Gregory Porter und Melody Gardot in Montreux
Gelungene Gratwanderung zwischen den Genres
Montreux. Zu einem der Highlights des diesjährigen Jazzfestivals darf sicherlich der Auftritt von Gregory Porter gezählt werden. Nach John Legend ist er der nächste stimmgewaltige Interpret, der Jazz-Elemente mit Popkultur verbindet und das Publikum am Ufer des Genfer Sees begeistert.
Der Abend im Stravinsky Auditorium beginnt mit einer den Festivalbesuchern altbekannten Interpretin. Melody Gardot ist bekannt für sensible Musikmomente. Ihr Gefühl für die richtigen Dosen Jazz und Pop macht auch ruhige Momente für die breitere Masse unterhaltsam.
Mit dem Pianisten Philippe Powell scheint sie einen kongenialen Partner gefunden zu haben, der ihre Musik weiterentwickelt und weiter intensiviert hat. Die besondere Verbindung zwischen den beiden ist in jedem Song zu hören und zu spüren. Für belebende Momente sorgt die Rhythmusgruppe mit Jorge Bezerra (Percussions) und Chris Thomas (Kontrabass) sowie insbesondere Saxophonist Irwin Hall. Ihm stehen Freiräume zur Verfügung, die er gekonnt mit expressiven Soli ausfüllt.
Stimmgewaltig wird es danach mit Gregory Porter. Er bietet eine eingängige Mischung aus Jazz, Soul und Gospel und lässt dabei seiner Band genug Platz zur Entfaltung. Das ist die Mischung, die ein Stravinsky-Publikum zulässt. Zuviel Jazz soll es nicht sein, aber doch erlebbar bleiben, gerade auch weil das jazzlastigste Venue des Festivals, der Jazzclub, dem Corona-Sparkurs geopfert werden musste.
Porters Baritonstimme prägt den Abend, begeistert durch großes Volumen und lässt jeden Song zu etwas Besonderem werden. "Papa was a Rolling Stone" hätte es zum Erfolg nicht benötigt, wurde aber trotzdem vorgetragen.
Porters Band, bestehend aus Flügel, Hammond, Kontrabass, Schlagzeug und Saxophon brilliert und unterstützt einen der wohl besten Jazzsänger der Gegenwart. Das Solo des versierten Bassisten verkam aber leider zum Musikquiz. Es ist ganz nett, wenn ein kleines Musikzitat im Solo versteckt wird, aber wenn eines dem anderen folgt, fehlt die Eigenständigkeit. Gerade hier wird Jazz der Massentauglichkeit geopfert. Dass eine "Smoke on the water"-Andeutung in Montreux trotzdem bestens ankommt, versteht sich aber von selbst, wurde hier schließlich vor 51 Jahren die Grundlage für diesen Song erlebt.
Saxophonist Tivon Pennicott nutzt besagte Freiheit besser, um mit ansprechendem Sound und Spiel ein Ausrufezeichen zu setzen.
Alles in allem trägt sich dieser Konzertabend in die Liste der Highlights des diesjährigen Konzert-Reigens ein.
Ein weiterer Bericht aus Montreux:
Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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