Diebstahl auf dem Hauptfriedhof: Mehr als 210 Grabstätten betroffen

Nur ein Teil der Verankerung ist von der Schale übrig geblieben: Bernd Rach zeigt eine der betroffenen Ruhestätten | Foto: Monika Klein
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  • Nur ein Teil der Verankerung ist von der Schale übrig geblieben: Bernd Rach zeigt eine der betroffenen Ruhestätten
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Kaiserslautern. Noch immer herrschen Bestürzung und Fassungslosigkeit bei den Mitarbeitern der Friedhofsverwaltung Kaiserslautern angesichts der Skrupellosigkeit der Metalldiebe. Unbekannte Täter hatten in der Nacht von Donnerstag, 4. Juli 2024, auf Freitag den Lautrer Hauptfriedhof heimgesucht (wir berichteten https://www.wochenblatt-reporter.de/kaiserslautern/c-blaulicht/diebstahl-auf-dem-hauptfriedhof-kaiserslautern-hoher-sachschaden_a570434). Nach derzeitigem Stand sind mindestens 213 Grabstätten betroffen. Die Polizei ermittelt.

Von Monika Klein

"Es gab immer mal wieder kleine Delikte, aber in diesem Ausmaß war ein Diebstahl noch nie da gewesen." Mit diesen Worten und einem Kopfschütteln drückt Gerhard Prottung, Leiter des Referats Grünflächen, sein Unverständnis über diese Taten aus. Der materielle Wert des Verlusts sei die eine Sache, der persönliche eine andere. Besonders perfide sei gewesen, dass der Diebstahl erst beim genauen Hinschauen aufgefallen ist.

Prottung, sein Stellvertreter Christian Hemmer und Bernd Rach, Vorarbeiter des Bestattungswesens, gehen davon aus, dass "Profis" am Werk waren, die das Areal vorab ausbaldowert haben. Betroffen ist bis dato eine Fläche von fünf Hektar mit 20 Grabfeldern rund um den Löwenbrunnen bis in den Urnen- und Kiefernhain hinein. Ausgespart haben die Kriminellen die Bereiche, die von der Straße und den Wohngebäuden schräg gegenüber in der Mannheimer Straße einsehbar sind. 

Gerhard Prottung (links) und sein Stellvertreter Christian Hemmer schauen sich die betroffenen Grabfelder auf der Tafel an | Foto: Monika Klein
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Schalen, Statuen und Vasen aus Bronze und Kupfer haben sie mitgehen lassen – und zwar in rauen Mengen. Zurückgeblieben sind nur Laternen. Wohl wegen der Verletzungsgefahr durch Glasbruch, wie Rach vermutet. Bei ihrem Tun haben die Kriminellen die Verankerungen gewaltsam gelöst, dann die Blumengestecke wieder zurückgestellt. 

Nur ein Teil der Verankerung ist von der Schale übrig geblieben: Bernd Rach zeigt eine der betroffenen Ruhestätten | Foto: Monika Klein
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Er schildert, dass ihn am Freitagmorgen ein Kollege zum Grabfeld 35 mit dem Satz "Da stimmt was nicht" gebeten habe. "Wir dachten, das sieht komisch aus, haben zuerst nichts erkannt. Erst, als wir genau hingeschaut haben, ist uns aufgefallen, dass eine Schale fehlt." Nachdem sie weitere betroffene Ruhestätten entdeckt hatten, stellten sie den Zusammenhang zu dem am Morgen offen stehenden Haupttor zur Mannheimer Straße her und entdeckten Aufbruchsspuren am Schloss. 

Die Kriminellen haben am Schloss Aufbruchspuren hinterlassen | Foto: Monika Klein
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Nach Rachs Schätzungen liegt das Gewicht pro Diebesgut zwischen fünf und zehn Kilogramm. Hochgerechnet kommt demnach ein Mindestgewicht von mehr als einer Tonne zusammen. Er vermutet, dass die Diebe ihre Beute zunächst an Wegen gesammelt, dann das Tor aufgebrochen haben, um einen Transporter oder Lkw zu beladen und das Metall abzutransportieren.

Das könnte tatsächlich der Fall sein. Laut Polizei liegt ein Hinweis auf einen weißen Kastenwagen oder Transporter vor, der in dieser Nacht im Bereich des Hauptfriedhofs aufgefallen sei. Darüber hinaus werden potenzielle Zeugen befragt und ermittelt, ob es einen Zusammenhang zu anderen Diebstählen im Kreisgebiet gibt, so die Pressestelle.

Dokumentation ist hilfreich

Rach und sein Kollege hatten Anfang dieser Woche bereits 2000 Grabstätten kontrolliert, nach und nach folgen weitere. Hemmer rechnet damit, dass es nicht bei den bisher aufgefallenen Diebstählen bleiben wird. Bei der Überprüfung ist hilfreich, dass vor zwei Jahren zu Dokumentationszwecken 20.000 Fotos der Grabstätten aufgenommen wurden, anhand derer Vergleiche angestellt werden können. 

Mehr als 20 Betroffene haben sich in den ersten Tagen nach Bekanntwerden gemeldet. "Sie sind fassungslos und empört. Sie haben das Vertrauen in die Menschheit verloren", beschreibt Hemmer deren emotionaler Zustand. Er und Prottung bitten Hinterbliebene darum, die Grabstätte zu kontrollieren und gegebenenfalls die Friedhofsverwaltung beziehungsweise die Polizei zu informieren. "Wir tun alles, um die polizeilichen Ermittlungen zu unterstützen", betonen Prottung und sein Stellvertreter. 

Bei dem Friedhofsteam hat sich nach diesem Vorfall ein ungutes Gefühl eingeschlichen. "Wie nach einem Einbruch", zieht Prottung einen Vergleich. Mögliche Schutzmaßnahmen, etwa Kameras oder Beleuchtung mit Bewegungssensoren auf dem Gelände, schließt er aus Datenschutzgründen und weil es sich um einen öffentlichen Raum handelt aus. Eventuell werden zusätzliche Schlösser an den Toren angebracht. Inwieweit sie Sicherheit geben können, bezweifelt Hemmer: "Wer ein Schloss knackt, knackt auch ein zweites." Vor dem Haupttor in der Mannheimer Straße steht seit dem Diebstahl ein Container, der die Friedhofszufahrt blockiert. Er wird zumindest vorerst stehen bleiben. [lmo]

Ein großer Container ist derzeit vor dem Haupttor in der Mannheimer Straße platziert | Foto: Monika Klein
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Info

Wer einen Diebstahl auf einem Grab melden möchte, kann sich unter der Telefonnummer 0631 3692620 mit der Polizei Kaiserslautern in Verbindung setzen.

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Autor:

Monika Klein aus Kaiserslautern

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