Mord auf dem Pfaffenberg
Ungesühnt
Mord. Der grausame Mord an der 16-jährigen Julie Schäffer erschütterte 1868 Trippstadt. Der Mörder wurde nie gefasst.
Verstümmelt und geschändet, die Kehle durchschnitten, fand man den Körper von Julie Schäffer auf dem Pfaffenberg bei Trippstadt, nahe des Bremerhofs, 50 Meter vom Weg entfernt in einem Gebüsch. Wunden an den Händen der Toten und Kerben am Korb rührten offenbar vom Kampf der 16-Jährigen mit ihrem Mörder. Einige Meter von der Leiche entfernt lagen die Einkäufe und zehn Gulden auf dem Boden verstreut. Die Tochter des Trippstadter Metzgers und Gastwirts Caspar Schäffer und seiner Frau Louise Christmann war am 3. Februar 1868 ermordet worden.
Zunächst machte sich die Mutter keine Sorgen um Julie Schäffer
Es war ein Montag. Die junge Frau - „kräftig, brav und tüchtig“ - hatte sich mit ihrem Vater auf den Weg nach Kaiserslautern gemacht. Der Vater fuhr von dort weiter nach Billigheim auf den Viehmarkt. Julie Schäffer, die mit ihrer „ernsten, gesetzten Haltung“ älter wirkte, als sie war, hatte einige Einkäufe in der Stadt erledigt, bevor sie sich zwischen 14 und 15 Uhr auf den Heimweg nach Trippstadt machte, so die Ermittlungen laut einem Bericht im „Pfälzischen Kurier“ vom Freitag, 7. Februar 1868. Das Wetter war „ungestüm“, wie die Zeitung berichtete. So machten sich Mutter und Geschwister keine großen Sorgen, als sie nicht am selben Tag nach Hause kam. Vielleicht hatte sie bei Verwandten oder Freunden übernachtet.
Viele Verdächtige, aber keine heiße Spur im Fall Julie Schäffer
Als sie aber am nächsten Tag auch nicht zurückkam, streiften einige „Jünglinge“ aus Trippstadt durch den Wald, um die junge Frau zu suchen, und machten am Dienstagabend den grausigen Fund. Die Ermittler gingen wegen des vorhandenen Geldes und Einkaufs und der Grausamkeit der Tat von „Mord aus Eifersucht“ aus. Der junge Kaufmann Candidus, Sohn des Forstwirts Wittgenberg aus der Nähe von Trippstadt wurde verdächtigt. Die Landauer Zeitung hatte ihn bereits als mutmaßlichen Mörder bezeichnet. Doch musste er aus der Untersuchungshaft wieder entlassen werden, weil sich der Verdacht nicht bestätigte. Ludwig Heiler, ein Metzgergeselle aus Brambach, ein junger Arzt aus Kaiserslautern, ein geisteskranker Schweinehändler, eine „Persönlichkeit aus Kaiserslautern“ und etliche andere Menschen wurden verdächtigt. Doch die Ermittlungen stockten, alle Verdächtigen hatten ein Alibi vorzuweisen. Und so wurde munter spekuliert, wer der Mörder sein könnte. „Fama bezeichnet jeden Tag ein halb Dutzend andere Personen als Mörder“, schreibt am 1. März eine Zeitung. Die Bürger hatten 500 Gulden für die Ergreifung des Mörders ausgesetzt. Und da kein Mörder gefasst wurde, blieb die Gerüchteküche warm. Als 1886 der Arzt und erste Adjunkt der Stadt Kaiserslautern – entspricht dem heutigen Beigeordneten - Dr. Karl Schandein wegen einer „Meineid-Affäre“ nach England floh, wurde auch er des Mordes verdächtigt. Bis heute ranken sich Sagen und Legenden um den Mord, es gibt sogar eine Moritat. Dies alles, Zeitungsartikel und Erinnerungen an den Mordfall hatte der Historiker Heinz Friedel gesammelt, der von 1956 bis 1984 beim Stadtarchiv der Stadt Kaiserslautern arbeitete und es zuletzt geleitet hatte. "Der Mörder blieb verschwunden für alle Ewigkeit" lautet der Titel seines Buchs über den Fall Julie Schäffer. Am Tatort auf dem Pfaffenberg erinnert heute eine Gedenktafel an die Ermordung des Mädchens. Und auf dem Friedhof von Trippstadt hält der Grabstein die Erinnerung an Julie Schäffer wach. [rko]
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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