Rentnerbänkel dient der Erholung in Rheinzabern
Forstamt gibt Einblick in den Bauernwald
Rheinzabern. Höhepunkt der Waldbegehung am 6. April war die offizielle Übergabe des neuen „Rentnerbänkels“ im Bauernwald. Es war bereits im Zusammenhang mit der Erneuerung des Stegs über den Otterbach im November fertiggestellt und seitdem von Spaziergängern getestet und für gelungen befunden worden, doch wollte man es im Rahmen der traditionellen Flurbegehung in einem eigenen Festakt der Bevölkerung übergeben.
Die stabile Sitzgruppe ersetzt einen in die Jahre gekommenen Treff. Sie ist in Zusammenarbeit von Forstamt Bienwald und Gemeindewerke Rheinzabern entstanden. Forstamtsleiterin Astrid Berens akzentuierte deshalb die Bedeutung des Waldes für die Gesundheit, für Klima und Wasserhaushalt und für die Freizeit – ein gesellschaftlicher Auftrag, der weit über die forstwirtschaftliche Nutzung als Holzlieferant hinaus geht.
Erst in der Zeit der Romantik entdeckte man den Wald zum „Waldbaden“ in der frischen Luft, zum Auftanken und Erholen für die Industriearbeiterschaft. Viele einst bei der Ziegelei Ludowici beschäftigte Mitarbeiter trafen sich hier am Sonntag. Manche zarte Bande wurde hier geknüpft. Und bis ins Rentenalter hatte man hierher seinen Lauf. Ganz im Sinne von Goethes „Erinnerungen“, wo es heiß: „Sieh, das Gute liegt so nah!“
Ortsbürgermeister Gerhard Beil wünschte nicht nur, dass die neue Sitzgruppe gut angenommen und als interkommunaler Treff geschätzt, sondern auch pfleglich behandelt wird.
Der Ortsbürgermeister erklärte die besondere Lage des Platzes am Zusammentreffen von zwei Gemarkungen.
Ein im Jahre 1993 dort errichteter Gedenkstein erinnert an einen Ringtausch von Gemarkungsgebiet zwischen den Gemeinden Rheinzabern, Jockgrim und Büchelberg (heute Wörth) im Zusammenhang mit der Schaffung der Hauptschule Römerbad als Schulzentrum für die Verbandsgemeinde Jockgrim.
Im ersten Teil der heimatkundlichen Exkursion gab Forstamtsleiterin Astrid Berens Einblick in Probleme des Walddistrikts Bauernwald am westlichen Ortsrand, der einst fürstbischöflich-speyerischer Besitz war und erst seit der Zugehörigkeit der Pfalz zu Bayern in Gemeindebesitz ist. Seit rund 200 Jahren wird er vom staatlichen Forst bewirtschaftet, gehegt, gepflegt und musste oft auch gegen Raubbau verteidigt werden. „Nachaltigkeit“, das heute so inflationär gebrauchte Wort, so Astrid Berens, ist rund 300 Jahre alt und kommt aus der Forstwirtschaft (Carl von Carlowitz 1645-1714), wo man ja über Generationen denkt, nicht für den schnellen Profit. Notzeiten schlugen so manche Narbe in die Wälder, aber auch Kalamitäten wie Schneebruch, Sturm und Trockenheit oder etwa die Maikäferplage dieser Tage.
Der Bienwald ist Teil der europaweit geschützten FFH-Gebiete, der Vogelschutzgebiete und des Naturschutzes. Deswegen kam auch gleich die Frage nach Fällung von Bäumen. Revierförster Matthias Reis nahm dazu ausführlich Stellung und erklärte die Pflicht der Gemeinde zur Verkehrssicherung entlang viel frequentierter Wege, was der Forst zu berücksichtigen habe. Schnell kam man auch auf die Maikäferplage, wobei es vor allem die gefräßigen Engerlinge sind, die die Feinwurzeln - und damit die Nahrungsaufnahme - der Bäume zerstören, so dass deren Standfestigkeit verloren geht. 75 Prozent des Rheinzaberner Waldes lägen im Fraßgebiet des Maikäfer-Engerlings. Gelten bereits 4 Engerlinge je m² Waldboden als kritische Zahl, so fand man im Bienwald schon 44 /m²! Ein Damoklesschwert für den Wald – und es gibt keine wirksamen Gegenmittel.
Jagdpächter Stefan Schmitz ging unterwegs auf die Schwierigkeiten beim ordnungsgemäßen Bejagen des Bauernwaldes ein, der Tag und Nacht frequentiert wird – von Pilzesammlern über Spaziergänger und Wanderer bis zum nächtlichen Jogger mit der Stirnlampe. Tiere brauchen Ruhe und Dickung zum Schutz. Jäger erfüllen eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe für den Artenerhalt, aber auch zur Bekämpfung von Seuchen, die durch Wild übertragen werden. Schmitz erklärte auch die enormen Sicherheitsbestimmungen für Jäger, weshalb der Aufwand für Jagden immens, doch das Verständnis dafür nicht immer vorhanden sei.
Zum Abschluss trafen sich die zahlreichen Exkursionsteilnehmer in der „Bauernwaldhütte“ des Pfälzerwald-Vereins zu einem Pfälzer Vesper, um einen herrlichen Frühlingstag ausklingen zu lassen. gb
Autor:Wochenblatt Archiv aus Germersheim |
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