Geheimnisvolle Heimat
Mythos und Realität: das Gold im Rhein
Geheimnisvolle Heimat. Kaum ein Begriff ist mehr mit Mythen behaftet und sagenumwobener als das „Rheingold“. Die einen meinen damit den nach dem Nibelungenlied im Rhein versenkten und seither verschollenen Schatz, die anderen sprechen von kleinen Flittern – zu finden in den eiszeitlichen Kies- und Sandablagerungen des Flusses. Dieses weitaus weniger romantische Rheingold stammt aus alten Quarzgängen des Grundgebirges der Alpen und ist häufiger in der mit Geröll durchsetzten kiesigen Fraktion zu finden als im feinen Sand des Rheins. Man sagt, es brauche zwischen 150.000 und 300.000 solcher Goldflitter, um auf ein Gramm des kostbaren Edelmetalls zu kommen.
Wo aus Kies Gold wird
Während dem Nibelungenhort immer noch viele Schatzsucher auf der Spur sind, wurde die Suche nach dem geologischen Rheingold mittlerweile weitgehend eingestellt. Ein Kieswerk in Rheinzabern ist derzeit der einzige offizielle Goldproduzent in Deutschland und damit auch das einzige Unternehmen, das Rheingold heute noch fördert. Das Edelmetall findet sich als Schwemm- oder Seifengold versteckt in den Sanden und Kiesen, die der Rhein über Jahrtausende hier angeschwemmt hat, aus einem der typischen Baggerseen fördert ein Schwimmbagger hier Kies, Sand und Split, in dem das Rheingold sich versteckt. Wie genau das Gold in Rheinzabern von den anderen Stoffen getrennt wird, verrät das Unternehmen natürlich nicht. Auch die Höhe der Erträge sind ein gut gehütetes Geheimnis.
Goldwäsche am Rhein - Nebenerwerb statt Reichtum
Früher war die Goldwäscherei am Rhein etwas ganz alltägliches und für viele Fischer ein einträglicher Nebenerwerb. Schon die Kelten und Römer wuschen Gold am Rhein. Römische Geschichtsschreiber etwa erwähnen die Goldwäscherei gallischer Stämme am Rhein. Nachweise der Goldwäsche am Rhein lassen sich dann in Aufzeichnungen aus den Jahren 667, 778 und 823 finden – im 14. Jahrhundert sind Goldwäscher in Linkenheim, Ottersdorf und Plittersdorf auf der badischen Rheinseite belegt - ebenso wie in Leimersheim und Speyer auf der pfälzischen Rheinseite.
Weitaus am ergiebigsten war die Goldausbeute während der Arbeiten zur Tullaschen Rheinbegradigung. Aufgrund der zahlreichen Umlagerungen gelangte man zu dieser zeit viel einfacher und schneller an das Rheingold. Allein im Jahr 1831 wurden in Baden 13 Kilo und in der bayerischen Pfalz fünf Kilogramm Rheingold an die zuständigen Stellen abgeliefert.
Einen Goldrausch gab es am Rhein jedoch nie - die Goldsucher waren zumeist Einheimische - Bauern, Fischer und Handwerker im Nebenerwerb. Auch Erntehelfer besserten in der erntefreien Zeit ihr schmales Einkommen durch die Goldsuche auf.
In Baden wurden zwischen 1748 und 1874 360 Kilogramm Rheingold an den Staat abgeliefert. Hier wurden vornehmlich Münzen aus dem Edelmetall hergestellt – die Währung etwa für das Großherzogtum Baden. Danach schlief die Goldsuche am Rhein langsam ein.
Erst die Mythologie-verliebten Nationalsozialisten haben im "Dritten Reich" versucht, die Goldwäscherei am Rhein zu reaktivieren. Ein verzweifelter Versuch, die Goldreserven der kriegsgeschüttelten Reichsbank aufzubessern. Zwischen Kehl und Leimersheim wurden damals verschiedene Versuche - unter anderem auch in Neuburgweier und Hagenbach - gestartet, Gold aus dem Rhein zu gewinnen. Der Goldkanal bei Iffezheim erinnert heute noch mit seinem Namen an das kühne Vorhaben. Man geht von nicht mehr als 300 Gramm Gesamtertrag in dieser Zeit aus. 1943 wurde das Projekt „Rheingold“ der Nazis wieder eingestellt.
Der letzte bekannte Goldwäscher in der Südpfalz war Johann Ganninger aus Speyer. Er starb 1986, sein Arbeitsgerät ist seit seinem Tod im Historischen Museum der Pfalz zu sehen.
Übrigens gehen einige Sprachforscher davon aus, dass der am Oberrhein durchaus gängige Nachname Weschler, der erstmals 1533 in den Unterlagen des Klosters Lorsch im Bezug auf das Goldwäscherdorf Leimersheim auftaucht, von dem Wort "Waescher" abgeleitet wurde und auf den Beruf des Goldwäschers zurückzuführen ist.
Freizeitvergnügen und Touristenattraktion
Heute waschen vornehmlich Touristen und Ausflügler Gold am Rhein. Unter anderem in Leimersheim – aber auch in Karlsruhe - werden regelmäßig Goldwasch-Workshops angeboten. Interessierte erfahren dabei nicht nur allerlei Wissenswertes über das Rheingold, sie lernen auch den Umgang mit Waschbrett und Schürfteller. Und wenn der Wasserstand am Rhein so niedrig ist wie derzeit, hat das den Vorteil, dass Ablagerungen zum Vorschein kommen, die normalerweise in der Strömung des Flusses versteckt sind. Die Chance auf einen Goldfund am Rhein ist somit so hoch wie selten zuvor. Aber generell sind auch die Rheinauen und Baggerseen immer mögliche Fundorte.
Ausstellung in Karlsruhe
Am 23. September wurde im badischen Landesmuseum im Schloss Karlsruhe eine kleine aber feine Ausstellung zum Thema "Rheingold" eröffnet. Diese ist dort bis 10. September 2023 zu sehen.
Mehr geheimnisvolle HeimatPräsentation zum Thema "Rheingold" eröffnet
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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