Pfalztheater: Musical „Sunset Boulevard“ am Großen Haus
Hollywood-Träume aus Licht
Billy Wilders Film „Sunset Boulevard“ von 1950 ist einerseits eine Hommage an die Traumfabrik Hollywoods, zeigt aber andererseits die gnadenlose Härte des Showgeschäfts. Andrew Lloyd Webber hat aus diesem Stoff in den 1990er-Jahren ein Musical gemacht, das noch bis Juni 2020 am Pfalztheater zu sehen ist.
Der Sunset Boulevard führt von Downtown Los Angeles nach Hollywood und Beverly Hills. Als sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts dort die ersten Filmstudios ansiedelten, bauten sich viele Stummfilm-Stars hier luxuriöse Villen, wo sie jedoch nicht selten mit der Ära des Tonfilms einsam und von der Öffentlichkeit vergessen ihren Lebensabend verbrachten. Und genau so geht es Norma Desmond (Astrid Vosberg), einst eine gefeierte Filmdiva, die zurückgezogen und realitätsfern in der Scheinwelt ihrer früheren Erfolge lebt. Ihr geheimnisvoller Butler Max von Mayerling (Daniel Böhm) ist ihr einzig verbliebenes Tor zur Realität. Als sie durch Zufall den jungen und vollkommen verschuldeten Drehbuchautor Joe Gillis (Dennis Weißert) kennenlernt, überredet sie ihn, ihr selbst geschriebenes Drehbuch zu bearbeiten, und sieht sich in einem opulenten Film wieder als gefeierter Star. Über die Arbeit entsteht zwischen Norma und Joe eine immer enger werdende Beziehung gegenseitiger Abhängigkeit und schließlich wird Joe Normas Liebhaber. Norma steigert sich immer mehr in ihr Wunschtraum-Comeback hinein - bis Joe das Kartenhaus aus falschen Illusionen zum Einsturz bringt...
Der Inszenierung gelingt es sowohl mit den handelnden Charakteren als auch mit den szenischen Darstellungen die Diskrepanz zwischen der glitzernden Hollywood-Welt und der Realität zu zeichnen. So zum Beispiel, wenn die Traumfabrik eine ausgelassene Silvesterparty feiert und sich Norma alleine in ihrer großen Villa versucht das Leben zu nehmen. Über 50 Akteure nebst Tanzensemble, Chor und Statisterie bringen mehrfach eine ausgelassene Stimmung auf die Bühne und damit Tempo in das Stück, und dann gibt es wieder die ganz stillen, verliebten aber auch traurigen Momente. Astrid Vosberg ist eine grandiose Norma Desmond: Launisch, zickig, extravagant, herrisch, verzweifelt, verliebt... sie lebt die Rolle der Diva. Jung und erfrischend überzeugt Dennis Weißert, Gast am Pfalztheater, als Drehbuchautor Joe. Bezaubernd ist Adrienn Čunka als junge Produktionsassistentin Betty. Und großartig in seiner Haltung und bedachtem Handeln betreibt Daniel Böhm als Buttler Max Understatement und gibt seine wahre Identität erst im nahenden Drama preis. Sehr zur Freude des Publikums spielt das Orchester die beschwingten Melodien auch noch beim Verlassen des Saals wenn der Vorhang längst gefallen ist.
Weitere Infos, Spieltermine und Termine gibt es hier.
Autor:Petra Rödler aus Kaiserslautern |
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