Der Falkner des Zoos Kaiserslautern stellt sich einer neuen Herausforderung
Der Vogelflüsterer bricht auf zu neuen Ufern
Kaiserslautern. Die Flugshows der Greifvögel im Zoo Kaiserslautern sind seit langen Jahren ein absoluter Besuchermagnet. Zweimal täglich scharen sich im Sommerhalbjahr die Gäste in mehreren Sitz- und Stehreihen um das Gelände am südwestlichen Ende des Zoos und schauen gebannt den mitunter artistischen Flugeinlagen zu.
Falken zischen in atemberaubendem Tempo haarscharf über die Köpfe der Zuschauer. Milane schnappen sich hoch in der Luft den hochgeworfenen Fleischhappen. Der majestätische Weißkopfseeadler wiederum zieht allein schon mit seiner Größe und Anmut die Blicke auf sich. Und die Kinder strahlen, wenn sie vor und nach den Shows vorsichtig das flauschige Gefieder eines Uhus oder Kauzes berühren dürfen.
Seit 2013 moderiert Falkner Alan Redzepovic ebenso informativ wie kurzweilig eines der Highlights eines jeden Zoo-Besuchs in Siegelbach. Im kommenden Jahr wird das allerdings ein anderer Falkner übernehmen müssen, denn der 42-Jährige hat sein Engagement im Zoo Kaiserslautern beendet und widmet sich künftig einer neuen Herausforderung.
Für die meisten kam diese Ankündigung überraschend, nur die wenigsten waren über seine Zukunftsplanungen informiert. Es ist kein Abschied im Groll: „Ich bin einfach nur dankbar für alles, was ich lernen und erleben durfte, und dankbar für all die Menschen die ich in fast sieben Jahren kennengelernt habe. Mein Dank gilt den Besuchern, den Kollegen im Zoo und in allererster Linie meinen ehrenamtlichen Helfern. Ohne sie wäre das Ganze nicht machbar gewesen. Da wurden Freundschaften fürs Leben geschlossen“, berichtet Alan Redzepovic mit sichtlich Wehmut.
Der Hotelbetriebswirt hatte nach langen Jahren im Hotel- und Gastronomiegewerbe 2010 seinen Jagdschein gemacht und entdeckte in der Folge seine Liebe zu den Greifvögeln. Es folgten diverse Praktika – unter anderem in Berlin, Hamburg und auf Malta – sowie der Erwerb des Falknerscheins. Als sich im Jahr 2013 nach dem Tod seines Vorgängers überraschend die Möglichkeit ergab, den Job des Falkners im Zoo Kaiserslautern zu übernehmen, musste der gebürtige Lautrer mit den serbisch-bosnischen Wurzeln nicht lange überlegen.
Er ergriff die Gelegenheit beim Schopf und avancierte zu einem bei Besuchern und Kollegen gleichermaßen geschätzten Greifvogel-Dresseur. Dabei war er sich auch nie zu schade, zum Beispiel das Ottergehege brusttief im Wasser stehend von Algen zu säubern, deren Fütterungen launig zu kommentieren oder mal eben auszuhelfen, wenn ein Kamel auf Abwegen unterwegs war.
Der über die Jahre immer stärker aufgekeimte Wunsch, eines Tages eine eigene Falknerei ins Leben zu rufen, hat Alan Redzepovic nun endgültig dazu bewogen, eigene Wege zu beschreiten und den Zoo Kaiserslautern schweren Herzens hinter sich zu lassen.
Allzu viel verraten mag er noch nicht über die Details seines Unterfangens. Voraussichtlich im Saarland will er seinen eigenen Betrieb aufziehen. „Ich will auf keinen Fall eine Konkurrenz zur Falknerei im Zoo darstellen“, nennt der inzwischen im saarländischen Neunkirchen lebende Falkner einen der Gründe für die gebührende Distanz zu Kaiserslautern.
Die Bauanträge für die neue Anlage will der Vogelflüsterer demnächst stellen. So denn die Behörden mitspielen, könnte es im Optimalfall bereits im Frühjahr 2020 losgehen. Zu sehen sein sollen heimische Greifvögel wie etwa Wander- und Turmfalken, Schleier- und Waldohreulen, Milane und der europäische Seeadler.
Bis zum Ende der Flugsaison im Zoo Kaiserslautern am 31. Oktober hat Alan Redzepovic in Siegelbach mit Leib und Seele seinen Dienst verrichtet. Die Kammern, in denen die Vögel untergebracht sind, werden nun einer Grundreinigung unterzogen und notwendige Reparaturarbeiten und Umbauten erledigt. Zudem wird die Ausrüstung erneuert, bevor ab Mitte Februar die Vögel wieder abgetragen und eingeflogen werden, damit alle zum Saisonstart am 1. April 2020 fit sind.
Seinem künftigen Nachfolger oder auch seiner künftigen Nachfolgerin im Zoo Kaiserslautern wünscht der passionierte Falkner viel Glück und Erfolg und einen gelungenen Start mit seinen einstigen Schützlingen. rav
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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