Fulminante Premiere für Tschaikowski-Oper "Mazeppa" im Pfalztheater
Fabelhaftes Orchester, großartige Sänger und Tänzer und ein eindrucksvolles Bühnenbild
Minutenlanger Applaus für eine fulminante Opernpremiere - und der galt zu Recht dem fabelhaften Pfalztheater-Orchester, den fantastischen Sängern und Sängerinnen auf der Bühne, einem eindrucksvollen Bühnenbild und einem, die Aufführung bereichernden und ausdrucksstarken Tanz-Ensemble für die Oper "Mazeppa".
Die Oper spielt im Hier und Heute. Präsent ist der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine - ein Verhältnis, das seit Jahrhunderten kompliziert ist, bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht und heute noch brisant ist. Unter Katharine der Großen wurde die Krim 1783 „für alle Zeiten“ annektiert bis sie 1954 von Chruschtschow als Geschenk an die Russisch-Ukrainische Einheit übergab. In den territorialen Machtstreitigkeiten sieht sich der Teil der russischsprachigen Bevölkerung immer noch als Teil Russlands, während sich die übrigen Ukrainer gegen eine Oberherrschaft Moskaus sind. Und alle berufen sich auf dieselbe Geschichte. Mit diesem Hintergrund blickt das Publikum auf eine große Sporthalle auf der Bühne. Der rote Stern ist verblasst und in der Halle laufen die Vorbereitungen für den Empfang von Iwan Mazeppa (Wieland Satter), den Anführer der Kosaken.
Maria (Ilona Krzywicka), die Tochter des Grafen Kotschubej (Jürgen Linn), liebt Mazeppa, von dem sie bereits schwanger ist. Doch der Vater verweigert dem wesentlich älteren Mann die Hand seiner Tochter. Es kommt zum Eklat als sich Maria gegen den Willen des Vaters für Mazeppa entscheidet. Der empörte Kotschubej will sich rächen und denunziert Mazeppa als Hochverräter beim russischen Zaren. Doch die Intrige scheitert. Der Zar vertraut Mazeppa und liefert Kotschubej an den ukrainischen Oberbefehlshaber aus. Nichts wissend von der Inhaftierung ihres Vaters, steht Maria zu ihrer Liebe und sieht sich, von Mazeppas Umsturzplänen berauscht, bereits als Zarin einer unabhängigen Ukraine. Am Ende muss sie den Tod des Vaters und ihrer Liebe erleben und verfällt dem Wahnsinn.
Der echte Mazeppa (1639 – 1709) gilt in der Ukraine als Volksheld, weil er für die Unabhängigkeit seiner Heimat eintrat, und in Russland als Hochverräter. Das ist ebenso der politische Hintergrund der Oper. Vielmehr jedoch stehen in Tschaikowskis „Mazeppa“ die leidenschaftliche Liebesgeschichte und die individuellen Schuldverstrickungen der Figuren im Mittelpunkt. Und diese sind großartig besetzt, allen voran Wieland Satter als Mazeppa. Ebenso grandios singen Daniel Kim als Andrej, Jürgen Linn als Kotschubej, Ilona Krzywicka als Maria und Polina Artsis als ihre Mutter Ljuboff. Chor Extrachor und der Kinderchor sorgen nicht nur für stimmlichen Genuss sondern agieren auch mit der Statisterie und beleben so die Geschichte.
Nicht nur, dass „Mazeppa“ ein selten gespieltes Werk ist, auch die Sparte Tanz ist in gängigen Opernproduktionen zuweilen ja eher am Rande gefragt. Ganz anders in dieser Oper: Deshalb seien die Tänzerinnen und Tänzer auch besonders erwähnt. In der Choreographie von James Sutherland verdeutlichen sie an wichtigen Stellen eindrucksvoll das Geschehen, insbesondere überzeugen sie absolut in den kämpferischen Auseinandersetzungen.
Mehr über die Oper sowie Karten für die weiteren Vorstellungen gibt es hier.
Autor:Petra Rödler aus Kaiserslautern |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.