Pfalztheater: Operette "Die Fledermaus"
Der Champagner ist an allem schuld
Vorhang auf für „Die Fledermaus“: Ab sofort und bis in den Februar 2020 hinein ist die Johann Strauss-Operette auf der Großen Bühne im Pfalztheater zu sehen.
Mit einer Pause ist die dreistündige Story so verzwickt und unübersichtlich wie viele Operettengeschichten. Die Kurzfassung: Ehemann Eisenstein (Joachim Goltz) hat Steuern hinterzogen, den Amtsdiener beleidigt und geohrfeigt, und muss dafür eine Woche in den Knast. Der gelangweilten Ehefrau (Susanne Langbein) bietet sich mit ihrem aufgetauchten Ex-Lover die Gelegenheit für einen amüsanten Abend. Aus dem wird nichts, weil der vom Gefängnisdirektor (Bartolomeo Stasch) für ihren Ehemann gehalten wird und in der Zelle landet. Dem Ehemann bietet sein Freund Dr. Falke (Daniel Böhm) noch vor dem Absitzen seiner Strafe ein rauschendes Fest. Was er nicht weiß, ist, dass es die Rache seines Freundes als Fledermaus ist - für einen Streich, bei dem der Arzt sich dem Gelächter der ganzen Stadt ausgesetzt sah. Auf dem Fest des Prinzen Orlofsky (Polina Artsis) fädelt er eine Verkleidungs- und Verstellungskomödie ein, bei der Eisenstein in der Rolle eines Marquis nicht nur seine Kammerzofe Adele im Gewand ihrer Herrin trifft, sondern auch heftigst mit einer ungarischen Gräfin anbändelt, hinter deren Maske sich seine eigene Frau Rosalinde verbirgt. Zudem trinkt er Brüderschaft mit einem Chevalier Chagrin, der niemand anders ist als der Gefängnisdirektor, der Eisenstein längst inhaftiert haben sollte. Am nächsten Morgen trifft man sich im Gefängnis wieder, die Masken fallen. Im Katzenjammer bleibt die Erkenntnis: „Nur der Champagner war an allem schuld!", und der Kronleuchter hängt schief von der Decke.
Aus dem Orchestergraben klingen all die bestens bekannten Ohrwürmer und Operettenschlager. Ein wunderbares Sängerensemble kommt dazu. Neben der großartigen Susanne Langbein und Joachim Goltz sind hier besonders Monika Hügel zu nennen, die das Zimmermädchen auch spielerisch großartig zum Leben erweckt, Bartolomeo Stasch, der seiner Rolle mit Witz und Humor Leben einhaucht, und Daniel Böhm, der ebenso wunderbar die flatternde Rachemaus spielt und singt.
Die fast 150 Jahre alte „Fledermaus“ gilt als „Königin der Operette", die Pariser Esprit mit Wiener Atmosphäre verbindet und ein witzig-ironisches Augenzwinkern auf die bürgerliche Moral werfen soll. Das nicht mehr zeitgemäße Frauenbild und der Umgang mit dem weiblichen Geschlecht lässt Regisseur Wolfgang Dosch mit seiner Fröschin und einem „MeToo“ anklingen. Ansonsten belässt er das Stück in seiner Zeit. Nachdem es in anderen Städten zum Teil ganz moderne Interpretationen gibt, bleibt Kaiserslautern klassisch, gerade was das Bühnenbild und die Kostüme anbelangt. Alles sehr pompös und mit Unmengen an Champagnerflaschen, dem Inbegriff von Luxus und Party und in der Operette das Sinnbild für die Euphorie. Ansonsten ist alles heute auch noch aktuell, was zu einem munteren Verwirrspiel auf der Bühne beitragen kann: hinterhältige Intrigen, enttäuschte Freunde, gelangweilte Ehepartner, Reichtum und Armut, Saufgelage und Katerstimmung. Fazit: Walzer geht immer und die Fledermaus flattert auch noch im 21. Jahrhundert.
Autor:Petra Rödler aus Kaiserslautern |
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