„Keine pandemiebedingten Schließungen mehr“
Appell des DEHOGA Rheinland-Pfalz
Von Ralf Vester
Tourismus/Gastgewerbe. Das Gastgewerbe hat wie kaum eine andere Branche wirtschaftlich unter den Auswirkungen der insgesamt neun Monate andauernden Zwangspause gelitten. Das betrifft Rheinland-Pfalz in hohem Maße, denn statistisch gesehen bezieht hier jede vierte Familie ein Haupt- oder Nebeneinkommen aus dem Tourismus. Es geht um die wirtschaftliche Existenz der 13.500 Gastgeber-Familien und ihre 150.000 Beschäftigten.
Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass im Zuge der Pandemie Hotels und Gaststätten in dieser Zeit einen erheblichen Teil ihres Personals verloren haben. So hat beispielsweise in Kaiserslautern innerhalb des vergangenen Jahres jede/r siebte Beschäftigte den Job als Koch, Hotelangestellte oder Servicekraft aufgegeben, weil sie sich dazu gezwungen sahen, sich beruflich umzuorientieren. Einem Großteil der Betriebe fehlt schlichtweg in erheblichem Ausmaß das Personal, um schon wieder auf Volllast hochfahren zu können.
Personalmangel macht den Betrieben schwer zu schaffen
Um den Personalmangel Herr zu werden, nimmt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) sowohl die Politik als auch die Unternehmer*innen in die Pflicht. „Wir brauchen von der Politik eine Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes in Form eines Jahresarbeitszeitkontos zur Schaffung dauerhafter sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse im Gastgewerbe. Die Betriebe bitten wir, ihre Kostenstruktur zu prüfen und gegebenenfalls so anzupassen, dass höhere Löhne gezahlt werden können, um die Branche wieder zu einem attraktiven Arbeitgeber zu machen“, sagt Gereon Haumann, Präsident des DEHOGA Rheinland-Pfalz. „Wenn eventuelle Preiserhöhungen im Einzelnen sauber kommuniziert werden, werden die Gäste das akzeptieren, sofern auch die Qualität stimmt“, ist sich Haumann sicher.
Die Forderungen des DEHOGA Rheinland-Pfalz
Der DEHOGA Rheinland-Pfalz fordert darüber hinaus eine Gleichstellung von Negativ-Getesteten mit Geimpften und Genesenen (3G), um Anreize für freiwillige Testungen und Impfungen zu schaffen, den Wegfall der Maskenpflicht bei Einhaltung des Mindestabstandes von 1,50 Meter oder der 3G-Regel und eine permanente Überprüfung jeglicher Auflagen auf Verhältnismäßigkeit. Des Weiteren sei eine Entfristung der Umsatzsteuerreduzierung auf Speisen sowie ein dauerhaft einheitlicher ermäßigter Umsatzsteuersatz auf alle Leistungen des Gastgewerbes hilfreich.
Deutlich Gehör verschafft sich der DEHOGA auch, um im Fall von wieder deutlich ansteigenden Infektionszahlen nicht wieder als Erstes bzw. im Optimalfall gar nicht erst wieder von Schließungen betroffen zu sein. „Wir fordern einen langfristigen Plan und ein klares Bekenntnis, dass pandemiebedingte Schließungen gastgewerblicher Betriebe künftig ausgeschlossen werden. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten über Konzepte dauerhafte Öffnungen zu ermöglichen. Diese müssen konsequent genutzt werden“, bringt es der Präsident des DEHOGA Rheinland-Pfalz unmissverständlich auf den Punkt.
Land stellt 50 Millionen Euro zur Verfügung
Für Rückenwind in der Tourismusbranche soll nun eine 50-Millionen-Euro-Spritze des Landes sorgen. Mit der neuen ReStart-Kampagne „Zeit für...“ will man das Interesse von Urlaubern an Rheinland-Pfalz verstärken. Neben Radiospots in wichtigen Nachbarbundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Hessen und dem Saarland sollen auch Werbeclips in Bahnhöfen, Anzeigen in Printmedien und verstärktes Online-Marketing Rheinland-Pfalz als lohnendes Urlaubsziel in den Fokus rücken und zudem als Standort für Tagungen und Kongresse ins Bewusstsein rufen.
Mit kreativen Slogans wie „Zeit für Begegnungen“, „Zeit für Geselligkeit“, „Zeit für Hochgefühle“ oder „Zeit für Freudestrahlen“ wird jetzt in Kombination mit eindrucksvollen Stadtansichten und Landschaftsmotiven für einen Sommerurlaub in Rheinland-Pfalz geworben. Die Landesregierung hat insgesamt 50 Millionen Euro für Marketingaktionen sowie für Investitionen in die touristische Infrastruktur wie Rad- und Wanderwege und in die Qualitätsverbesserung der Betriebe bereitgestellt.
PS möglichst schnell auf die Straße bringen
Der Präsident des DEHOGA Rheinland-Pfalz begrüßt das Maßnahmenpaket seitens des Landes ausdrücklich. „Jetzt müssen diese PS natürlich auch ganz schnell auf die Straße gebracht werden und die finanzielle Unterstützung da landen, wofür sie gedacht ist. Dann können die Betriebe, die das beantragen, auch damit planen und im kommenden Frühjahr in die neue Saison durchstarten. Und wenn es dann noch gelingt, aus diesem Sonderbudget von 50 Millionen Euro ein ständiges Budget von 25 Millionen Euro im Jahr zu machen, wäre das eine runde Sache“, betont Gereon Haumann.
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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