Emotionale Rückkehr ans Pfalztheater mit großartiger Rockoper
Uraufführung von „Last Paradise Lost“

Die hymnisch-opulente Klanggewalt von Deutschlands führender ProgMetal-Band Vanden Plas ist geradezu prädestiniert dafür, John Miltons Versepos mit seinen kraftvollen Bildern zwischen Himmel, Paradies und Hölle in Musik zu fassen | Foto: Jannik S. Wagner
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  • Die hymnisch-opulente Klanggewalt von Deutschlands führender ProgMetal-Band Vanden Plas ist geradezu prädestiniert dafür, John Miltons Versepos mit seinen kraftvollen Bildern zwischen Himmel, Paradies und Hölle in Musik zu fassen
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Von Ralf Vester

Musik. Für Andy Kuntz ist die Uraufführung der Rockoper „Last Paradise Lost“ im Pfalztheater in mehrfacher Hinsicht etwas ganz Besonderes. Nachdem er und seine Kollegen der ProgMetal-Band Vanden Plas seit März 2020 aufgrund der Corona-Pandemie trotz zweier zwischenzeitlich produzierter Top-Alben „The Ghost Xperiment I + II“ im Gepäck seit gefühlten Ewigkeiten jeglicher Auftrittsmöglichkeiten beraubt waren, ist der Re-Start in der Heimatstadt Kaiserslautern gleich doppelt Balsam auf die geschundene Musikerseele.

Da nimmt man dann auch in Kauf, dass statt der üblichen sieben Wochen nur ein enges Zeitfenster von rund vier Wochen für die Proben zu dem imposanten Bühnenstück zur Verfügung stehen. Deshalb feilen die Vanden Plas-Musiker Andy Kuntz, Günter Werno und Stephan Lill zusammen mit dem Pfalztheater-Ensemble unter der bewährten Regie von Johannes Reitmeier in den vergangenen Wochen mit Hochdruck und umso akribischer an der bestmöglichen Inszenierung des mittelalterlichen Moralitätenspiels von John Milton.

Halbszenische Umsetzung vonnöten

Die aktuellen Corona-Auflagen in Rheinland-Pfalz machen dieses Unterfangen umso kniffliger, denn unter Wahrung gewisser Abstände musste die Variante der halbszenischen Umsetzung gewählt werden. Zudem sorgt allein die Band für den musikalischen Rahmen der Rockoper, sodass (noch) keine orchestrale Version zu hören sein wird. Voll auf ihre visuellen und akustischen Kosten werden die Besucher*innen der bereits ausverkauften Premiere am kommenden Samstag, 2. Oktober, 19.30 Uhr, dennoch kommen.

Potenzial, ein weiteres Mal für Furore zu sorgen

Dem Erfolgsgespann Vanden Plas und Johannes Reitmeier ist es gelungen, eine Inszenierung auf die Beine zu stellen, die zweifellos das Potenzial hat, für ähnlich große Furore zu sorgen, wie das Rockoratorium „Ludus Danielis“ und das Rockmysterium „Everyman“ („Jedermann“) in den Jahren 2008 und 2015. Die hymnisch-opulente Klanggewalt von Deutschlands führender ProgMetal-Band ist geradezu prädestiniert dafür, John Miltons Versepos mit seinen kraftvollen Bildern zwischen Himmel, Paradies und Hölle in Musik zu fassen.

Das Libretto für die Rockoper „Last Paradise Lost“ ist frei nach dem epischen Gedicht des englischen Poeten John Milton entstanden. Dem Text liegt das mittelenglische, in Jambenform gereimte und aus zwölf Gesängen mit über 10.000 Versen bestehende Miltonsche Werk „Paradise Lost“ aus dem Jahr 1667 zugrunde. Das Bühnenstück wird auf Basis von 18 Hauptszenen erzählt.

Gegensatz zwischen göttlicher Allmacht und menschlicher Willensfreiheit

„Wir haben die von Milton verfasste Geschichte in eine moderne musikalische Form gegossen und greifen hierfür die immer noch zeitgemäßen Themen aus Miltons Werk auf: Den Gegensatz zwischen göttlicher Allmacht und menschlicher Willensfreiheit, den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, Auflehnung und Anpassung. Wir transportieren die Handlung unserer Geschichte in eine zeitlich fiktive Ebene. Was wäre, wenn beispielsweise die Menschheit nach einem Meteoriteneinschlag komplett ausgelöscht würde – wie könnte ein Neuanfang aussehen?“, erklärt Andy Kuntz. Der Titel „Last Paradise Lost“ schlägt die Brücke ins Heute:
Die Menschheit hat aktuell die vielleicht letzte Chance, die Schöpfung zu bewahren.

Die musikalische Leitung für das großartige Bühnenstück hat Günter Werno. Johannes Reitmeier, einst selbst erfolgreicher Intendant des Pfalztheaters und heutiger Intendant des Tiroler Landestheaters in Innsbruck, führt Regie. Die Bühne konstruierte Thomas Dörfler. Die Kostüme hat Michael D. Zimmermann entworfen. Den 16-köpfigen Chor leitet Gerhard Polifka. In den insgesamt zwölf Hauptrollen sind Andy Kuntz als Erzengel sowie Randy Diamond, Astrid Vosberg, Adrienn Cunka und viele andere zu erleben.

Zurück zu den Wurzeln

Andy Kuntz blickt mit unbändiger Vorfreude auf die Premiere von „Last Paradise Lost“. Die lange Zeit des Darbens ist vorbei, endlich dürfen die Künstler ihrer Passion wieder nachgehen und die schmerzlich vermisste Interaktion mit dem Publikum aufsaugen. Der Vanden Plas-Frontmann sieht sich und das Ensemble bestens vorbereitet. Kuntz hat lediglich die Sorge, dass er bei seinem Heimspiel emotional werden könnte. Der Miltonsche Stoff, gepaart mit dem Auftritt in der Heimat, weckt bei ihm Erinnerungen an die Kindheit in Kaiserslautern, in der er in jungen Jahren seine eigene Spiritualität entdeckte.

Entsprechend viel Herzblut wird bei der Uraufführung der Rockoper am 2. Oktober im Großen Haus zu spüren sein. Es folgen bis zum 17. Oktober acht weitere Aufführungen im Pfalztheater, ehe das Stück ans Theater Münster übersiedelt. Am 19. Mai nächsten Jahres kehrt „Last Paradise Lost“ dann in die Barbarossastadt zurück, bevor im Herbst 2022 der Abschluss im Tiroler Landestheater in Innsbruck folgt.

Termine:
Samstag, 2. Oktober 2021, 19.30 Uhr
Sonntag, 3. Oktober 2021, 18 Uhr
Dienstag, 5. Oktober 2021, 19.30 Uhr
Mittwoch, 6. Oktober 2021, 19.30 Uhr
Freitag, 8. Oktober 2021, 19.30 Uhr
Samstag, 9. Oktober 2021, 19.30 Uhr
Sonntag, 10. Oktober 2021, 18 Uhr
Samstag, 16. Oktober 2021, 19.30 Uhr
Sonntag, 17. Oktober 2021, 18 Uhr

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Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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