15.30 Uhr sein Ende. [kata]
Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.