Pfälzer Abend der vhs-Rheinzabern
Heimatkunde par excellence mit Hugo und Regina Steegmüller
Rheinzabern. Der Wein stand im Mittelpunkt des jüngsten Pfälzer Abends bei der vhs-Rheinzabern, denn ohne Zweifel gehört der Rebensaft zur Pfälzer Identität. Hugo und Regina Steegmüller, begleitet von Georg Metz am Klavier, führten ihre „lernbegierigen“ Zuhörer und Mitsinger durchs von Festen gespickte Pfälzer Jahr, als dessen Höhepunkt der Dürkheimer Wurstmarkt gilt.
Beim Pfälzer geht es bekanntlich um einen fröhlichen und weltoffenen Menschenschlag mit Gespür fürs Gesellige, was einst die Dichterin Lina Sommer zu einem euphorischen Gedicht bewegte: „Es gibt kä schäner Lännel un kä liewer Lännel …!“
Ganz am Anfang wurde das wohl berühmteste Pfälzer Wort erklärt: „Alla, alla hopp, alla dann.“ Dann wurden Wortspiele mit Dialektausdrücken eingeflochten, es wurde geuzt und geneckt, die liebenswürdige Einfalt eines „Karl vun Frankedahl“ besungen und sich selber auf den Arm genommen. Neben Humor war aber auch feiner Hintersinn gefragt, denn die Pfälzer wurden als Menschenschlag durch viele geschichtliche Einflüsse geprägt – auch durch die Armut, die einst so manchen Vorfahren zur Auswanderung zwang. Im Liedgut widerspiegeln sich gute und schlechte Zeiten, die mit Wein als Sorgenbrecher oder Freudenverstärker verbunden waren. Als Folge mancher Trostsuche im Schoppenglas soll sich bei manchen Pfälzern sogar ein eigener Nasentyp herausgebildet haben – die berühmte Pfälzer Weinnase.
Vorurteile gegenüber dem Pfälzer Zungenschlag (Krischer) wurden ebenso angesprochen wie das durch französische und bayerische Einflüsse geprägte Savoir-vivre. Kurt Dehns Lied „Ich geh‘ in mei Palz und trink Woi“ verdeutlichte, dass die Liebe zur Pfalz durch den Magen geht, wovon weder Berliner Molle, noch sächsischer „Goffee“ oder gar Münchner Weißwürscht und Bier abhalten können. Nostalgisch verbrämt ist es den Pfälzern sogar gelungen, die Armeleuteessen „Grumbeersupp un Quetschekuche“ und „Zwiwwelkuche“ zu lukullischen Events zu erhöhen.
Die Steegmüllers verstanden es geschickt, auf der Klaviatur der Gefühle ihrer begeisterten Gäste zu spielen, sogar Gänsehaut und Tränen zu erzeugen, als etwa von der Pfälzer „Mamme“ die Rede war. Natürlich kam auch das früher oft ärmliche Dorfleben zur Sprache, das im Lied vom samstäglichen Baden in der Zinkwanne kumuliert.
Gilt der Pfälzer gemeinhin als ein gelassener Mensch, so wird ihm nachgesagt, dass er sich lediglich am Ende seines Lebens Sorgen mache: „Wann in dem große Himmel bloß e kläni Wertschaft wär!“,
Im Fluge vergingen zwei Stunden Pfälzer Heimatkunde par excellence, die sich besonders einprägten, da der „Stoff“ gesungen und rezitiert wurde. Längst sind die Lieder und Gedichte etwa von Kurt Dehn, Hans Blinn, Peter Schraß, Kurt Kotterer, Helmut Metzger, Eduard Johst, Elsbeth Janda, Joana Emetz, Anni Becker oder Lina Sommer über das Schoppenglas hinaus zum Kulturgut geworden. Die Besucher waren begeistert. ps
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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