Stadtrat beschließt die Öffnung der Freibäder
Anfang/Mitte Juli könnte die Saison beginnen
Kaiserslautern. Mit Spannung erwartet wurde die heutige Stadtratssitzung, die in der Fruchthalle ausgetragen wurde. Der Kaiserslauterer Stadtrat hat heute mit überwältigender Mehrheit dafür gestimmt, die Öffnung beider städtischer Freibäder – Waschmühle und Warmfreibad – vorzubereiten. In etwa sieben Wochen soll es, rechtzeitig zu den Sommerferien in Rheinland-Pfalz soweit sein. Damit lehnte das Gremium die kürzlich von Oberbürgermeister Dr. Klaus Weiche eingebrachte Beschlussvorlage ab, in der er sich unter anderem aus Sicherheits- und Kostengründen gegen die Öffnung der Bäder in diesem Sommer ausgesprochen hatte.
Die Diskussion um die Öffnung bzw. Nichtöffnung von Waschmühle und Warmfreiband in diesem Sommer hat die Gemüter vieler Lautrer in den vergangenen Tagen bewegt. Auslöser waren die Aussagen, die Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel in seiner Beschlussvorlage für die Stadtratssitzung vom 18. Mai getätigt hatte: „Nach Abwägung aller infektionsrelevanten Fakten und im Hinblick auf die sehr hohen Mehraufwendungen empfiehlt die Verwaltung dem Rat, von einer Öffnung der städtischen Freibäder im Jahr 2020 abzusehen“, stand dort zu lesen. „Eine Empfehlung, die ich mir alles andere als leicht gemacht habe“, wie Weichel betonte. „Mir ist vollkommen bewusst, wie wichtig ein solches Freizeitangebot in einem voraussichtlich urlaubsfreien Sommer wäre. Guten Gewissens lässt sich das aber einfach nicht realisieren.“
Begründet hatte Weichel das unter anderem mit einem deutlich erhöhten Personal- und Kostenaufwand: „Die Zahl der zusätzlichen Sicherheitskräfte, die die Hygieneregeln überwachen müssten, wird auf 17 pro Bad kalkuliert, dazu pro Bad vier zusätzliche Reinigungskräfte. Gemäß Berechnungen des zuständigen Referats Jugend und Sport betragen die Mehraufwendungen, die alleine für das zusätzliche Personal nötig wären, zusammen rund 900.000 Euro – und das ohne die noch nicht bezifferten Materialkosten für etwa Desinfektionsmittel oder Schutzmasken. Das Personal müsste ferner in zwei komplett getrennte Teams eingeteilt werden, um zu verhindern, dass im Infektionsfall nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig in Quarantäne müssen. Hohe Kosten sind das eine, die schwierige Organisation das andere. Und der Infektionsschutz das Dritte. Über all diesen Überlegungen schwebt das Damoklesschwert der Infektionszahlen.“
Selbstverständlich ließen die Reaktionen der politischen Parteien und Freundeskreise der Freibäder nicht lange auf sich warten. Die SPD liegt nicht auf der Linie des OB. Die Bäder nicht zu öffnen, sei keine Option: „Für viele Familien fällt in diesem Jahr der Sommerurlaub aus, sei es durch Reisebeschränkungen oder durch Lohneinbußen wegen Kurzarbeit und oder im schlimmsten Fall durch den Verlust des Arbeitsplatzes. Vor diesem, noch nie in der Geschichte unserer Stadt da gewesenen Hintergrund, ist es trotz der sehr angespannten Haushaltslage für die SPD-Fraktion unumgänglich, eine Öffnung unserer beiden städtischen Schwimmbäder vorzubereiten“, sagte der sportpolitische Sprecher Jörg Harz. Um die Kosten für die Öffnung und den Betrieb der Schwimmbäder etwas zu kompensieren, schlägt die SPD-Fraktion vor, dass es einen sozial verträglichen Aufschlag auf den Eintrittspreis bei Erwachsenen gibt.
Die CDU plädierte für die unmittelbare Vorbereitung der Öffnung der beiden Bäder – in enger Absprache mit den angrenzenden Gemeinden. Mit großer Verwunderung habe man zur Kenntnis genommen, dass bisher offensichtlich keine Maßnahmen und Vorbereitungen zur Öffnung der städtischen Schwimmbäder eingeleitet worden seien. Dadurch sei nicht nur wertvolle Vorbereitungszeit verschenkt worden, sondern durch die Verzögerung entstüden auch zusätzliche Kosten. Eine Nicht-Öffnung sei zudem höchst unsolidarisch gegenüber umliegenden Gemeinden wie Rodenbach, Ramstein oder Trippstadt, die ihrerseits beabsichtigen, ihre Freibäder zu öffnen. Das leite den Strom der Besucher aus der Stadt in jene Bäder um und verursache dort erhöhte Gesundheits- und Sicherheitsrisiken.
In die gleiche Richtung zielten die Grünen. „Während Bäder im Landkreis geöffnet werden sollen, können wir in der Stadt nicht zulassen, dass unsere Bürger dann dort Erholung suchen und es zu einer Überlastung kommt. Wir müssen eine Streuung erreichen. Es ist auch eine Frage der Solidarität zum benachbarten Landkreis“, sagte die Kreisvorsitzende Elke Lambert. Wie die Bäder unter Wahrung der Hygieneauflagen geöffnet werden, müsse unter Beteiligung von Experten entschieden werden. Unter Beteiligung der Expertise im digitalen Bereich in Kaiserslautern seien Fraktion und Vorstand der Grünen zuversichtlich, dass gute, praktikable Lösungen gefunden werden können, um doch noch eine Öffnung der Lautrer Freibäder herbeizuführen.
Interessante Anregungen liefert die DLRG in ihrer Stellungnahme. „Wir halten die Entscheidung des Oberbürgermeisters für zu kurz gedacht. Es gibt hier anscheinend nur die Frage, beide Bäder zu öffnen oder keines. Stattdessen könnte man auch nur eines der Bäder öffnen und das Personal auf dieses Bad fokussieren. Eine weitere Möglichkeit wäre es, eines der Bäder den Vereinen zur Verfügung zu stellen, damit sie wenigstens ihren Schwimmsport betreiben können, solange die Hallenbäder nicht öffnen“, sagte die 1. Vorsitzende Annette Zacher. Natürlich sei eines der am schwersten wiegenden Argumente, dass das Personal nicht ausreichend ist. Alle hätten im vergangenen Sommer miterlebt, wie DLRG und Feuerwehr mit vereinten Kräften den Personalmangel ausgeglichen hätten.
Den erhöhten Personalbedarf allein aus den Reihen der Rettungsschwimmer der DLRG abzudecken, sei schwierig. Es gelte, nach Ehrenamtlichen zu suchen, die sich in den Bädern engagieren. „Wo keine Ehrenamtlichen sind, kann man aber auch keine einsetzen, um das Personal auszugleichen. Doch selbst hierfür gäbe es Lösungsansätze, beispielsweise die Zusammenarbeit mit benachbarten Ortsgruppen oder einen zusätzlichen Kurs für engagierte Lautrer, die ihre ungewollt neue Freizeit ehrenamtlich in unseren Bädern einsetzen“, verdeutlichte Zacher. rav
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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