Polizeipräsidium Westpfalz veröffentlicht Kriminalstatistik 2020
Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf die Kriminalität

Kriminalstatistik 2020 des Polizeipräsidiums Westpfalz | Foto: Polizeipräsidium Westpfalz
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Polizeipräsidium Westpfalz. Die Einschränkungen im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie hatten 2020 maßgeblich Einfluss auf die Kriminalitätsentwicklung. Die Kriminalitätslage im Bereich des Polizeipräsidiums Westpfalz stellt sich insgesamt als äußerst positiv dar.

Noch nie in den vergangen 20 Jahren war die Gesamtzahl der durch die Polizei bearbeiteten Straftaten so gering und die Aufklärungsquote so hoch wie im vergangenen Jahr. „Das statistische Risiko, in der Westpfalz Opfer einer Straftat zu werden, war gleichzeitig noch nie so niedrig“, sagt Polizeipräsident Michael Denne mit Blick auf die Auswertung zur Kriminalitätsentwicklung in Corona-Zeiten.

Ohne Berücksichtigung der ausländerrechtlichen Verstöße bearbeitete die Polizei 28.849 Straftaten und damit fünf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum mit 30.372 Fällen. Diese Entwicklung schlägt sich auch bei der Häufigkeitszahl nieder, welche die Zahl der Kriminalitätsopfer pro 100.000 Einwohner zeigt. Sie reduzierte sich im Vergleich zum Vorjahr um 305 auf 5.967 Fälle.

Aufklärungsquote weiter gesteigert

Besonders erfreulich ist, dass der Rückgang der Fälle mit einer weiteren Steigerung der bereits hohen Aufklärungsquote einhergeht. 2020 erzielte die Polizei eine Aufklärungsquote von 70,3 Prozent. Es handelt sich hierbei um einen historischen Höchstwert. Noch nie zuvor in der Geschichte des Polizeipräsidiums Westpfalz, das nach einer Polizeireform seit 1993 besteht, war die Aufklärungsquote so hoch.

2020 bearbeitete die Polizei elf Straftaten gegen das Leben. Alle Fälle wurden aufgeklärt. Im Schnitt der letzten 20 Jahre waren es 18 Straftaten pro Jahr. Im Fall der Mitte Dezember in Kaiserslautern aufgefundenen Frauenleiche sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Die statistische Erfassung erfolgt daher erst im laufenden Jahr.

Die Zahl der Sexualdelikte stieg um 57 auf 543 Fälle. Im Wesentlichen verursacht durch den Anstieg der Fallzahlen im Bereich des so genannten Ausnutzens sexueller Neigungen um 80 auf 223 Fälle. Dabei handelt es sich vor allem um Fälle der Verbreitung pornografischer Schriften (Erzeugnisse). Sie stiegen um 81 auf 221 Fälle. In 199 (rund 89 Prozent) dieser Fälle diente das Internet als Tatmittel. In einem solchen Fall suchte der bislang unbekannte Täter via Instagram Kontakt zu einem elfjährigen Mädchen, um dessen sogenannte „Internet Beste Freundin“ (IBF) zu werden. Nachdem dies gelungen war, forderte der Täter das Kind auf, ihn über WhatsApp zu kontaktieren und Nachrichten zu tauschen. Das Mädchen ließ sich darauf ein und verschickte Videos und Lichtbilder mit sexuellem Inhalt. Im Gegenzug erhielt das Kind von dem Unbekannten ebenfalls ein Video mit eindeutig sexuellem Hintergrund. Bei der Akteurin in dem übermittelten Video handelte es sich um ein etwa gleichaltriges Mädchen. Die vom Täter verwendete Rufnummer gehört einem Anschlussinhaber in Großbritannien, der bisher noch nicht ermittelt werden konnte. Die Zahl der Vergewaltigungen und des sexuellen Missbrauchs gingen zurück.

Kaum Zunahme der häuslichen Gewalt

Die vielfach vermutete deutliche Zunahme der häuslichen Gewalt aufgrund von Isolation zu Hause durch Kontaktbeschränkungen, geschlossene Kindergärten und Schulen und den sich daraus erwachsenden Belastungen und Spannungen innerhalb der Familie, hat sich glücklicherweise so nicht bestätigt. Die Zahl der Fälle, bei denen „Gewalt in engen sozialen Beziehungen“ (Gewalt in der Partnerschaft) eine Rolle spielte, stieg lediglich um drei Fälle auf nunmehr 1.089. Einen großen Anteil haben dabei Körperverletzungsdelikte mit 788 Taten. Der Anteil dieser Fälle hat sich auf diesem Niveau stabilisiert. Entwarnung kann also nicht gegeben werden. „Die Polizistinnen und Polizisten des Polizeipräsidiums Westpfalz werden deshalb gemeinsam mit den Staatsanwaltschaften, Interventionsstellen, Frauenhäusern, Täterarbeitseinrichtungen, der Bewährungshilfe, dem Jugendamt, den Opferschutzbeauftragten und anderen Hilfsorganisationen weiterhin große Anstrengungen unternehmen, um Gewalt in engen sozialen Beziehungen frühzeitig zu erkennen und ihr zu begegnen“, so Michael Denne.

Straftaten im öffentlichen Raum gingen zurück

Die Straftaten im öffentlichen Raum, die das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger besonders beeinflussen, gingen 2020 um 481 Fälle auf 4.983 zurück. Darunter zum Beispiel Körperverletzungsdelikte um rund 19 Prozent, Taschendiebstähle um rund 16 und Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen um rund zwölf Prozent. Auch diese Rückgänge sind im Zusammenhang mit den Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zu sehen. Die Lockdown-Phasen mit geschlossenen Gaststätten und Geschäften, abgesagten Veranstaltungen sowie die Mobilitätseinschränkungen und das Alkoholverbot im öffentlichen Raum haben diese Entwicklung begünstigt.

Weniger Wohnungseinbrüche

2020 ging die Zahl der von der Polizei bearbeiteten Wohnungseinbrüche um 122 auf 324 Fälle zurück. Das ist der niedrigste Wert in der Zehnjahresbetrachtung und nochmals ein Rückgang von rund 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zu 2016, dem Jahr mit dem Höchststand an Wohnungseinbrüchen, beträgt der Fallzahlenrückgang sogar etwa 63 Prozent. Neben den intensiven Maßnahmen der Polizei dürfte auch hier die Pandemie eine Rolle spielen. Die Menschen verbrachten deutlich mehr Zeit zuhause und somit verringerten sich die Chancen für Einbrecher, unbemerkt in Wohnungen einzudringen. Bei der Hälfte der Wohnungseinbrüche blieb es - auch aufgrund verbesserter Sicherungsmaßnahmen - beim Versuch. Die Aufklärungsquote konnte um 7,4 auf 28,7 Prozent gesteigert werden.

Aber auch bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten ist ein Rückgang um rund 19 Prozent festzustellen. Insbesondere verursacht durch den Rückgang der Fallzahlen im Betrugsbereich. Hier gingen die Fallzahlen gegenüber dem Vorjahr um 764 auf 3.277 Fälle zurück. Bei den Betrugstaten im Zusammenhang mit der Nutzung des Internets machte sich der Fallzahlenrückgang hingegen nicht so deutlich bemerkbar. Er betrug hier rund drei Prozent. Zumindest auf die Kriminalitätslage hat die Pandemie mit all ihren Beeinträchtigungen und Folgewirkungen einen eher positiven Einfluss.

Die Polizei bedankt sich bei den Menschen der Westpfalz für die gute Zusammenarbeit und die vielen Hinweise, die zur Aufklärung von Straftaten beigetragen haben. Polizeipräsident Denne dankt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die guten Leistungen im vergangenen Jahr. „Dass es trotz der besonderen Herausforderungen der Pandemie möglich war, eine solche Aufklärungsquote zu erreichen, ist auch dem hohen Engagement jeder einzelnen Kollegin und jedes Kollegen zu verdanken“, so der Behördenleiter.

Wie alle Menschen hoffen auch die Angehörigen der Polizei, dass die Pandemie bald vorbei ist und freuen sich auf Begegnungen und Kontakte mit den Bürgern. Dann werden auch wieder vermehrt Präventionsveranstaltungen stattfinden können. Weitere Schwerpunkte setzt die Polizei bei der Aufklärung, der Prävention, im Bereich der Intensivtäter und dem Internet zum Beispiel bei der Bekämpfung von Hasskriminalität. Der Polizeipräsident bekräftigt: „Das Ergebnis der Polizeilichen Kriminalstatistik gibt keinen Anlass, in unseren Bemühungen nachzulassen. Die Polizei wird weiterhin dafür sorgen, dass die Bürger in der Westpfalz sicher leben können.“ ps

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Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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