"Schneider"-Treffen in Neupotz: Ein Name, sieben Generationen, viele Geschichten
Neupotz. Ein ganz besonderes Familientreffen stand unlängst in Neupotz an. 192 Nachkommen der "Schneider-Familie" Gehrlein waren zusammengekommen - und dazu sind sogar Verwandte eigens aus den USA angereist. Getroffen haben sich die „Schneiders“, einst benannt nach dem Beruf des am 7. März 1876 in Neupotz geborenen Karl August Gehrlein, dem Stammvater der „Schneider-Familie“ schon in den Jahren 1982, 2007 und 2024 nun zum dritten Mal.
Karl August machte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts selbständig, nachdem er 1904 Elisabeth Keller geheiratet hatte. Als Näherin arbeitete sie im Betrieb mit, hatte darüber hinaus aber auch die Hauptlast der Erziehung von elf Kindern zu tragen. Leider ist von diesen Nachkommen niemand mehr am Leben, aber, wie einer der Organisatoren der Veranstaltung, Josef Gehrlein, betont, besteht die Nachfolge der „Schneider-Familie“ bereits aus sieben Generationen.
Für die Kinder von Karl August und Elisabeth war es selbstverständlich, im elterlichen Betrieb mitzuarbeiten. So erlernten drei ihrer Söhne beim Vater den Schneider-Beruf. Auch die Töchter, als „Schneidermädchen“ bekannt, wurden entweder im eigenen Haus oder in Betrieben der Umgebung ausgebildet. Da wundert es nicht, dass aus Karl August Gehrleins Schneiderei ein ansehnliches Familienunternehmen wurde, das weit über Neupotz hinaus für seine gute Arbeit bekannt wurde. Nach dem Krieg führte Sohn Otto den Betrieb erst alleine weiter, übergab ihn aber an seine 1948 geborene Tochter Carola, die bis heute in diesem Metier tätig ist. Beim bekannten bayrischen Herrenausstatter „Hirmer“ in München darf sie oft sogar prominente Gäste modisch beraten.
Die Verbindung innerhalb der inzwischen recht groß gewordenen Schneider-Familie hält der in München wohnende Thomas Hoffmann aufrecht. Er ist der Enkel vom „Schneider-Otto“, wie dieser in Neupotz genannt wurde. Zusammen mit Josef Gehrlein, dem Sohn von Gisela, der jüngsten Tochter von Stammvater Karl August und mit einem 10-köpfigen Organisationsteam gelang es ihm, den ganzen Tag über ein umfangreiches Programm zu bieten. Da war ein Quiz für Kinder dabei. Die Neupotzer Erich Hoffmann und Reinhold Burk unterhielten die Gäste im original Neupotzer Dialekt und Michael Keiber sang zusammen mit Inge Hoffmann das „Neupotzer Lied“. Höhepunkt war eine historische Modenschau, arrangiert von der Profi-Schneiderin Carola Sand. Die Kleidungsstücke stammten allesamt aus der eigenen Familie, da war sogar der Hochzeitsanzug von Urgroßvater Karl August dabei.
Im Saal war umfangreiches Material über den Stammbaum der „Schneider-Familie“ ausgestellt. Michael Keiber hat da viel Druckarbeit geleistet. Jeder konnte sich dabei über seine Herkunft genau informieren. Daniel Stritzinger entwarf ein Familienwappen mit einer großen Schneiderschere, das auf Kleidungsstücken und als Dekoration überall präsent war. Kein Wunder, dass es für die Organisation großes Lob gab. So konnten viele Gäste aus der Pfalz, einige aus Hessen, aus der Bodenseegegend und aus München begrüßt werden. Eine Familie war sogar aus der Nähe von Chicago im US-Staat Wisconsin mit dabei und sie alle waren neugierig auf ihre Verwandtschaft. Denn, so Tordis Gehrlein aus Wisconsin: „Wir haben uns wirklich sehr darauf gefreut, neue Mitglieder der Verwandtschaft kennen zu lernen“. Erich Sengel aus Rheinzabern ergänzte: „Wenn es hochkommt, dann kennt jeder von uns zwei Drittel der Verwandten, die heute nach Neupotz gekommen sind“. Das jüngste Mitglied der Familie ist übrigens derzeit gerade mal zwei Monate alt.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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