Lokale Agenda 21 macht mit Schilder auf Müllproblem aufmerksam
So lange braucht die Natur, um Müll zu zersetzen
Kreis Germersheim. Tag für Tag produzieren wir Müll. Ob Kunststoff, Glas, Papier oder Aluminium, die Abfallberge sind gigantisch. Wenn kein Abfalleimer in der Nähe ist, werfen leider viele ihren Müll achtlos in die Natur. Dieses Phänomen ist auch in der Südpfalz zu beobachten - ganz besonders entlang der Zubringer an der B9 und an Orten, die mit dem Auto erreichbar sind. Aber wie lange dauert es bis Müll verrottet und was bedeutet das für die Umwelt?
Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, seinen Müll nicht sorglos in die Natur zu werfen. Die Realität sieht jedoch oft so aus: Plastik, Dosen, Zigarettenkippen, Taschentücher und Säcke voller Müll verschmutzen Wiesen und Wälder, Berge und Seen. Der Aktionstag Saubere Landschaft im Kreis Germersheim bringt da nur eine kurze Abhilfe. Nur kurze Zeit später, sieht es wieder gleich aus, obwohl sich viele Bürger mit und ohne Vereinen ehrenamtlich engagieren. In Germersheim macht die Lokale Agenda 21 mit Schildern darauf aufmerksam, wie lange Abfall benötigt, um vollständig zu verrotten.
Abfall lebt lange
Organische Lebensmittelabfälle besitzen die kürzeste Verrottungszeit. Während sie bei Äpfeln nur etwa zwei bis vier Wochen dauert, verlängert sie sich bei Orangen oder Bananen bereits auf rund zwei Jahre.
Bei Papiertüten und -verpackungen beginnt die Zersetzung nach sechs Wochen. Plastiktüten dagegen sind erst nach zehn bis 20 Jahren vollständig verrottet. Plastikflaschen aus PET sind nahezu nicht zersetzbar. Man geht derzeit von bis zu 450 Jahren aus. Wer eine Plastikflasche im Bienwald zurücklässt, könnte die Reste davon noch 450 Jahre vorfinden. Selbst bei Kaugummi müssen etwa fünf Jahre vergehen, bis er zersetzt ist. Angelschnüre benötigen übrigens die unglaublich lange Zeit von circa 600 Jahren.
Das Umweltbundesamt geht davon aus, Zigarettenstummel brauchen bis zu sieben Jahren, bis sie verrottet sind. Ein Taschentuch kann ebenfalls bis zu fünf Jahren liegenbleiben, denn Taschentücher sind nicht einfach nur Papier. Es handelt sich dabei um beschichtetes Papier. Eine Getränkedose soll bis zu 200 Jahren im Wald liegenbleiben, eine Glasflasche sogar 400 Jahre. Windeln benötigen 450 Jahre, bis sie verrottet sind. Ein Plastikbecher im Wald liegt also unter Umständen für immer da, wenn er nicht entfernt wird. Plastiktüten für Obst und Gemüse benötigen ungefähr 10 bis 20 Jahre, Chipstüten sogar bis zu 80 Jahre bis sie zerfallen sind.
Plastik ist nicht zersetzbar
Das Problem bei Plastik ist, dass es nahezu nicht zersetzbar ist. Was am Ende immer bleibt, ist feinstes Mikroplastik. Dieses gelangt über den Boden ins Grundwasser. Im Meer wird es von Fischen, Muscheln oder anderen Meerestieren aufgenommen und landet so über die Nahrungskette auf unserem Tisch.
Um unsere Umwelt auch in Zukunft nicht mit vermeidbarem Müll zu belasten, sollten wir daher unbedingt auf eine ordnungsgemäße Entsorgung achten. Und: Einwegverpackungen, wie der fast immer verfügbare Coffee-to-go-Becher, stellen nicht nur aufgrund verschmutzter Straßen und öffentlicher Plätze ein Problem dar. Denn selbst bei einer ordnungsgemäßen Entsorgung werden für die Produktion der Verpackungen wertvolle Ressourcen eingesetzt.
In Deutschland werden stündlich 320.000 der Einwegbecher verbraucht. Deren Produktion benötigt jährlich zehntausende Tonnen Holz und Kunststoff sowie Milliarden Liter Wasser. Die Deutsche Umwelthilfe fordert also zu recht: „Seien Sie ein Becherheld“. Statt Coffee-to-go-Becher gibt es wiederverwendbare Becher. Plastiktüten lassen sich durch Baumwolltaschen ersetzen. Shampoo und Dusche kann man gegen feste Seifen und Shampoos tauschen. Auf dem Wochenmarkt gibt es Gemüse und Obst unverpackt - in Städten wie Landau und bald auch Speyer gibt es sogar schon Unverpackt Läden. jlz
Autor:Wochenblatt Archiv aus Germersheim |
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