Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft zählt 17 Luchse
Erste Luchszählung im Pfälzerwald
Pfalz. Mindestens 17 selbstständige Luchse lebten im Winterhalbjahr 2019/20 im Pfälzerwald. Das erbrachte eine Zählung der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF), nachdem im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojektes der Stiftung Umwelt und Natur in den letzten vier Jahren 20 Tiere freigelassen wurden.
Im Referenzgebiet entstanden insgesamt 114 Aufnahmen von Luchsen, die sich auf 17 selbstständige Individuen verteilten. Nicht mitgezählt wurden jene Jungtiere, die noch mit der Mutter umherstreifen. Hinzu kommt eine unvermeidbare Dynamik bei den Tieren, die zu berücksichtigen ist. Der Luchskuder Juri ist beispielsweise während des Erfassungszeitraums gestorben. Oder der Fall der Luchsin Bell, die eigentlich seit Jahren im Donnersbergraum ohne Hinweise auf Nachwuchs unterwegs war, im Pfälzerwald aber just zur Fortpflanzungszeit (Ranzzeit) von den Kameras erwischt wurde. Ob mit Folgen wird sich noch zeigen.
Weiterhin ist bekannt, dass von zwei Luchsen insbesondere aus den Nordvogesen GPS-Signale empfangen wurden und die deshalb nicht von den Kameras erfasst werden konnten. Nach Schätzung der Experten ist zudem innerhalb des Kameranetzes eine Übersehrate von ein bis zwei Luchsen nicht auszuschließen. Doch interessanterweise waren bis auf ein Jungtier alle erfassten Luchse bereits bekannt. Das deutet daraufhin, dass die meisten Geburten zuvor registriert wurden. Im zentralen und westlichen Pfälzerwald wurden mehr Luchsindividuen fotografiert, als im östlichen Pfälzerwald. Insbesondere im Südosten des Pfälzerwaldes waren bis dahin seltener Luchse nachgewiesen worden, auch werden der FAWF von dort kaum Luchsrisse oder Sichtungen gemeldet. Vier Jahre nach Freilassung der ersten Luchse ist also noch nicht der gesamte Pfälzerwald von den Pinselohren dauerhaft besiedelt.
Im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojektes wurden mit Unterstützung der EU im Pfälzerwald seit 2016 bis Frühjahr 2020 20 Luchse durch die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz frei gelassen. Alle umgesiedelten Tiere wurden mit einem Sendehalsband ausgestattet, derzeit besteht aufgrund der begrenzten Batteriekapazität noch zu vier Tieren Funkkontakt.
Es war von Anfang an geplant, möglichst umfassend die tatsächliche Anzahl der Luchsindividuen in der Endphase des Projektes im Pfälzerwald zu bestimmen. Der erste Zensus wurde im letzten Winterhalbjahr in einem 1.000 Quadratkilometer repräsentativem Teilgebiet des Pfälzerwaldes ( entspricht 56 Prozent des Naturparks Pfälzerwald) durchgeführt und wird im folgenden Winter wiederholt.
Die FAWF wurde mit dieser besonderen Aufgabe als landesweite Monitoringstelle für Großkarnivoren - sprich: Wolf und Luchs - betraut. Zusammen mit dem Göttinger Luchsexperten, Markus Port, liegt nun die Zwischenauswertung des ersten sogenannten „Systematischen Fotofallenmonitorings“ vor.
Im ersten Durchgang wurden zwischen Dezember 2019 und April 2020 im Pfälzerwald auf der Fläche 67 Fotofallenstandorten mit je zwei gegenüberstehenden Fotofallen ausgewertet. Passierte ein Luchs die Fotofallen, wurde er mit etwas Glück von beiden Seiten fotografiert. Anhand des individuellen Fleckenmusters können die Tiere auseinandergehalten und damit letztlich gezählt werden. rk/ps
Weiterführende Informationen:
Interessierte Leser können weitere Details im Bericht zum „Systematischen Fotofallenmonitoring der Luchspopulation im Pfälzerwald (Phase I 2019/2020)“ nachlesen unter www.fawf.wald-rlp.de.
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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